Kapitel 17: Verse 1; 2; 3a; 3b; 4.5; 6a; 6b.7; 8; 9-11; 12.13; 14; 15; 16; 17; 18      
                   Off. 17 - Auslegung als PDF        Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


D. Der Zusammenbruch der antichristlichen Kultur

Offenbarung 17 und 18

Die antichristliche Kultur und die sie tragenden staatlichen Mächte
Offenbarung 17,1-15


Offb. 17,1: „Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, und er redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir das Gericht über die große Dirne zeigen, die an vielen Wassern sitzt."


Es gibt ein wirkliches Gericht. Gott sieht lange zu, aber einmal geht seine Geduld zu Ende, und es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Die antichristliche moderne Kultur wird hier unter dem Bild der Dirne dargestellt. Die Dirne verführt zum Ehebruch. Die moderne Kultur verführt zum Ehebruch Gott gegenüber. Der Mensch ist von der Urschöpfung her zur Ehe mit Gott bestimmt. Durch Christus hat er ihn noch einmal in seine Gemeinschaft gerufen. Die antichristliche Kultur löst diese Verbundenheit mit Gott durch ihren Einfluß auf. Es sind dämonische Gewalten, die hinter dieser Kulturwelt stehen. Zutiefst ist sie von Satan, dem Gegenspieler Gottes, inspiriert.
Die vielen Wasser, an denen die Dirne sitzt, werden in Vers 15 als die Völker der Erde gedeutet. In den vergangenen Jahrhunderten waren die Kulturen Nationalkulturen, die auf ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Völkergruppe begrenzt blieben. Die Kultur der Endzeit ist übernational und international. Sie ist nicht auf ein Volk oder ein Teilgebiet der Erde begrenzt, sondern umfaßt die ganze Welt. Dieser Entwicklungsprozeß spielt sich vor unseren Augen ab. Vor

Das Wesen der modernen Kultur

hundert Jahren gab es noch keine Kultur, die die ganze Welt umspannte. Aber in unserer Generation hat unter dem Einfluß der beiden Weltkriege die europäische technische Kultur ihren Weg zu allen Völkern gefunden. So verschieden die Völker und politischen Systeme sind, so einig sind sie in der Anbetung dieser sogenannten Kultur, die mit der europäischen Technik zu ihnen gekommen ist. Es gibt kein Volk der Erde, das sich von dieser technischen Kultur ausschließen will. Es wäre so naheliegend gewesen, daß alte Kulturvölker gegen diese Überflutung mit europäischer Kultur sich gewehrt hätten. Aber sämtliche Völker der Erde greifen mit beiden Händen nach dem, was die moderne Technik ihnen bietet. So wird die gesamte Völkerwelt der Herrschaftsbereich dieser mammonistischen, technischen Kultur. Die Endzeit zeichnet sich deutlich ab. Nie hat es eine solche kulturelle Einheit der ganzen Völkerwelt gegeben. Es gehört zu den Zeichen der Zeit, daß die moderne Kultur international geworden ist und kein Volk der Erde sich von ihr ausschließt.

Offb. 17,2: „Mit ihr haben die Könige der Erde Ehebruch getrieben, und die Bewohner der Erde sind von dem Wein ihrer Hurerei trunken geworden."


Die staatlichen Mächte der ganzen Welt haben sich mit dieser Kultur verbündet und dadurch dem Anspruch Gottes entzogen. Sie haben das selbst oft gar nicht gemerkt. Sie bekannten sich mit ihrem Wort zu Gott und stellten sich schützend vor die Religion. Praktisch aber wurde Gott von einem Lebensgebiet nach dem anderen im politischen und wirtschaftlichen Leben ausgeschaltet. Die moderne Fabrik gehorchte anderen Gesetzen als den Lebenslinien Jesu Christi. Der gepriesene wirtschaftliche Aufschwung der letzten hundert Jahre war in Wahrheit eine große Revolution gegen Gottes Herrschaftsanspruch. Gott hatte im Wirtschaftsleben nichts zu sagen. Die Maschine ging über ihn zur Tagesordnung über. Ein unheimlicher anderer Geist band die Staatsmächte an sich.
Kein Staat hat sich dieser Entwicklung entziehen können, durch die Gottes Herrschaft im täglichen Leben ausgeschaltet und der Ehebruch ihm gegenüber verwirklicht wurde. Die moderne Technik hat ihre eigenen Gesetze. In dieser technischen Kultur gewinnen andere Mächte die Führung als Gott. Es ist eine

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Mammonskultur. Es geht alles ums Geld. Weil Gott abgesetzt ist, verliert der Mensch seinen Adel und wird zu einem Rädchen im großen Maschinensaal der modernen Technik.
Aber nicht nur die führenden Schichten der Völker begeistern sich für diese Kultur, sondern alle Bewohner der Erde werden trunken von dem Rauschtrank des modernen Lebens,
der sie zum Ehebruh Gott gegenüber verführt. Der Kulturrausch ergreift alle Schichten der Völker. Keiner will zu den bescheidenen, natürlichen Lebensformen vergangener Zeit zurück. Die Annehmlichkeiten des technischen Fortschritts schlagen alle in ihren Bann. Keiner kann sich der Maschine und ihrer Herrschaftsgewalt entziehen. Er wird sonst unmöglich und im Wirtshaftsleben konkurrenzunfähig. Es hat die moderne Kultur in der Tat etwas Faszinierendes. Wir möchten alle nicht mehr so primitiv wie unsere Väter leben. In unaufhaltsamer Arbeit wird die technische Kultur verfeinert. Niemand möchte mehr einen Eisenbahnwagen von 1900 besteigen. Es muß der gepolsterte, gut gefederte Wagen von heute sein. Niemand möchte mehr zur Postkutsche zurück, wo das Flugzeug die Kontinente verbindet. Wir sind alle dankbar für das elektrische Licht, den Fernsprecher, die Postverbindung durch die ganze Welt. Merkwürdigerweise ist durch all diese Fortschritte nichts gewonnen worden. Eigentlich müßten wir jetzt Zeitmillionäre sein. In Wirklichkeit wird die Zeit immer knapper, und wir sind alle gehetzte Leute. Wir sind an die Maschine angeschmiedet und müssen ihr Tempo mitleben. Auch wo man das Gift der modernen Kultur merkt, kann man doch nicht davon lassen. Alle Völker der Erde sind von dieser Kultur berauscht. Es stört sie nicht, daß sie in Europa und Amerika ihren Ausgangspunkt hat. Die verschiedensten Rassen, Völker und politischen Systeme sind in diesem Kulturrausch einig. Er erzeugt eine einheitliche Front Gott gegenüber und gestaltet ein Leben, das nach anderen Lebensgesetzen sich vollzieht. In dem modernen Kulturleben hat Gott nichts mehr zu sagen.
Dieser Kulturrausch wird als ein Wein bezeichnet, der zur Hurerei verführt. Mit Hurerei ist hier eine Geisteshaltung gemeint, die mit Gott gebrochen hat und den Menschen als oberstes Prinzip an die Stelle Gottes setzt. Der Mensch ist von seiner technischen Erfindungsgabe und seinem kulturellen

Die Zaubermacht der modernen Kultur

Fortschritt so berauscht, daß er es nicht mehr nötig hat, sich von Gott helfen zu lassen. Er ist selbständig geworden und glaubt, die Welt ohne Gott wunderbar gestalten zu können. Die Zahl, die Masse, das Geld, die Macht sind die beherrschenden Faktoren anstelle der Gebote und Lebenslinien Gottes.
Auch die Gemeinde Jesu lebt im Bannkreis der modernen Kultur und kann sich ihr nicht ohne weiteres entziehen. Sie lebt auf dieser Erde und nicht auf einem anderen Planeten. Es ist völlig unmöglich, daß die Christenheit jenseits der modernen Kulturentwicklung lebt. Sie ist in diesen ganzen Lebensprozeß eingeschlossen und lebt selber von ihm. Die Gemeinde Jesu kann den elektrischen Strom, die moderne Bauweise, die heutigen Verkehrsmittel nicht aus ihrem Leben ausschalten.
Sie muß notgedrungen all das gebrauchen, was ihr die technische Kultur darreicht. Es ist die große Frage, ob sie die Ergebnisse des modernen Erfindungsgeistes gebraucht, als besäße sie sie nicht, oder ob sie von diesen technischen Errungenschaften und von ihrem Geist besessen wird. Es ist die große Lebensmöglichkeit, die uns Jesus gibt, daß wir mitten in dem modernen Leben und seinen Erscheinungsformen stehen können, ohne dort unseren Lebensgrund und unsere Lebenserfüllung zu haben. Es gibt ein Verbundensein mit Christus, das unser eigentliches Leben ausmacht und uns in die Freiheit der modernen Kultur gegenüber stellt. Es ist die Frage, wo wir die letzte Erfüllung unseres Lebens finden, ob in Jesus oder in dem, was die moderne Kultur uns bietet.
Auch in den Reichgottesarbeiten, christlichen Kirchen und gläubigen Kreisen sind wir gegen den Einbruch des Geistes der modernen Kultur nicht ohne weiteres gesichert. Auch dort kann die Zahl, die Masse, das Geld, die Macht, der Betrieb eine unheimliche Gewalt gewinnen. Auch die Gemeinde Jesu kann sich an diese Linien so verlieren, daß sie von ganz falschen Zielsetzungen beherrscht wird und nicht mehr in dem stillen, verborgenen Lebenszusammenhang mit Jesus das Eigentliche und Wesentliche sieht. Sie kann von der Zahl so beeindruckt werden, daß der eine Sünder, der Buße tut und zu Jesus heimkehrt, ihr so geringfügig erscheint, daß sie ihn gar nicht mehr achtet. Es ist eine Katastrophe in der Christengemeinde, wenn sie nicht mehr die unscheinbare kleine Herde sein will,

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

sondern Machtpositionen beziehen möchte und in der Statistik etwas bedeuten will. Das heißt trunken werden von dem Wein der Hurerei der modernen Kultur und ihren Gesichtspunkten.
Es geht darum, daß die Gemeinde des Christus in der Welt und doch nicht von der Welt ist, daß sie notwendigerweise an den Errungenschaften der technischen Kultur teilhat und doch ihr Leben aus ganz anderen Quellen, aus der verborgenen Lebensbeziehung mit Jesus selbst gestaltet, daß sie intensiv an der Arbeit ist und den technischen Fortschritt verwendet, aber weder auf die Technik noch auf die Organisation, noch auf den Betrieb, noch auf die Zahl ihre Hoffnung setzt, sondern allein auf Jesus Christus und den Geist, den er gibt. Sie weiß, daß alles andere nur Schein erzeugt und nur das, was dem Lebenszusammenhang mit Jesus erwächst, Wirklichkeit ist. Sie weiß auch, daß die Zahl und das Geld im Reich Gottes kein Gesichtspunkt ist, sondern daß vor Gott nur die von Christus gewirkte Geburt von obern Wert hat.

Offb. 17,3a: „Und er brachte mich im Geist in eine Wüste.“


Die vollendete Gemeinde sah Johannes in Kapitel 14 auf dem Berg Zion: sie ist eine Stadt auf dem Berge. Die mit Gott zerfallene Welt sieht er in der Wüste: im Grunde ist sie trotz aller Kultur und Technik zur Wüste geworden, öde, leer, ohne Frucht. In der Wüste kann man nicht leben. In der Wüste muß man verdursten und zugrunde gehen. Es ist kein Zufall, daß die antichristliche moderne Kulturwelt im Rahmen der Wüste gesehen wird. Sie scheint das Leben der Menschheit auf den Höhepunkt zu führen. In Wirklichkeit aber wird unter ihrem Einfluß das Leben zur Wüste.

Offb. 17,3b: „Und ich sah ein Weib auf einem scharlachroten Tier sitzen, das voll Namen der Lästerung war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte.“


Das Weib, die Dirne, sitzt auf einem Tier, das sie trägt. Das Tier ist uns aus Kapitel 13 bekannt. Es ist der Welteinheitsstaat, der unter einer fabelhaften geistigen Führung (sieben Köpfe) steht und in dem eine ungeheure Macht zusammengeballt ist (zehn Hörner). Die scharlachrote Farbe ist die Farbe des Drachen, die Farbe Satans. Von dort ist dieser Staat inspiriert und in seinem Wesen geprägt. Daher ist er voll Namen der Lästerung. Alles in ihm steht im Gegensatz

Die Dämonie der modernen Kultur

zu Gott. Er zieht alles, was an Gott und Christus erinnert, in den Dreck. Er möchte jede Beziehung zu Gott auslöschen.
Ihn beseelt eine fanatische Feindschaft gegen Jesus und seine Gemeinde.
Darum ist er der Förderer der modernen Einheitskultur, die den Menschen von den Lebensgesetzen Gottes löst und Gott aus allen Lebensbereichen ausschaltet. Der antichristliche Welteinheitsstaat ist der Schrittmacher der modernen technischen Kultur. Mit ihr will er die neue Welt bauen, die die Sehnsucht der Jahrtausende erfüllen soll. So ist er das Reittier, auf dem die moderne Kultur durch die Lande reitet und sich die ganze Welt unterwirft. Es ist ein Rätsel, wie die arme, machtlose Gemeinde Jesu gegenüber diesem Bund von antichristlichem Staat und antichristlicher Kultur bestehen soll. Sie hat in der Tat die ganzen Mächte der Welt gegen sich. Ihr Ende scheint nur eine Frage von Tagen zu sein.

Offb. 17,4.5: „Und das Weib war mit Purpur und Scharlach bekleidet und über und über mit Gold und Edelsteinen und Perlen behangen; sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greuel und den Unsauberkeiten ihrer Hurerei. Und auf ihrer Stirn war ein Name geschrieben, ein Geheimnis:
Babylon, die große, die Mutter der Dirnen und der Greuel der Erde."


Die Dirne, die die Welt zum Ehebruch Gott gegenüber verführt, ist in Purpur gekleidet wie die Könige der Erde. Sie regiert die Welt. Die moderne Kultur ist die diktatorische Macht, die die ganze Welt beherrscht. Die Scharlachfarbe erinnert daran, daß die antichristliche Kultur denselben Ursprung in den geistigen Kräften Satans hat wie der antichristliche Welteinheitsstaat.
Eine Dirne schmückt sich in auffallender Weise, weil sie sonst nichts hat, womit sie Eindruck machen könnte. Sie ist hohl und leer und möchte doch Eindruck machen. Weil innerlich nichts dahintersteht, muß die äußere Aufmachung den fehlenden geistigen Gehalt ersetzen. So ist es auch in der modernen technischen Kultur. Die Aufmachung und Fassade ist fabelhaft. Aber die innere Armut ist riesengroß. Die Seele des Menschen verhungert dabei. Der eigentliche Mensch stirbt an dieser Kultur. Aber durch ihre imponierende Lebensgestaltung bringt sie die gesamte Menschheit in ihren Bann und verführt sie als echte Dirne zum Ehebruch dem lebendigen Gott gegenüber. Den lebendigen Gott sieht man nicht. Für

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

ihn braucht es eine besondere Aufgeschlossenheit des Geistes. Die moderne Kultur aber hat man unmittelbar vor Augen. Sie ist in ihrer ganzen Aufmachung bestechend.
Sie hat einen goldenen Becher in ihrer Hand. In ihm ist alles, was der Mensch an Schönheit und Lebenskultur begehrt. In ihm ist Bildung und Kunst, Wohnkultur und Luxus. In ihm ist alles, was das Leben schön gestaltet. Dennoch ist es ein Giftbecher, an dem der Mensch stirbt. Die Greuel und
Unsauberkeiten ihrer Hurerei bestehen in der Loslösung von Gott.
Die selbstbewußte Haltung des Menschen, der Gott nicht mehr nötig hat, ist vor dem ewigen Richter ein Greuel. Wie der sexuelle Ehebruch den Menschen in lauter Unsauberkeiten führt, so bringt der Ehebruch Gott gegenüber den modernen Menschen überall in unsaubere Linien, an denen er sterben muß. Die moderne Dirne gibt keinen Ersatz für die Ehe mit Gott. Wer sich ihr verschreibt, ist betrogen. Wer das Geheimnis der Dirne durchschaut hat, weiß, daß in dieser so gearteten Kulturwelt der Grund aller Lösung von Gott und der Ursprung aller unheimlichen Entwicklung des modernen Zeitalters liegt.
Das 20. Jahrhundert mit seinen beiden Weltkriegen, seiner unheimlichen Lebenssteigerung und seinen dämonischen Atomentdeckungen ist die lebendige Illustration dazu. Der Name der ersten Weltstadt Babylon ist das Sinnbild dieser Kultur geworden. Ihr Charakter steht auf ihrer Stirn geschrieben. Sie kann ihn nicht verleugnen, auch wenn sie es möchte.
Dennoch ist ihr Name ein Geheimnis. Es braucht einen von Gott erleuchteten Verstand, um die antichristliche Kultur zu durchschauen und nicht dem modernen Kulturrausch zu verfallen. Wer aber durch die Fassade durchschaut, sieht klar, daß alle unheimliche Entwicklung des 20. Jahrhunderts in dieser dämonischen Kultur ihren Ursprung nahm: Konzentrationslager und Folter, Gewissensvergewaltigung und geistige Knebelung, Diktatur und Mammongeist, Profitsucht und
Kolonialsystem, Auflösung der Ehe und sexuelle Zuchtlosigkeit. Es gibt nur eine Rettung für das 20. Jahrhundert: zurück zu Christus und bedingungslose Unterstellung des Lebens unter seine Herrschaft.

Offb. 17,6a: „Und ich sah das Weib trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu."


Fanatischer Haß gegen die Gemeinde ]esu

Der auf seine Kultur so stolze Staat der Endzeit versagt in den grundlegenden Fragen der Kultur: in der Freiheit des Geistes und des Gewissens. Weil er selbst weder Geist noch Gewissen hat, haßt er die Gemeinde Jesu, die in ihrem Gewissen an Gott gebunden und darum geistig nicht zu unterwerfen ist.
Es wird den Menschen des antichristlichen Zeitalters eine Wonne sein, die Christen zu Tode zu bringen, sonderlich die Zeugen Jesu, die in vorderster Front stehen. Wie ein Rausch wird es über die Menschen kommen. Was früher nur einige Sadisten vermochten, wird allgemeine Geisteshaltung. Sie werden kein Mitleid mit den Christen haben, sondern sie mit Begeisterung quälen und ermorden. Der fanatische Haß gegen die Gemeinde Jesu ist typish für die geistige Lage der letzten Menschheitskultur. Es ist schwer, dafür das Wort „Kultur" noch zu verwenden. Eigentlich ist es Verwilderung. Der Mensch des antichristlichen Zeitalters muß die Christen beseitigen, um in seinem Gewissen Ruhe zu bekommen: denn das sind die Menschen, die durch ihre Existenz ihn immer mahnen, daß er im Ehebruch Gott gegenüber lebt und die Grundlage des Lebens verlassen hat.
Die Dirne Babel ist das Gegenstück zur Braut des Lammes. Die Dirne Babel, die moderne antichristliche Kulturwelt, ist inspiriert von den Dämonen, von ihnen zur Größe erhoben, reich, überschüttet mit Luxus, eine imponierende Macht, aber voll Haß gegen Jesus und ohne Gewissen. Die Braut des Lammes, die Gemeinde Jesu, ist inspiriert von Jesus, in die Niedrigkeit gestoßen, bettelarm, waffenlos, aber sie steht in der Liebe zu Jesus und ist im Gewissen an ihn gebunden.
Wir sind alle viel tiefer unter den Einfluß der Dirne Babel geraten, als wir wissen. Wir lassen uns von vielem imponieren, wovon wir uns eigentlich nicht imponieren lassen sollten. Wir lassen uns auch als Jünger Jesu von den Linien der modernen Kultur inspirieren. Es wird uns schwer, die niedrige, arme Gemeinde Jesu mit ihren Werten zu sehen und mit Freuden in ihr zu leben. Auch die Christenheit strebt nach Machtpositionen. Sie ist nicht bereit, den waffenlosen, niedrigen Weg Jesu zu gehen. Auch ihr imponiert die Zahl. Auch in ihr muß immer etwas los sein. Eine Veranstaltung der Christenheit jagt die andere. Auch die Reichgottesarbeit geschieht am laufenden

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Band. Die Jünger Jesu sollten aus der Stille und aus dem verborgenen Umgang mit ihrem Herrn leben und von daher seine Zeugen sein. Aber es wird ihnen shwer, so schlicht wie die ersten Christen zusammenzukommen. Der christliche Betrieb und das christliche Programm arbeiten wie eine Maschine und sind nur zu gut in der Lage, mit ihrem Sog das Leben der Jünger Jesu und ganzer Gemeinden zu vernichten. Es gehört eine enorme Widerstandskraft und immer neue Besinnung in der Gemeinde Jesu dazu, um das ihr eigentümliche Leben zu behaupten und nicht von der Strömung des übrigen Lebens mitgerissen zu werden.

Offb. 17,6b.7: „Und ich geriet in ein grosses Staunen, als ich sah. Und der Engel sprach zu mir: Warum staunst du? lch will dir das Geheimnis des Weibes und des Tieres sagen, das das Weib trägt, das die sieben Häupter und zehn Hörner hat.“


Selbst ein Johannes muß über diese Erscheinung staunen. Die Gemeinde Jesu ist gegen die überwältigenden Eindrücke der modernen Kultur nicht gesichert. Im Grunde sind wir alle irgendwie ihrem Sog verfallen und bewundern sie. Wir brauchen die Hilfe von unsichtbarer Hand, damit wir uns dem mächtigen Eindruck der technischen Kultur entziehen und ihr dämonisches Geheimnis durchschauen.
Hadorn sagt in seinem Kommentar Seite 172: „Diese Verwunderung ist unverständlich, wenn Johannes nur Vergangenes, also die neronische Christenverfolgung, schildern wollte, sehr verständlich aber, wenn das Bild, das vom Blut der Zeugen Christi trunkene Weib, zugleich eine Weissagung ist." Johannes konnte nicht ahnen, was sein Wort uns im 20. Jahrhundert bedeuten würde. Das ist Gottes Geheimnis, der in das Wort jenes Mannes Prophetie hineinlegte, die uns in der Gegenwart Hilfe bedeutet. Man hat immer wieder in Katastrophenzeiten nach der Offenbarung des Johannes gegriffen und sich aus ihr gestärkt. Aber in unserem Jahrhundert liegen die Dinge doch anders. Es ist geradezu verblüffend, wie die Ereignisse der Gegenwart mit den Linien des Bildes übereinstimmen, das uns Johannes zeichnet. Wer dieses Buch durchdenkt, bekommt einen Durchblick durch die Gegenwart und inneren Abstand von den Mächten und Entwicklungen, die uns alle zu überfluten drohen.

Der antichristliche Weltdiktator

Die Gemeinde Jesu sollte sich von der modernen Scheinkultur nicht imponieren lassen. Sie sollte nicht staunen, wo im Grunde nur der Tod ist. Das Staunen bleibt denen überlassen, die nicht im Buch des Lammes stehen. Wer zu Jesus gehört und von ihm sehende Augen bekommen hat, sollte die Gegenwart in ihrer endzeitlichen Gestalt durchschauen und daraus seine Schlußfolgerungen ziehen.

Offb. 17,8: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist nicht und wird wiederkommen aus dem Abgrund und geht in das Verderben. Und die auf der Erde wohnen, deren Name nicht von Grundlegung der Welt an in das Lebensbuch geschrieben ist werden staunen, wenn sie das Tier sehen, daß es gewesen ist und nicht ist und da sein wird.“


Professor Hadorn schließt alle älteren und neueren sogenannten zeitgeschichtlichen Deutungen aus (Seite 175). „Es ist die Gefahr nicht zu verkennen, daß man mit der zeitgeschichtlichen Erklärung das Buch und die Eschatologie selbst für erledigt ansieht" (Seite 176). Das Tier ist der letzte antichristliche Staat der Weltgeschichte und zugleich sein Oberhaupt (Offb. 13). Von Jesus heißt es: „Der da ist und der da war und der da kommt." Der Antichrist will Jesus ersetzen und ist doch nur seine Karikatur: Jesus ist der ewige Herr; der Antichrist ist eine Eintagserscheinung und nimmt ein furchtbares Ende.
Wir erinnern uns an die Nachahmung der Auferstehung Jesu, die uns in Kapitel 13 geschildert wurde. Der antichristliche Weltherrscher stirbt und steht wieder auf zu neuem Leben. Er ist gewesen vor seiner Ermordung und hat eine Weile die Weltherrschaft ausgeübt. Er ist nicht da in den Tagen seines Todes. Aber er kommt wieder durch seine Auferstehung, um die Führung der Welt aufs neue zu übernehmen. Aber er kommt aus dem Abgrund, aus dem satanischen Lebensbereich, aus der Welt der Dämonen. Er hat mit Gott nichts zu tun. Er ist von unten inspiriert. Von dorther empfängt er sein zweites Leben nach seiner Auferstehung. Jesus empfing sein zweites Leben in der Auferstehung vom lebendigen Gott. Darum bleibt Jesus in Ewigkeit und ist noch heute der lebendige Herr. Der antichristliche Weltherrscher aber geht ins Verderben und kehrt dorthin zurück, woher er kam: in den Abgrund, in die ewige Verdammnis. Wer mit ihm geht, hat das ewige Verderben gewählt.

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Sein Weg ist ein Todesweg. Nur der Weg Jesu ist Leben. Wer mit Jesus sich verbindet, bleibt in Ewigkeit mit ihm verbunden.
Der antichristliche Weltherrscher muß eine imponierende Persönlichkeit sein. Das Wunder seiner
Auferstehung und die fabelhafte Art seiner Weltregierung machen tiefen Eindruck - auch auf die Gemeinde Jesu. Darum wird mit sehr eindringlichen Worten ausgesprochen, daß jeder, der nicht in das Buch des Lebens eingetragen ist, dieser fabelhaften Erscheinung des antichristlichen Weltherrschers und seines Staates verfällt. Wir haben miterlebt, wie prächtige Christen sich von solchen
Erscheinungen täuschen ließen. Darum kann keiner von uns selbstsicher sein. Wir tun alle gut, gründlich das Wort der Schrift zu studieren, um uns ganz eng an Jesus anzuschließen.
Wer sich von den Eindrücken der modernen Kulturwelt berauschen läßt, ist verloren.

Offb. 17, 9-11: „Hier ist das Denken nötig, das Weisheit hat. Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen das Weib sitzt und sind (zugleich) sieben Könige. Fünf sind gefallen. Einer ist da. Der andere ist noch nicht gekommen, und wenn er kommen wird, darf er nur eine kleine Zeit bleiben. Und das Tier, das gewesen ist und ist nicht, ist zugleich selbst der achte und ist einer von den sieben und geht in die Verdammnis."


Es ist in der Tat ein Denken nötig, das von Gott durch die Heilige Schrift erleuchtet ist, um die sonst so sinnlose Weltgeschichte und zumal ihre letzte Etappe zu durchschauen. Es braucht eine Weisheit, die nicht aus dem Kulturrausch des modernen Menschen stammt, sondern die von Gott gegeben ist.
Es ist ein unerhörtes Vorrecht, zur Gemeinde des Herrn Jesu gehören zu dürfen und die Bibel zu besitzen. Alle übrigen Menschen werden von den unheimlichen Entwicklungen der Endzeit ahnungslos überfallen. Wer von Jesus ein erleuchtetes Denken durch das Wort der Schrift empfing, hat einen guten Kompaß, um sich in der unheimlichen Endentwicklung durhzufinden.
Die sieben Köpfe des Tieres, die sonst als die zusammengeballte Intelligenz des Führungsstabes im antichristlichen Weltreich verstanden wurden, werden hier als sieben Berge gedeutet, die die Menschheitskultur tragen. Berge sind in der Offenbarung des Johannes Weltmächte. Arme Völker
können eine derartige Kultur nicht hervorbringen. Dazu gehören

Kultur und Staatsmacht

Weltmächte, die über Einfluß und Geld verfügen. Eine Kultur von Großformat kann nur eine Großmacht hervorbringen. Diese Kultur hat freilich auch einen dementsprechenden Charakter. Zur Kultur Jesu gehört nicht Macht und Geld, sondern Geist. Seine Gemeinde entwickelt eine fabelhafte Kultur, freilich ganz anderer Art, und sie kann selbst in größter Armut bestehen.
Die sieben Königreiche oder Großmächte verkörpern die Gesamtheit aller Weltreiche. Die fünf vergangenen Weltmächte hat man auf Ägypten, Assyrien, Babylonien, Persien und das Reich Alexanders des Großen gedeutet. Sie waren zur Zeit des Johannes vergangen. Gegenwärtig bestand das römische Weltreich der Cäsaren. Noch nicht gekommen ist das antichristliche Weltreich der Endzeit. Alle europäischen Großmächte und die aus der europäischen Völkerwanderung hervorgegangenen amerikanischen Staaten sind geschichtliche Auswirkungen des römischen Weltreichs und stehen in seiner Nachfolge. Jetzt stehen wir in der Umschichtung der Weltmächte. Eine ganz neue Gruppierung bildet sich. Die Völker Asiens und Afrikas treten in die Weltgeschichte ein. Aus all diesen Verschiebungen wird sich das siebente Weltreich entwickeln, das noch nicht da ist. So imponierend es sein wird, so darf es doch nur eine kurze Zeit bleiben. Seine Lebensdauer ist von Gott befristet.
Dieses Weltreich wird geführt von dem antichristlichen Staatsoberhaupt, das eine Zeitlang regiert und dann nicht mehr da ist, weil es einem Attentat zum Opfer fällt. Dieser Staatspräsident aber kommt durch seine Auferstehung wieder und wird so noch eine zweite Regierungszeit haben. Darum ist er der siebente und achte Weltherrscher zugleich. Aber trotz seiner fabelhaften Persönlichkeit und seines Auferstehungswunders ist er nicht der ewige Herr wie Jesus, sondern der, der von Jesus gerichtet wird und endgültig in das Verderben geht.
Daß er noch einmal ausdrücklich der achte genannt wird, hängt mit der Zeichensprache der Offenbarung zusammen. Acht ist die Zahl, die über die Zahl sieben hinausgeht. Die Zahl sieben ist die Zahl Gottes. Die darüber hinausgehende Zahl acht ist die alte Bezeichnung für eine übermenschliche Gestalt. Mit dem achten beginnt das Verderben. Darum dient sie zur Charakterisierung des antichristlichen Weltherrschers.

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Offb. 17,12.13: „Und die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, die ihre Herrschaft noch nicht empfangen haben, sondern sie empfangen Macht wie Könige zu einer Stunde mit dem Tier. Diese haben eine Meinung und stellen ihre Kraft und Macht dem Tier zur Verfügung."


Die zehn Hörner, die wir als die zusammengeballte Macht des antichristlichen Weltreichs verstanden haben, bedeuten zugleich zehn Teilregierungen, die nur ein Scheindasein wie selbständige Reiche führen, in Wirklichkeit aber total von dem Weltdiktator abhängig sind. Es sind Satellitenstaaten. Ihre Führer sind in ihrem Bereich Diktatoren, in Wirklichkeit haben sie aber nur eine Macht wie Könige. Sie sind alle abhängig von der Weltzentralregierung, auf deren Befehl sie handeln. Sie werden in Erscheinung treten, wenn der antichristliche Welteinheitsstaat Wirklichkeit ist. Von ihm empfangen sie ihre Scheinexistenz. Die Führer dieser Unterstaaten haben keine eigene Meinung. Sie sind die willenlosen Marionetten der antichristlichen Weltregierung, nur besorgt, ihre Stellung zu halten.
Darum schalten sie sich absolut gleich mit dem Weltdiktator. Ihm stellen sie ihre gesamte Macht zur Verfügung. Wollten sie auf eigene Faust Politik machen, so wären sie verloren.
Obwohl sie sich wie selbständige Staaten geben, sind sie doch nur Agenten des einen antichristlichen Weltherrschers.

Offb. 17,14: „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie besiegen - denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige – und die, die mit ihm (dem Lamm) sind als Berufene, Auserwählte und Gläubige."


Der Kampf gegen Christus und seine Gemeinde ist die gemeinsame Linie dieser Satellitenstaaten. Zu diesem Zweck haben die dämonischen Mächte ihnen ihre Existenz gegeben.
Mit Bedacht wird Jesus hier das Lamm genannt. Er ist nach menschlichen Begriffen wehrlos. Seine Macht stammt aus den Stunden, da er sich als das Lamm Gottes opferte. Merkwürdig, daß ein Lamm über diese enorme, zusammengeballte Macht der Welt siegen kann. Aber seit der Stunde von Golgatha ist er der Herr der Herren und der König der Könige. Er gebraucht zur Zeit seine Macht nicht, die er grundsätzlich seit seinem Sieg am Kreuz besitzt. Ein Wort von ihm wird genügen, um dem ganzen Spuk des Welteinheitsstaates und seiner Satellitenstaaten ein Ende zu machen und die gegen ihn gerichtete Front

Das Auftreten der Massen

zu erledigen. Der Sieg des Antichristen in Kapitel 13 war ein Scheinsieg. Der verborgene Herr der Welt ist Jesus allein. Jesus führt seine Schlacht nicht allein, obwohl er niemand nötig hat, der ihm helfen müßte. Aber er beteiligt in allen Stücken seines Handelns immer seine Gemeinde, auch bei dieser letzten Auseinandersetzung mit der antichristlichen Front. Es ist kaum faßbar, daß diese arme, verfolgte, gehetzte, in sich oft so schwierige Schar von Jesus zur Überwindung der antichristlichen Weltmacht gebraucht werden kann. Das stammt nicht aus uns. Das stammt aus der Tatsache, daß er uns berufen, auserwählt und in den Glauben an ihn gestellt hat. Seine Gemeinde hat keine Waffen, um die Weltmächte zu erledigen. Ihre einzige Waffe ist Jesus. Im Glauben an ihn liegt ihre Kraft.

Offb. 17,15: „Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, an denen die Dirne sitzt, sind Völker (Rassen) und Massen und Nationen und Sprachen."


Babylon ist also keine einzelne Stadt, wie sich aus diesem Wort deutlich ergibt, sondern die Scheinkultur, die alle Menschen beherrscht und fasziniert, einerlei welcher Rasse, Nation oder Sprache sie angehören. Es ist die moderne Einheitskultur technischer Art, die vor unseren Augen die ganze Welt erobert und alle Völker fasziniert. Zum erstenmal tritt der Begriff der Massen auf. Die Masse ist für das antichristliche Zeitalter charakteristisch. Nur die moderne technische Kultur kann solche Massen erzeugen, weil sie allein die Möglichkeit hat, solche Massen technisch zu verbinden und einheitlich zu leiten. Das Endzeitalter ist das Zeitalter der Masse. Die Masse tritt auf bei den Großveranstaltungen. Sie erscheint in den Massenheeren der Gegenwart. Nie früher konnten solche Millionenheere aufgestellt und bewegt werden. Dazu gehört die heutige Technik. Die Masse wird erreicht am Radio und am Fernsehapparat. Die Masse wird erreicht durch die Presse und Propaganda. Die Masse wird geformt durch die Einheitskultur und das Einheitsdenken. Weite Teile der Erde sind gleichgeschaltet. Wir können uns gut vorstellen, daß einmal in ganz kurzer Zeit die ganze Menschheit zu einer gleichgeschalteten Masse geformt wird. In der Masse erlischt die Persönlichkeit des einzelnen und die

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Persönlichkeit der Völker. Es entstehen die willenlosen Massen, wie sie der antichristliche Welteinheitsstaat braucht. In unserer Generation hat das Zeitalter der Masse begonnen.
Diese Erscheinung gehört zu den charakteristischen Merkmalen der Endzeit. Wir erkennen, wo wir in der Weltgeschichte stehen.
Das Zeitalter der Masse hat auch die Gemeinde Jesu schon angesteckt. Wir sind immer Kinder unserer Zeit. Die zwei oder drei, die in Jesu Namen zusammenkommen, gelten oft nicht viel. Es müssen Massen sein. Und doch wiegt in Jesu Auge der eine, der sich zu ihm hält, eine ganze Welt auf. Nicht Quantität, sondern Qualität gilt im Reich Gottes. Jeder Mensch, der sich Jesus öffnet, tritt in eine ganz persönliche Beziehung zu ihm und wird dadurch Persönlichkeit. Er kann nie in der Masse untergehen. Die Hingabe an Jesus ist die einzige Möglichkeit, um nicht in der Masse unterzugehen, sondern ein selbständiger, geprägter Mensch mit geistigem Eigenleben zu bleiben.


Die Zerstörung der modernen Kultur durch die staatlichen Mächte der Endzeit

Offenbarung 17,16-18


Offb. 17,16: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier werden die Dirne hassen und sie verwüstet und nackt machen und ihre Leiber fressen und die Dirne mit Feuer verbrennen."


Die antichristliche Weltmacht ist eine begeisterte Anhängerin des kulturelen Fortschritts. Sie baut die größten Kraftwerke, die größten Staudämme, die größten Fabrikstädte, die größten Chemiestädte. Aber sie will nicht den Geist. Und doch stammt dies alles aus der geistigen Welt der Neuzeit, in der der Mensch zum Denken frei wurde. Die antichristliche Weltmacht ahnt nicht, daß sie diese fabelhafte technische Kultur nur im Zusammenhang mit freiem Denken haben kann. Sie glaubt, das geistige Leben unterdrücken zu können und doch seine Frucht behalten zu dürfen. Geistiges Leben, freies selbständiges Denken darf es im antichristlichen Staat nicht geben, denn selbständig denkende Persönlichkeiten sind nicht willenlose Werkzeuge und können der Diktatur gefährlich werden. Man kann nur

Die Verzweiflung der antichristlichen Staatsmacht

Massen brauchen, die man mit der Technik willenlos wie Maschinen bewegen kann. Darum fürchtet man das selbständige geistige Leben. Nun aber ist die moderne technische Kultur ohne das geistige Schaffen unmöglich. Deshalb muß der antichristliche Welteinheitsstaat eines Tages mit den Trägern seiner technischen Kultur in Konfickt geraten. Sie werden ihm verdächtig. Es könnte sein, daß sie nicht willenlose Werkzeuge sind, weil sie denken, weil sie Erfindungen machen, weil sie begabte, geistige Persönlichkeiten sind. So folgt eine Säuberungsaktion der anderen, bis nur noch der maschinelle Staat da ist, seelenlos, geistlos. Es erlischt auch der letzte Rest moderner Kultur. Das Leben wird wüst und nackt. Alles geistige Leben, das gefährlich werden konnte, ist vernichtet. Alle Großstadtkultur, aller Luxus, alle selbständige Wissenschaft, aller freie Handel, selbst die gleichgeschaltete Staatsreligion werden eingestampft und vernichtet. Es bleibt die Armut, die Eintönigkeit des Lebens, die Furcht. Dieselbe Macht, die die moderne, von Gott gelöste Kultur gebracht hat, hat sie auch zerschlagen. Sie fürchtete den letzten Rest von selbständigem geistigem Leben, den es auf Erden noch gab. Nun ist die Erde wirklich zur Wüste geworden. Das geistige Leben ist ausgelöscht. Die völlige Verarmung des Menschenlebens wird mit dem eigenartigen Satz ausgedrückt: „Ihre Leiber werden sie fressen." Das Menschenleben gilt nichts mehr. Wer im Wege zu stehen scheint, wird einfach ausgelöscht. Der Massenmord muß der Sicherung der Weltherrschaft dienen.
„Und sie werden die Dirne mit Feuer verbrennen": dieser Satz erinnert an den Brand Roms, den der Diktator Nero willkürlich und sinnlos anstiftete. Aber Professor Hadorn sagt Seite 174: „Die zeitgeschichtlichen Anspielungen ändern nichts an der Tatsache, daß Johannes von der Zukunft spricht." Der Weltdiktator der Zukunft wird Kulturzentren hemmungslos vernichten, wenn sie eine geistige Macht darzustellen scheinen. Ihm bangt um seine Existenz. Er merkt, daß seine Herrschaft kein Fundament hat. Er wird wohl gefürchtet, aber nicht geliebt. Die Völker haben sich geduckt, aber sie sind seiner Herrschaft überdrüssig. Darum vernichtet er jede Erscheinung, die bedenklich zu sein scheint. Die Forschungsstätten der

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Wissenschaft, die gewaltigen Bauten, die er für Kulturzwecke errichtete, fallen der Vernichtung zum Opfer. Das Ende des menschlichen Geisteslebens ist erreicht. Der von Gott gelöste Mensch hat sein eigenes Werk, die moderne Kultur, vernichtet.
Willenlos stellen sich alle Unterstaaten der Welt für dieses Vernichtungswerk zur Verfügung. Sie alle suchen ihr Leben zu retten und reißen eine Welt mit sich in den Abgrund.

Offb. 17,17: „Denn Gott hat ihnen ins Herz gegeben seinen Ratschluß auszuführen und eine Meinung zu haben und ihre Herrschaft dem Tier zur Verfügung zu stellen, bis daß die Worte Gottes vollendet sein werden.“


Sie wissen nicht, daß sie auf Befehl Gottes selbst Gericht über sich halten müssen. Gott hat sie dahingegeben (Röm. 1,24). Gott behält die Weltherrschaft in seiner Hand. Alle können nur seine Pläne ausführen. Der Mensch wollte frei von Gott sein. Nun darf er seinen Willen haben und muss doch Gottes Willen ausführen. In der Gemeinde Jesu ist Freiheit und herrliche Mannigfaltigkeit. Unter dem Einfluß der Dämonen wird stumpfsinnige Gleichförmigkeit des Denkens. Es fehlt wirklicher Geist, weil der Einfluß Jesu ausgeschaltet ist. Nur Phrasen bleiben übrig. Das Leben ohne Christus wird trostlos, eintönig, hohl und leer. Welch einen Reichtum der Gedanken hat dagegen die arme, verfolgte Gemeinde Jesu!
Rapid geht die antichristliche Kultur und der antichristliche Staat dem Ende entgegen. Die unheimlichen Mächte, die der moderne Mensch heraufbeschwor, bedeuten zugleich das Ende alles Lebens. Bis zum letzten Punkt muß der moderne Mensch das Gericht über sich selbst durhführen.

Offb. 17,18: „Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, die königliche Macht über die Könige der Erde besitzt."


Daß Babylon keine einzelne Stadt darstellt, sondern die gesamte Weltkultur verkörpert, haben wir gesehen. Die dämonische Großstadtkultur der ganzen Welt ist in dem Namen der Stadt Babylon verkörpert. Diese fabelhafte, gewaltige Kultur, die der moderne Mensch hervorbrachte, ist die
eigentliche Weltmacht, die alle Staaten beherrscht. Ihr Siegeszug ist unaufhaltsam. Wir sehen, daß kein Volk der Erde sich ihr entziehen kann. Eine dämonische Macht wohnt ihr inne. Trotzdem hat sie keinen Bestand, weil sie sich vom Urgrund alles Lebens, vom lebendigen Gott und seinem Christus gelöst hat.

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