Kapitel 7: Verse 1; 2.3; 4-8; 9; 10; 11.12; 13.14; 15-17                Off. 7 - Auslegung als PDF                                                                                                       Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


D. Christus und seine Gemeinde
Offenbarung 7


Mit dem Inhalt des sechsten Siegels kann die Weltgeschichte nicht schließen. Gottes letztes Wort ist nicht Gericht, sondern Leben.
Mit zwei herrlichen Bildern läßt uns Kapitel 7 schauen, wie Gott seine Gemeinde durch die unendlich schwere Zeit der letzten Zeitspanne der Weltgeschichte durchgebracht und ans Ziel

Weltgeschichte im Grundriß

geführt hat. Diese Schau des siebten Kapitels überspringt die ganzen shweren letzten Weltperioden und läßt uns den allerletzten Akt schauen, wenn die Gemeinde des Christus in die Herrlichkeit eingegangen ist.
Mit dieser Schau will Jesus seine Gemeinde instand setzen, die mit Kapitel 8 anhebenden Enthüllungen über den unendlich schweren Weg der letzten Zeit zu ertragen. Es ginge sonst über Menschenvermögen, das Grauenvolle der letzten Zeiträume zu wissen und den bittereinsamen Weg der Gemeinde Jesu zu kennen, ohne zu verzagen. Darum überspringt der Herr zunächst diese ganzen Zeiten und zeigt seiner Gemeinde mit herrlicher Klarheit das Allerletzte. Nun weiss jeder, der zur Christusgemeinde gehört, daß der Herr ihn durchbringt.

Offb. 7,1: „Nach diesem sah ich vier Engel an den vier Enden der Erde stehen, die hielten die vier Winde der Erde fest, damit kein Wind auf dem Land und auf dem Meere und über irgendeinen Baum wehte."


Die Stürme des Gerichts und der letzten, von dämonischen Geistesmächten durchfluteten Zeitspannen dürfen nicht eher über die Erde gehen, als Gott es erlaubt. Das drückt sich im Bild der vier Engel aus, die die vier Winde der Erde festhalten.
Kein Lufthauch irgendeiner Geistesströmung dämonischer Art darf über die Erde ohne den Willen Gottes gehen. Das macht seine Kinder getrost und geborgen. Sie wissen, daß ihr Gott den Anfang und das Ende dieser schweren Weltzeit bestimmt, die man gewöhnlich „die große Trübsal" nennt.

Offb. 7,2.3: „Und ich sah einen anderen Engel von Sonnenaufgang heraufsteigen, der ein Siegel des lebendigen Gottes hatte. Und er rief mit gewaltiger Stimme den vier Engeln zu, denen Macht gegeben war, die Erde und das Meer zu beschädigen, und sprach: ,Schädiget die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben.‘"


Ehe die Endzeit hereinbricht, erhalten alle Glieder der Christusgemeinde das Siegel des lebendigen Gottes. Dies Bild will ausdrücken, daß Gott seine Kinder als sein Eigentum in Anspruch nimmt und durch nichts antasten läßt. Sie haben sich einst ihm zu eigen gegeben, und er hat sie durch seine Vergebung aufgenommen. Darin sollen sie nicht getäuscht werden.
Er bewahrt sein Eigentum unverletzt. Das Siegel Gottes spricht aus, daß keine Macht seine Kinder antasten darf.

Die Vollzahl

Das Siegel wird schwerlich ein äußerer Stempel sein, sondern der innere Stempel Jesu, den er jedem seiner Leute aufprägt. Es ist schon heute eine Freude, wie man an den Stirnen und Gesichtern vieler Kinder Gottes den Stempel Jesu ablesen kann.
Die dämonischen Mächte der letzten Zeit aber werden noch viel klarer als wir diesen Stempel Jesu erkennen und die Kinder Gottes als Eigentum ihres Herrn achten, weil Gott sie dazu zwingt.

Offb. 7,4-8: „Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: 144 000 aus allen Stämmen der Kinder Israels:
aus dem Stamm Juda 12 000,
aus dem Stamm Simeon 12 000,
aus dem Stamm Ruben 12 000, 
aus dem Stamm Levi 12 000,
aus dem Stamm Gad 12 000,
aus dem Stamm Isaschar 12 000,
aus dem Stamm Asser 12 000,
aus dem Stamm Sebulon 12 000,
aus dem Stamm Naphtali 12 000, 
aus dem Stamm Joseph 12 000,
aus dem Stamm Manasse 12 000,
aus dem Stamm Benjamin 12 000
Versiegelte."


Mit diesem ersten Bild wird in unbedingter Gewißheit ausgesprochen, daß Jesus seine Gemeinde, die in die große Trübsal hineingehen muss, bis auf den letzten Mann durchbringt und daß ihm kein einziger von denen, die er als sein Eigentum versiegelt hat, verlorengeht.
Das ist ausgedrückt durch die in diesem Bild immer wiederkehrende Zahl zwölf, die uns schon als die Vollzahl Gottes (drei mal vier) bekannt ist. Sie will besagen, daß der Plan Jesu mit seiner Gemeinde aufs völligste durchgeführt wird und in einer göttlichen Vollkommenheit sein Ziel erreicht. In wuchtigen, knappen Worten wird diese Gewißheit der Gemeinde des Christus eingeprägt, indem sich die Vollzahl zwölf in ununterbrochenem Rhythmus wiederholt.
144 000 = 12 mal 12 000 ist die Gesamtzahl. Natürlich ist die Gemeinde Jesu unendlich viel größer. Es ist keine wirkliche Zahl, sondern Zeichensprache, die alle, die in die große Trübsal hineingehen müssen, gewiß macht, daß nicht einer von denen, die Jesus gehören, in den versuchungsreichen Jahren seinem Herrn untreu wird, sondern daß die Vollzahl der Gemeinde Jesu diese Feuerprobe besteht.
Wie dies in der Gesamtzahl 12 mal 12 000 schon bildlich ausgedrückt ist, so wird es noch einmal durch die immer neue

Weltgeschichte im Grundriß

Wiederholung ausgesprochen, daß aus jedem der 12 Stämme die Vollzahl 12 000 durchgebracht wird. Jeder einzelne kleine Satz verkündigt aufs neue: Jesus trägt seine Gemeinde durch.
Zwölf Stämme werden aufgezählt, obwohl sie zum großen Teil nicht mehr bestehen. Auch ist ihre Aufzählung anders, als man gewohnt ist. Es geht eben gar nicht um die 12 Stämme des natürlichen Volkes Israel, sondern es geht um das Israel nach dem Geist, um die Gemeinde des Christus. Die Zahl „12 Stämme" will besagen, daß der Herr Jesus keinen Teil seiner Gemeinde auf Erden vergisst, sondern an jeden einzelnen denkt; denn 12 ist die Vollzahl Gottes.
Bis in den letzten Winkel seiner Gemeinde reicht die starke Hand ihres Herrn und seine bewahrende Macht. Wo seine Gemeinde auch lebt - er bringt aus jedem Stück der Christusgemeinde die volle, ganze Zahl durch. In jedem Land, in jedem Volk, in jedem Winkel der Erde hält er mitten unter den schwersten Stürmen der Endzeit seine Leute voll und ganz bis auf den letzten in seiner Gemeinschaft. Das will die immer aufs neue wiederholte Zahl 12 000 mit großer Gewißheit aussprechen. Er verliert nicht einen einzigen. Müssen sie schon durch die unerhört schweren Jahre der Zeiten des Antichristus hindurch, so sollen sie aber ebenso auch in unerhörter Weise erfahren, daß ihr Herr, der Sieger von Golgatha, der Stärkere ist.
Mit diesem Bild ist weniger an das natürliche Israel gedacht. Über diesem Volk liegt das Geheimnis des lebendigen Gottes. Längst ist es der Gemeinde Jesu im ersten Jahrhundert ein klarer Begriff, daß sie das wirkliche Israel nach dem Geist, das eigentliche Volk Gottes ist (Röm. 9-11). Das hebt nicht auf, daß die Bibel an vielen Stellen eine Fülle von großen Verheißungen für das alte Volk Israel enthält, auf deren Verwirklichung wir warten.
Daß hier eine Zeichensprache vorliegt, ergibt sich aus dem ebenmäßigen Rhythmus der Zahl
12 000. Es wäre doch mehr als unwahrscheinlich, daß gerade genau diese Zahl aus jedem der Stämme für Christus gewonnen würde. Auch die Tatsache, daß die 12 Stämme nicht mehr alle vorhanden sind und ihre Aufzählung in einer eigenartigen Form erfolgt, deutet auf die bildliche Sprache hin.

Die unzählbare Schar

Der entscheidende Punkt aber ist die Tatsache, daß in Offenbarung 14,1-5 die Deutung für die
144 000 eindeutig gegeben ist. Dort ist es die Gesamtschar der Gemeinde Jesu, in deren Mitte sich ihr Herr befindet. Es ist die Gesamtschar derer, die das neue Lied am Thron Gottes singen.
So will das erste Bild in Kapitel 7 zum Ausdruck bringen:
Jesus nimmt alle, die sein Eigentum wurden, bis auf den letzten für sich voll und ganz in Anspruch. Wenn er ihnen zumutet, den schwersten Teil des Weges der Gemeinde Jesu zu gehen, dann wird er auch auf dieser letzten Wegstrecke, die unvergleichlich schwerer als alle früheren ist, in besonderer Weise als ihr starker Herr über ihnen walten und keinen von ihnen zur Strecke kommen lassen.

Offb. 7,9: „Danach sah ich, und siehe, eine ungeheure Menge, die niemand zählen konnte, aus allen Völkerschaften, Stämmen, Völkern und Sprachen, die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen.“


Wollte die erste Schau in Kapitel 7 uns bezeugen, daß Jesus seine ganze Schar bis auf den letzten Mann durchbringt, so will der zweite Blick, den wir tun dürfen, uns die Gewißheit vermitteln, daß das Werk des Christus eine riesenhafte Ausdehnung hat und eine unzählbare Schar aus allen Erdteilen von ihm überwunden und in das neue Volk Gottes eingegliedert worden ist. Das Werk des Christus auf Golgatha und das Schaffen des erhöhten, lebendigen Christus haben eine gewaltige Frucht getragen. So klein und armselig seine Gemeinde auf Erden oft erscheint, so wird sie doch etwas ganz Gewaltiges und Herrliches sein, wenn alle seine Jünger bei ihm am Ziel versammelt sind. Der Ertrag der Verkündigung der Botschaft von Christus aus aller Welt ist ungeheuer. Diese Kraft geht von Christus aus als von dem, der als das Lamm Gottes die Sünde der Welt trug.
Darum wird er hier, wo er am Ziel seines gewaltigen Werkes geschaut wird, als das Lamm dargestellt. Die Glieder dieses wirklichen Gottesvolkes, das Christus bereitet hat, stammen aus allen Völkern und Rassen, aber keiner ist darunter, der nicht das weiße Kleid trägt, das heißt, der nicht die Vergebung Jesu empfing, welche blutrote Sünde schneeweiß macht. Weil Christus alle Sünde, die uns anklebt,

Weltgesichte im Grundriß

durch seine Vergebung wirklich gelöscht hat, darum sind seine Kinder für die satanischen Mächte unangreifbar gewesen, die sie gern bei dem letzten großen Angriff Jesus entrissen hätten.
Nun aber sind sie für keinen Angriff dämonischer Gewalten mehr erreichbar. Sie sind als Sieger am Ziel. Das wollen die Palmen in ihren Händen besagen.

Offb. 7,10: „Und sie riefen mit gewaltiger Stimme: ,Heil sei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm.‘"


Keiner aus dieser siegreichen Armee schreibt irgend etwas auf sein eigenes Konto. Die ganze Ehre geben sie dem lebendigen Gott und ihrem Erlöser. Sie wissen, daß sie allein durch Gott und Christus ans Ziel gebracht worden sind. Ein gewaltiger Jubel braust durch ihre Reihen, und zugleich stehen sie in tiefster Anbetung vor ihrem Retter.

Offb. 7,11.12: „Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier lebendigen Wesen, und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht, beteten Gott an und riefen: ‚Amen! Preis, Herrlichkeit, Weisheit, Dank, Ehre, Macht und Stärke gebühren unserem Gott in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Amen.‘"


In diesen Jubel und in diese Anbetung der ans Ziel gebrachten Christusgemeinde stimmt die ganze Engelwelt mit ein.

Offb. 7,13.14: „Und es nahm einer von den Ältesten das Wort und sprach zu mir: ,Wer sind diese, die mit weißen Kleidern angetan, und woher sind sie gekommen?‘ Und ich sprach zu ihm: ,Mein Herr, du weißt es.' Da sagte er zu mir: ‚Das sind die, die aus der großen Trübsal gekommen sind und ihre Kleider in dem Blut des Lammes gewaschen und rein gemacht haben.“


In köstlichen Worten, durch die Tausende schon gestärkt und ermutigt worden sind, läßt Jesus uns noch einmal sagen, daß diese unzählbare Schar die sind, die die letzte große Trübsal erlebt haben, ohne von Christus getrennt werden zu können, weil sie durch sein Siegel als sein Eigentum gekennzeichnet waren. In Vers 14 heißt es: „Diese sind diejenigen, welche aus der großen Trübsal kommen." Durch den Artikel wird deutlich, daß es sich nicht um irgendwelche früheren Verfolgungszeiten handelt, sondern um die letzte und schwerste.
Eine Ermutigung liegt auch darin für uns alle, daß der Herr Jesus nicht nur einige wenige mit Müh und Not durch diese letzten, schrecklichen Weltzeiten hindurchrettet, sondern daß es eine unabsehbare Schar ist, die niemand zählen kann, die er unangetastet, unverletzt, fest in seiner Gemeinschaft durch

Die Gemeinde am Ziel

die Zeit des Antichristentums mit all ihren zersetzenden Geisteserscheinungen hindurchträgt. Er hat uns doch nicht gerettet, um uns dann in dieser letzten Zeitspanne innerlich zugrunde gehen zu lassen. Wir können nicht groß und gewaltig genug von dem Werk Jesu denken.
Die Kraft all dieser unzählbaren Jünger Jesu, die in der letzten großen Trübsal als sein Eigentum unverletzt bewahrt wurden, stammte nicht aus ihnen selbst. Es war die Kraft des Blutes des Lammes, die sie bewahrt hat, die Siegesmacht dessen, der auf Golgatha für sie starb. Wir werden immer wieder in der Offenbarung des Johannes beobachten, daß die Gemeinde Jesu in den schweren, letzten Abschnitten der Menschheitsgeschichte im Grunde nicht selbst kämpft. Sie kämpft für Christus, indem sie mit ihm und aus ihm lebt und ihn als die Quelle ihres Lebens bezeugt.

Offb. 7,15-17: „Deshalb sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel, und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten, auch wird sie kein Sonnenbrand oder irgendeine Hitze mehr treffen, denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und zu Wasserquellen des Lebens führen. Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen."


Nun sind die, die in der großen Trübsal als die ausgestoßenen, in der Welt unmöglichen, gejagten und gehetzten Leute erscheinen, in der unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott, verbunden mit der höchsten Majestät der Welt. Sie haben viel Hunger und Durst, Hitze und Trübsal in den Verfolgungsjahren erlebt. Die Schwere der Not hat manche Träne gekostet.
Leicht ist diese letzte Zeit nicht, aber tausendfältig wird ihnen jetzt alles ersetzt, wenn Jesus selbst sie zu den lebendigen Wasserbrunnen leitet, und Gott alle Tränen von ihren Augen abwischt, und sie an dem vollendeten Gottesreich Anteil haben dürfen.
Jetzt wissen wir den Weg der Christusgemeinde in der letzten großen Trübsal und schauen getrost den Enthüllungen Jesu entgegen, die uns nun die letzten Etappen der Entwicklung der Welt und seiner Gemeinde zeigen wollen.

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