Gott sorgt sich um seine Kinder, dass sie von der allgemeinen Begeisterung für den kulturellen Fortschritt so erfaßt werden könnten, daß sie keinen Abstand zu der modernen Kultur mehr haben. Es besteht keine Möglichkeit mehr, daß die Jünger Jesu nach einem Land auswandern könnten, in dem sie ihr Leben in einer ganz anderen Weise als die übrige Welt zu gestalten vermöchten. Solch ein Land gibt es nicht mehr. Die Gemeinde Jesu ist mitten in der Welt, in all ihre Entwicklungen verflochten und kann sich nicht daraus lösen. Aber es kommt darauf an, daß sie innerlich selbständig und frei bleibt. Es ist nicht damit getan, daß sie aus irgendwelchen christlichen oder anderen Organisationen austritt. Aus dem Entwicklungsprozeß der modernen Kultur kann sich niemand lösen. Es geht um die Frage, wie man inmitten dieses ganzen wirtschaftlichen Zusammenhanges dennoch ein freier Mensch bleibt, der sein Leben unter Christus lebt. Es ist eine Erfüllung dieses Wortes, wenn man sich heute ernsthaft bemüht, den Willen Gottes für die verschiedenen Lebensbereiche zu erkennen. Es geht hier um eine entscheidende Hilfe, daß der Ingenieur und der Bauer, der Arbeiter und der Soldat, der Jurist und der Arzt sich nicht willenlos dem Entwicklungsprozeß des modernen Lebens einordnet, sondern jeder an seinem Platz das zu tun sucht, was von Christus her richtig zu sein scheint. Es ist ein neuer Wille in der Gemeinde Jesu aufgewacht, sich der Sünden der modernen Kultur nicht teilhaftig zu machen. Das Wissen um das Endgericht, dem diese Kultur verfällt, hebt nicht auf, daß jeder Jünger Jesu heute alles daransetzt, um das Steuer in seiner Umgebung herumzureissen und dem Willen Jesu in den Bereichen des modernen Lebens Raum zu machen. Die Tatsache, daß alles auf der Erde Bruchstück bleibt, hebt nicht auf, daß solches Bemühen etwas ganz Großes und die Erfüllung unseres Wortes ist: Gehet aus von ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und etwas von ihren Plagen empfanget.
Wer sich gedanken- und willenlos von dem modernen Leben treiben läßt, hat schon heute an seinen Plagen vollen Anteil. Er wird ein getriebener und gehetzter Mensch, der nicht mehr lebt, sondern nur noch vegetiert. Es ist das große Angebot Gottes, daß wir durch den verborgenen Umgang mit Christus in ein Leben gestellt werden, das stärker als die Hetze des modernen Fortschritts ist und das uns die innerste Stille und echte Menschenwürde erhalten will. Wer von dem modernen Leben gelebt wird, wird von ihm ausgepumpt und seelisch eine Ruine. Wer aus Christus lebt, bleibt ein Mensch mit wirklichem innerem Leben und mit letzten Werten, für die es sich lohnt zu leben.
Wenn ein Mensch nichts weiter leistet, als daß er seinen persönlichen Lebenszusammenhang mit Christus bewahrt und unter seinen Augen lebt, so wird er dadurch eine innere Prägung empfangen, die ihn bedeutungsvoll für seine ganze Umgebung macht. Es ist eine zweitrangige Frage, was ein solcher Mensch im einzelnen leistet und tut. Sein erster Wert besteht darin, daß er ein Mensch in Christus von solchen inneren Qualitäten ist. Er bedeutet etwas für alle, die ihm begegnen oder mit denen er zusammenlebt. Von ihm gehen Kräfte wirklichen Lebens und inneren Friedens aus Christus aus. Obwohl ein solcher Mensch mitten im modernen Leben steht, ist er in Wirklichkeit ausgewandert und hat seine Heimat und sein Bürgerrecht in der unsichtbaren Welt bei Christus. Auf Erden ist er ein Fremdling und dennoch für seine Umgebung von ganz großer, letzter Bedeutung.
Die letzte Etappe der Weltgeschichte