Die große Täuschung             

                                                                           Offenbarung 3


5. An die Gemeinde in Sardes: Scheinchristentum
Offenbarung 3, 1-6


Offb. 3,1a: „Dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe."


 Sardes liegt noch tiefer landeinwärts in Kleinasien als Thyatira, südlich von dieser Stadt. Sardes war einst berühmt als Residenz des Königs Krösus, der über einen märchenhaften Reichtum verfügte. Zur Römerzeit, in der unser Brief geschrieben ist, hatte Sardes keine besondere Bedeutung, sondern war eine einfache Landstadt im Inneren des Landes. Über die Geschichte der Christengemeinde in Sardes wissen wir nichts.
Aber aus unserem Brief geht hervor, daß sie in Kleinasien weithin als eine besonders lebendige Gemeinde bekannt gewesen sein muß. Offenbar sprach man überall von ihr. Ebenso muß der Vorsteher ein Mann gewesen sein, dessen Wort man weithin schätzte, und der als ein besonders ausgerüsteter Zeuge Jesu bekannt war.

Offb. 3,1b: „Das spricht der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat."


In jedem Brief bezeichnet sich unser erhöhter Herr in einer anderen Weise - jedesmal so, wie die betreffende Gemeinde es braucht.
Wir wissen schon aus dem ersten Kapitel, daß die Zahl sieben die Vollzahl Gottes ist. Sieben setzt sich zusammen aus drei und vier. Drei ist die Zahl des allmächtigen, ewigen, dreieinigen Gottes, vier die Zahl der vier Himmelsrichtungen. So bedeuten in der Zeichensprache der Offenbarung die Zahlen drei und vier zusammen den allmächtigen Gott, der sich in seiner ganzen Fülle nach allen Seiten kundtut. Wenn Jesus sagt, daß er die sieben Geister Gottes in seiner Hand hat, so bedeutet dies Bild, daß er über die Fülle des Geistes Gottes verfügt.
Die Sterne bedeuten nach Kapitel 1, 20 die Engel der Gemeinden, unter denen wir die Vorsteher verstanden haben. Daß der Vorsteher der Gemeinde in Sardes sich in derselben Hand befindet, die auch über die Fülle des Geistes Gottes verfügt, kennzeichnet den ganzen Ernst seiner Lage, kann aber seine Lebensrettung sein. Weil Jesus die Fülle des Geistes Gottes besitzt, kann er durch keine noch so große Begabung

Christus an seine Gemeinde

und glänzende Redetätigkeit des Vorstehers der Gemeinde getäuscht werden. Er sieht in das Verborgene und weiß um jeden geheimen Schaden, um alles, was unecht ist. Aber weil der Geist Gottes das Leben bedeutet, kann Jesus dem Vorsteher und der Gemeinde selbst aus aller Todesgefahr und Erstarrung zu neuem Leben helfen.

Die große Täuschung

Offb. 3,1c.2: „Ich weiß deine Werke, daß du den Namen hast, daß du lebst und bist tot. Werde wach und stärke das übrige, das im Begriff ist zu sterben, denn ich habe deine Werke nicht vollwertig vor meinem Gott erfunden."


Jesus weiß alles. Er schaut bis auf den Grund. Er weiß die „Werke" des Vorstehers und der Gemeinde. Unter dem Gesamtbegriff „Werke" ist alles zusammengefaßt, was aus dem neuen Lebenszusammenhang mit Jesus Christus gewachsen ist. Er weiß, was wirklich echt und was nur Schein ist. Keine fromme Fassade kann ihn täuschen.
Offenbar spricht man im ganzen Land von dieser lebendigen Gemeinde. Sie ist berühmt geworden. Jedermann kennt ihren Namen. Vielleicht hat sie manchen Besuch von auswärts erhalten, der diese lebendige Gemeinde kennenlernen und an ihr sich erfreuen wollte.
Dies alles kann Jesus nicht täuschen. Er weiß, daß die Gemeinde in der letzten Wurzel krank ist und nicht mehr wirklich aus dem Lebenszusammenhang mit ihm lebt. Das Gemeindeprogramm ist großartig und läuft. Die Gottesdienste und Veranstaltungen der Gemeinde sind gut besucht. Sie haben Anziehungskraft. Es wird wirklich etwas geboten. Aber der verborgene, tiefe Zusammenhang mit Jesus selbst ist verlorengegangen. Das alles wird nicht mehr aus dem verborgenen Umgang mit Jesus selbst geboren. Es ist menschlicher, religiöser Betrieb. Weil Jesus und das verborgene Zusammenleben mit ihm fehlt, lautet das Urteil Jesu über diese Gemeinde: du bist tot.
Es ist unheimlich, daß solch eine Selbsttäuschung möglich ist. Jeder, der das liest, zittert für sich selbst. Jede Gemeinde, die glaubt, lebendig zu sein, kommt über diesem Wort Jesu in

Die große Täuschung

ernstes Nachdenken und Fragen, ob sie auch unter diesem Urteil Jesu steht: du bist tot.
Besonders unheimlich ist es, daß Jesus kein näheres Merkmal angibt, wann er eine Gemeinde als tot bezeichnet. So wird dieser Ausspruch über die Gemeinde in Sardes zu einer ständigen Beunruhigung für alle seine Gemeinden. Das macht die Sache so ernst, daß wir keinen festen Maßstab in der Hand haben, an dem wir ablesen können, wann eine Gemeinde lebendig und wann sie tot ist. Es wäre uns eine große Beruhigung und Erleichterung, wenn etwa zwölf Punkte aufgestellt werden könnten, die darüber entscheiden, ob eine Gemeinde lebendig oder tot ist. Wie einfach wäre es, wenn die Erfüllung solcher feststehenden Punkte bedeuten würde, daß wir wirklich im Leben mit Jesus stehen. So aber wird uns jede Sicherheit aus der Hand geschlagen. Es wird nie zur Selbstverständlichkeit, ob wir wirklich im Leben mit Christus stehen. Dieses unheimliche Fragezeichen läßt uns nie zur Ruhe kommen.
Jeden Tag ist die Frage neu da. Ihre Beantwortung ist nie abgeschlossen. Letzten Endes kann keiner von uns sie selbst beantworten. Wir bleiben auf das Urteil Jesu angewiesen. Er allein weiß, ob wir wirklich im Leben stehen oder tot sind.
Jesus ist freilich sehr treu, wie er uns auf mannigfache Weise des Lebenszusammenhangs mit ihm gewiß macht. Es gehört zum Leben mit ihm, daß er uns von Sünde überführt und durch das Wort der Bibel mit uns redet, daß es uns zu der Gemeinschaft der Jünger Jesu zieht und wir uns um andere sorgen, um sie zu Christus zu führen oder bei Christus zu bewahren. Das sind Zeichen des Lebens mit Jesus.
Hier nennt Jesus nur einen einzigen Punkt, den er in Sardes vermißt, und der offenbar auch zu den Lebensmerkmalen gehört: „Stärke das übrige, das im Begriff ist zu sterben." Wer im Leben mit Jesus steht, kann kein egoistisches Privatchristentum führen, das nur sich selbst lebt und nur das eigene Leben mit Jesus pflegt. Zum Wesen des Lebens Jesu gehört bei ihm selbst und seinen Jüngern die Hingabe, das Dienen, die Liebe, die Sorge um die anderen. Darum ist es etwas Erschreckendes, wenn das Leben eines Jüngers Jesu sich nur um sich selbst dreht und er die Sorge um die anderen nicht mehr kennt. Wer im Leben mit Christus steht, kann sich von seinen Brüdern

Christus an seine Gemeinde

und Schwestern nicht lösen, sondern muß sich um sie sorgen, wie sie im Lebenszusammenhang mit Jesus erhalten werden.
Lebendige Gemeinde will keinen im Leben mit Christus sterben lassen, sondern jeden so stärken, daß er Jesus bis ans Ende treu bleibt.
Trotz dieser Lebensmerkmale wird uns kein absoluter, feststehender Maßstab in die Hand gegeben, mit dem wir uns selbst und unsere Gemeinden mit selbstverständlicher Gewißheit vor der großen Selbsttäuschung bewahren können. Das letzte Wort hat doch Jesus selbst. Er allein weiß, was der Satz bedeutet: „Ich habe deine Werke nicht vollwertig vor meinem Gott erfunden." Es ist gut, daß dieses bange Fragen und Zittern in uns allen erhalten bleibt. Die Todesgefahr wäre dann aktuell, wenn dieses verborgene Zittern um uns selbst und die Gemeinden, in denen wir leben, einmal aufhören würde. Es ist das Grundzeichen des Lebens, daß dieses Bangen und Zittern da ist. Wo das Christsein und Seligwerden zur Selbstverständlihkeit geworden ist, ist der geistliche Tod eingetreten.

Offb. 3,3: „So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße. Wenn du nun nicht wach wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde."


Die Zeit ist unvergeßlich, in der Jesus in unsere Lebensgeschichte eingetreten ist. Keiner kann vergessen, wie er zuerst von Jesus gehört und die Gemeinschaft mit ihm geschenkt bekam. Das ist immer wie Frühling, in dem alles zu sprießen und zu knospen beginnt. Das ist die Zeit der ersten Liebe zu Jesus. Diese Zeit kann keiner vergessen. Sie steht auch für die Christen in Sardes in lebendiger Erinnerung.
An diese Zeit knüpft Jesus in seinem Brief an Sardes an. Er möchte mit seinem vernichtenden Urteil nicht das Ende ihres Lebens mit ihm bewirken, sondern ihnen einen Neuanfang des Lebens bereiten. Er möchte die alte, schöne Zeit noch einmal heraufführen und einen neuen Frühling des Geistes über die Gemeinde in Sardes kommen lassen. Darum ruft er ihr zu:
werde wach! halte fest! tue Buße! Wie würde er sich freuen, wenn sein Brief nicht umsonst zu ihnen spräche, sondern sie in das genze flutende Leben mit ihm aufs neue hineinstellte.

Der Lohn für die Überwindung

Aber er kann ihnen auch nicht verschweigen, in welch einer Todesgefahr sie sich befinden. Den Ernst ihrer Lage spricht er mit demselben Wort aus, mit dem er Matthäus 24,43.44 von seinem Kommen zum letzten Gericht spricht: „Ich werde kommen wie ein Dieb." Das gilt nicht nur für das letzte Gericht. Das kann sich jederzeit mitten im Leben ereignen, wenn wir nicht wach werden und Jesus neu vollen Eingang bis in die verborgenen Gebiete unseres Lebens gewähren. Aber mit all dem will er uns nur bewegen, der Todesgefahr zu entgehen und zu dem schönen Anfang zurückzukehren.

Der Lohn für die Überwindung

Offb. 3,4-6: „Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben, und sie werden mit mir in weißen Kleidern wandeln, denn sie sind es wert. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens auslöschen, und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und seinen Engeln. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt."


Trotz des Gesamturteils über die Gemeinde in Sardes weiß Jesus genau um die, die in ihrem Gewissen ihm offenstehen, die ihre Kleider nicht befleckt haben. Die Befleckung des Gewandes ist immer wieder als Einbruch der Sünde auf sexuellem Gebiet verstanden worden. Wie sollten auch kleinasiatische Gemeinden des ersten Jahrhunderts auf diesem Gebiet nicht ihre besondere Not gehabt haben. Darin gleicht ihnen unsere Lage im 20. Jahrhundert. Es gibt auch heute keine Gemeinde Jesu, die nicht von der Zersetzung des sexuellen Lebens unmittelbar bedroht ist. Jeder, der Christus gehören will, wird von einer dunklen Flut in unserem Jahrhundert umspült, die seine Beziehung zu dem anderen Geschlecht offenkundig oder im Verborgenen vergiften will. Jesus weiß, wer tapfer diesen Angriffen widersteht und durch seine Vergebung sich neu reinigen und stärken läßt. Er weiß, wer auf diesem Gebiet sich ein feines Gewissen bewahren möchte.
Aber dieser kleine und doch so große Satz wird noch viel weitergreifen und eine Fülle von anderen Einbruchstellen dunkler Mächte im Auge haben, wenn Jesus sagt: „Sie haben ihre Kleider nicht befleckt." Das umspannt letzten Endes alles, was uns in unserem Leben mit Christus beflecken kann. Es ist ein

Christus an seine Gemeinde

großes Wort, das Jesus hier von einigen wenigen in Sardes aussagt.
Das Bild des weißen Kleides ist schon vielen ein tiefer Ansporn gewesen. Das war das, was Luther sich in seinen heißen Kämpfen in der Klosterzelle ersehnte, und was Tausende nach ihm ersehnt haben, ohne jeden Flecken, ganz rein vor Gott stehen zu dürfen - im vollen Frieden eines versöhnten Gewissens. Dieses„weiße Kleid" kann nur Jesus geben, weil er allein für uns starb und nur sein Blut uns von aller Sünde rein waschen kann. Er gibt es dem, der den schmalen Weg mit ihm ging. Er gibt es denen, die im Lebenszusammenhang mit ihm blieben. Ihren Namen wird er im Buch des Lebens festhalten.
Es wird eine große Stunde sein, wenn wir vor das Angesicht Gottes treten und Jesus sich zu uns bekennt. Davon hängt unser ewiges Schicksal ab. Wenn Jesus uns nicht kennen wird, sind wir verloren.






6. An die Gemeinde in Philadelphia: die offene Tür

Offenbarung 3, 7-13


Offb. 3,7a: „Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe."


Philadelphia gehörte zu dem Kranz von Städten, die die Metropole Ephesus umgaben. Die Sendschreiben umschließen diese Städtegruppe in geographischer Reihenfolge. Man hat den Eindruck, als ob die Christengemeinden dieser sieben Städte in einer regen Gemeinschaft miteinander standen und am gegenseitigen Leben starken Anteil nahmen.
Philadelphia selbst lag 13 Wegstunden südöstlich von Sardes. Wegen Erdbebengefahr war die Stadt nur schwach bevölkert.
Der Name Philadelphia heißt auf deutsch Bruderliebe. Aber die Stadt trug nicht deswegen diesen Namen, sondern weil sie von einem König Attalus Philadelphus gegründet worden war. Die Geschichte der Gemeinde Jesu in Philadelphia ist uns nicht bekannt.
Der Brief an Philadelphia hat darin sein besonderes Merkmal,

Die Schlüsselgewalt Jesu

daß er ebenso wie der Brief an Smyrna nichts enthält, was den Herrn Jesus über seine Gemeinde mit Sorge erfüllt. In beiden Briefen fehlt der schwerwiegende Satz: „Ich aber habe wider dich." Es ist eine große Sache, daß dieser kleine Satz fehlt, der so einschneidend ist. Daß nur zwei Gemeinden uneingeschränkt die Zustimmung Jesu finden, gibt uns zu denken. Es ist schmerzlich, daß Jesus so selten ungeteilte Freude an seiner Gemeinde hat. Wir wünschten uns, daß das Auge Jesu mit Freuden auf den Bruderkreisen ruhen dürfte, in denen wir unsere Heimat haben, daß auch in bezug auf uns selbst der kleine, ernste Satz wegfallen dürfte: „Ich habe wider dich."


Offb. 3,7b: „Das sagt der Heilige, der Wahrhaft der den Schlüssel Davids hat, der aufschließt und niemand schließt zu, und der zuschließt und niemand schließt auf."


Das Wort Jesu ist darum lebensentscheidend für uns alle, weil er der Heilige und Wahrhaftige ist. Mit diesen beiden Worten wird sonst der lebendige, ewige Gott gekennzeichnet.
Daß diese beiden Ausdrücke auch auf Jesus angewandt werden, macht deutlich, daß Jesus an der Heiligkeit Gottes vollen Anteil hat und daß sein Wort ebenso wiegt wie das Wort Gottes. Er ist der, der im Auftrag und in der Vollmacht Gottes handelt. Was er sagt, das gilt, ob es ein Verheißungswort oder Gerichtswort ist. Sein Wort ist unumstößlich und zuverlässig. Darum hängt an seinem Wort unser zeitliches und ewiges Schicksal.
In Jesu Hand ist der Schlüssel zum Reich Gottes. Niemand kann sich selbst die Tür zur Gemeinschaft mit Gott aufschließen. Das kann nur Jesus, weil er für uns starb und uns mit Gott versöhnte.
Das Wort vom Schlüssel Davids stammt aus Jesaja 22,22 und wurde schon früh als eine Prophetie auf die Schlüsselgewalt des Christus verstanden. Wenn Jesus uns die Tür zum Reich Gottes aufschließt, ist keine Macht in der Welt imstande, sie zuzuschließen.
Das macht uns solchen Mut im Blick auf all die Gefahrenmomente, die uns bedrohen. Keine Lebensumstände, keine Verwandtschaft, keine Kollegen, nichts kann die Tür zuschließen, die die Vergebung Jesu aufschließt. Und wenn wir ganz allein stünden und nicht einen einzigen Menschen zur

Christus an seine Gemeinde

Seite hätten, der diesen Weg mit uns teilte, kämen wir durch, weil kein Geringerer als Jesus selbst die Tür zum Leben mit ihm aufschloß. Nichts kann uns aus seiner Hand reißen (Joh.10,28).
Ebenso unumstößlich ist es aber auch, wenn Jesus die Tür zum Reich Gottes uns zuschließt und die Zeit der Gnade für abgelaufen erklärt. Kein Wort eines Pfarrers, keine Absolution eines Priesters, keine heilige Handlung, nichts ist in der Lage, die Tür zum Reich Gottes uns aufzuschließen, wenn Jesus sie verschlossen hat. Sein Wort gilt absolut.
Darum kommt alles darauf an, daß wir nie selbstsicher und selbstzufrieden werden, sondern an Jesus hängenbleiben als die, die arm in sich selbst sind, die noch Hunger und Durst haben, die von ganzem Herzen seinem Werk in uns freie Bahn machen. Jesus allein hat das Urteil darüber, zu wem er noch einen offenen Zugang besitzt und wer in einer erstarrten „Frömmigkeit“ oder im Atheismus ihm verschlossen ist.
Wo er den Hunger und den Durst nach dem Leben mit ihm in uns sieht, wird er die Gnadenzeit nicht beenden und die Tür nicht zuschließen. Er hat versprochen, den glimmenden Docht nicht auszulöschen und das zerknickte Rohr nicht zu zerbrechen. „Er hilft dem Elenden herrlich." Aber den selbstsicheren und satten „Frommen" durchschaut er und kann jeden Tag den Schlußpunkt der Gnadenzeit für ihn setzen und die Tür zum Reich Gottes für ihn zuschließen.

Offb. 3,8: „Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, die niemand zuschließen kann, denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.“


Jesus überschaut auch bei der Gemeinde in Philadelphia ihre „Werke", alles, was aus dem Lebenszusammenhang mit ihm hervorgewachsen ist. Er übersieht ihre ganze Lebenssituation.
Er weiß, daß sie nur eine kleine Kraft hat. Sie ist ein verachteter, geringer Haufe in ihrer Stadt. Es gehören zu ihr keine führenden Persönlichkeiten, die Macht und Einfluß haben.
Von ihr gilt 1. Korinther 1, 26-28.
Trotzdem hat sie Jesu Wort bewahrt und seinen Namen nicht verleugnet. Sie hat sich durch nichts in der Treue zu Jesus irremachen lassen und hängt an ihm und seinem Wort von ganzem Herzen. Das Wort ihres Herrn ist für sie aus-

Eine offene Tür

schlaggebend. Der verborgene Umgang mit Christus ist ihr unentbehrlich. Sie kann nicht anders, als in allen Stücken auf ihn zu hören und das Wort Jesu fest zu bewahren.
Bis heute ist dieser verborgene Umgang mit Jesus und seinem Wort kennzeichnend für jeden Christen. Wer seine Bibel unbekümmert durch Tage oder gar durch Wohen unangerührt liegenlassen kann, steht in keiner rechten Lebensbeziehung zu Jesus. Für einen Jünger Jesu ist es gar nicht möglich, einen Tag ohne das Wort seines Herrn zu leben. Er ist sehr traurig, wenn es einen Tag schiefgegangen ist und der verborgene Umgang mit Jesus und seinem Wort nicht zustande kam. Er weiß, daß hieran sein Leben hängt. In dem Wort der Heiligen Schrift, das Jesus uns heute durch seinen Geist lebendig macht, liegt eine wunderbare Kraft aus der Ewigkeit. Hierfür gibt es keinen Ersatz. Jesus weiß, wer so an ihm hängt und von seinem Wort nicht lassen kann.
Er weiß auch, wer sich tapfer zu ihm bekennt und seinen Namen nicht verleugnet. Er weiß, wer sich seiner unter Kollegen und Verwandten schämt. Er vergißt aber den nicht, der die Schmach um Jesu willen gern trägt und ihn nicht verleugnen kann.
Nicht die Höhenlage der Heiligung und nicht die Höhenlage der Erkenntnis, nicht die reife Erfahrung und nicht die besondere Geistesausrüstung haben Jesus bewogen, der Gemeinde in Philadelphia die offene Tür zu den anderen zu geben, sondern die Tatsache, daß sie trotz ihrer kleinen Kraft an seinem Wort hängt und seinen Namen nicht verleugnet. Das kann uns viel Mut machen.
Die Fruchtbarkeit unseres Dienstes für Jesus hängt also nicht von unserer besonderen Begabung und Stellung ab, sondern allein davon, ob Jesus uns eine offene Tür gibt. Auch die offene Tür, die er uns zu einem anderen Menschen gibt, kann niemand zuschliessen. Es sind oft die schlichtesten Kinder Gottes gewesen, die den fruchtbarsten Dienst für Jesus zu tun vermochten. Es ist darum sehr beunruhigend, wenn ein Jünger Jesu keinen anderen Menschen zu Jesus zu führen vermag.
Freilich ist dabei zu bedenken, daß wir an all dem Anteil haben, was durch die Gemeinde Jesu geschieht, in der wir Heimat haben. Nicht jeder darf einen anderen Menschen ge-

Christus an seine Gemeinde

rade dann an die Hand nehmen, wenn er den entscheidenden Schritt der Hingabe seines Lebens an Christus tut. Wo inmitten der Gemeinde Jesu, die uns selbst umschließt, ein Mensch zum Glauben kommt, ist jedes Glied der Gemeinde daran beteiligt. Die Gemeinde Jesu ist immer ein lebendiger Organismus. Wer in diesem Organismus lebt, hat Anteil an allem, was durch ihn geschieht. Darum sagt Jesus nicht vom einzelnen, sondern von seiner Gemeinde in Philadelphia, daß er ihr eine offene Tür gegeben habe und daß niemand imstande sei, den Dienst seiner Gemeinde in Philadelphia zu unterbinden.

Schlüsselmenschen

Offb. 3,9: „Siehe, ich gebe einige aus der Synagoge des Satans, die sich selbst für Juden ausgeben und es nicht sind, sondern lügen. Siehe, ich werde sie dazu bringen, daß sie kommen und zu deinen Füßen niederfallen werden und erkennen, daß ich dich geliebt habe.“


In der jüdischen Synagoge in Philadelphia ist offenbar das Widerstandszentrum gegen die Gemeinde Jesu. Einflußreiche, führende Persönlichkeiten sind die erbitterten Gegner der kleinen Christenschar. Aber wer gegen Jesus und seine Gemeinde steht, verkörpert nicht das wahre Israel. Das wahre Israel besteht aus denen, die in Jesus ihren Heiland erkannt und angenommen haben.
Nichts verschließt uns gegen den Ruf so sehr wie religiöser Fanatismus, wie verbissene, irrtümliche Frömmigkeit. Aber Jesus ist stärker als jeder religiöse Fanatismus. Er kann auch Schlüsselmenschen in besonderer Stellung überwinden und sie zu schlichten, echten Gliedern seiner Gemeinde machen. Es ist eine große Zusage an das arme Gemeindlein in Philadelphia, daß solch ein Sieg Jesu über führende Persönlichkeiten ihrer Stadt sich begeben wird. Ihre fanatischen Gegner werden das Auge für Jesus und die Bedeutung seiner Gemeinde geöffnet bekommen. Sie werden merken, wo das wirkliche Leben ist.
Es wird ihnen das Auge für das verborgene, innige Band aufgehen, das Jesus mit seiner Gemeinde in Philadelphia hat. Sie werden staunen, wenn sie eines Tages selbst zu dieser verachteten Schar gehören, und glücklich sein, daß nun die ganze Liebe Jesu auch ihnen gehört.

Die bewahrende Macht Jesu

Halte, was du hast

Offb. 3,10.11: „Weil du das Wort von dem geduldigen Harren auf mich bewahrt hast, werde ich dich auch bewahren aus der Stunde der Versuchung, die dereinst über die ganze bewohnte Erde kommen wird, zu versuchen alle Bewohner der Erde. Ich komme bald; halte fest, was du hast, daß niemand deine Krone nehme.“


Der Weg mit Christus ist kein Kinderspiel. Er ist kein harmloser Spaziergang. Er ist eine wirkliche Schlacht um das Bleiben in Jesu. Viele Lebensumstände sind immer wieder darauf aus, uns in dem Leben mit Jesus lahmzulegen und von ihm zu trennen. Für die Christen der ersten Jahrhunderte stand Leben und Existenz auf dem Spiel, wenn sie sich zu Jesus bekannten. Weil sie treu waren, verspricht ihnen Jesus noch Größeres, als was sie bisher an Bewahrung erfuhren.
Er weiß um allerschwerste Stunden, die über die Erde kommen werden, in denen es kaum möglich sein wird, ihm die Treue zu halten. Die großen Verfolgungen im Römerreich unter Kaiser Decius von 248 bis 260 und um 300 unter Diokletian waren solche Erprobungszeiten schwerster Art. Die Gemeinde Jesu sollte auf Erden ausgelöscht werden. Keiner war seines Lebens sicher. Die führenden Persönlichkeiten der Gemeinde und unzählige andere Christen verschwanden in den Bleibergwerken Sardiniens, um an Vergiftung zugrunde zu gehen. Frauen und Mädchen kamen in die Bordelle, weil sie sich als Christen bekannten und die Liebe zu Jesus nicht verleugneten.
Nirgendswo konnten die Christen mehr zusammenkommen, um sich gegenseitig zu stärken. Die heiligen Schriften wurden ihnen genommen und verbrannt. Viele sind der Versuchung erlegen und haben Jesus verleugnet. Es ist ein Wunder, daß die Gemeinde Jesu dennoch am Leben blieb. Das dankt sie allein ihrem Herrn, der sie durchgebracht hat.
Jesus weiß, daß die Weltgeschichte in ihrem letzten Stadium noch schwerere Verfolgung bringen wird. Er hat das letzte Buch der Bibel seiner Gemeinde geschenkt, um sie gewiß zu machen, daß er sie auch in den schwersten Versuchungen vor Verleugnung bewahren kann. Tausende haben die Treue zu Jesus im 20. Jahrhundert trotz aller Drangsal bewahrt. Viele sind lieber in den Tod gegangen, als daß sie von Jesus ließen. Die Namen der Märtyrer des 20. Jahrhunderts sind uns zum

Christus an seine Gemeinde

großen Teil unbekannt, aber Jesus weiß um sie alle und hat ihre Namen in das Buch des Lebens eingeschrieben.
Das Sendschreiben an Philadelphia macht uns deutlich, was es bedeutet, wenn wir in den leichteren Zeiten die Schmach um Jesu willen tapfer tragen und uns treu zu ihm bekennen. Wer in diesen Zeiten das Wort vom geduldigen Harren auf Jesus festhält, der wird von ihm auch in den großen Stunden der Versuchung bewahrt werden.
Es ist im Grunde nur eine kurze Zeitstrecke, bis alle Not seiner Gemeinde beendet ist und Jesus selbst in Herrlichkeit wiederkommt. Uns scheint manchmal die Zeit sehr lang zu sein. Für den, vor dessen Augen tausend Jahre wie ein Tag sind, ist sie kurz.
Wer den Herrn Jesus in sein Leben aufgenommen hat, der hat von ihm große Dinge empfangen. Sie sind eines tapferen Einsatzes wirklich wert. Wir sollten mit ganzer Energie festhalten, was er uns gegeben hat. Es gibt keinen Ersatz für das, was Jesus uns anvertraute.
Es ist immer sehr schmerzlich, Jünger Jesu zu beobachten, die einen feinen, lebendigen Anfang genommen haben und Schritt für Schritt alles verlieren, bei denen die Frühlingszeit der ersten Liebe zu Jesus einer kümmerlichen, armseligen, matten Nachfolge Platz machen mußte. Manche Schar, die einst in einem lebendigen Dienst und einer großen Liebe zu ihrem Herrn stand, ist ein müdes, armseliges Häuflein geworden, durch das kein Mensch mehr zu Jesus findet.
Es sollte uns schon erschrecken, wenn in unserer Gemeinde niemand mehr zum lebendigen Glauben kommt. Es sollte uns ebenso erschrecken, wenn wir dies gar nicht mehr für möglich halten. Die Apostelgeschichte ist ein Zeugnis dafür, daß es niemals verborgen bleibt, wenn Menschen zum lebendigen Glauben an Christus kommen. Es kann uns nur in die Buße leiten, wenn dies unter uns nicht mehr geschieht.
Aber immer gibt es eine Rückkehr in das anfängliche Leben mit Christus. Es kann jederzeit die erste Liebe zu Jesus wieder in uns Platz greifen und die Macht werden, die uns führt. Es sollte keiner sagen: es ist zu spät. Wir wollen diesem harten Kampf nicht ausweichen und mit dem Einsatz unserer ganzen Person das festhalten, was er uns gegeben hat. Wir

Überwinder

sind dabei nicht allein. Die Macht Jesu umschließt uns. Aber er handelt nicht über unseren Kopf hinweg. Er will, daß wir mit all unseren Kräften daran beteiligt sind. Darum stehen so viele Imperative im Neuen Testamernt. Aber sie sind umschlossen von der Liebesmacht dessen, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, und der seinen Kindern in großer Treue zu Hilfe kommt, daß sie wirklich das fest- halten können, was er ihnen gab, auf daß niemand ihnen ihre Krone nehme.

Offb. 3,12: „Wer überwindet, den werde ich zum Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinausgehen, und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, die aus dem Himmel von meinem Gott herabkommt, und meinen Namen, den neuen."


Zu den Überwindern gehören die, die mit Entschlossenheit alles abweisen, was sie aus dem Lebenszusammenhang mit Jesus lösen und in der Liebe zu ihm lahmlegen will. Überwinder sind die, die an dem Wort Jesu festhalten, die auf ihn hören wollen und im Einsatz für ihn mit ganzer Hingabe stehenbleiben möchten.
Den Überwindern gilt eine große Verheißung. Wie die schweren Gewölbe unserer Dome von schlanken Pfeilern in einer erstaunlichen Weise getragen werden, so wird auch der lebendige Tempel Gottes, seine Gemeinde, von einzelnen Menschen getragen, die Jesus zu Pfeilern in ihr gemacht hat.
Es ist kaum zu fassen, welche Last ein einzelner schlanker Pfeiler einer Kirche zu tragen vermag. Zu solchen Pfeilern seiner Gemeinde will Jesus die Überwinder machen.
Es ist eine herrliche Sache, wenn man nicht zu den schweren Querbalken gehört, die von den Pfeilern getragen und gestützt werden müssen, sondern Pfeiler sein darf, auf den viele Belastungen gelegt werden können, und der doch nicht zerknickt. Das gibt unserem Leben wirklich Wert und Inhalt, wenn Jesus uns zu Pfeilern zu machen vermag, die viele Menschen und Belastungen seiner Gemeinde zu tragen vermögen. Pfeiler oder belastender Querbalken: das ist die Frage.
Jesus verspricht seinen Kindern, die er zu solchen Pfeilern seiner Gemeinde machen kann, daß sie nimmermehr aus seiner Gemeinde hinausgehen werden, sondern fest in ihr verankert bleiben. Die Kraft Jesu bewahrt sie in seiner Gemeinde, weil

Christus an seine Gemeinde

sie mit solcher Hingabe bereit sind, Pfeiler zu sein und andere sie zu tragen und zu schleppen.
Mancher Pfeiler an historischen Gebäuden trägt bedeutsame Inschriften. Auf die lebendigen Pfeiler seiner Gemeinde will Jesus drei Namen schreiben, die Entscheidendes für sie bedeuten: den Namen Gottes zum Zeichen, daß sie seine Kinder sind, den Namen des neuen Jerusalem zum Zeichen, daß sie in ihm eingebürgert sind, den neuen Namen Jesu zum Zeichen, daß sie seine Wiederkunft und kommende Herrlichkeit miterleben.
Jesus wird dann, wenn er aus der Unsichtbarkeit hervortritt und der ganzen Welt sichtbar wird, insofern einen neuen Namen tragen, als wir ihn jetzt nur als den erniedrigten Herrn am Kreuz und den verborgenen Herrn der Herrlichkeit kennen. Dann aber wird er in seiner ganzen Herrlichkeit und Machtfülle offenbar werden. Dann kommt mit ihm das volle, ungebrochene Leben aus Gott und die Verwirklichung der Urpläne Gottes mit der Welt. Dann werden wir ihn als den Herrn der Herrlichkeit im Vollsinn des Wortes kennenlernen, so daß sein Name für uns alle ganz neu wird.
Es ist schon eines Lebens und Kampfes wert, daß wir wirklich Überwinder und Pfeiler in der Gemeinde Jesu werden, auf die Jesus diese drei großen Namen eintragen kann.

Offb. 3,13: „Wer ein Ohr hat, soll hören, was der Geist den Gemeinden sagt."


Immer wieder ist in der Geschichte der Gemeinde Jesu dieser Brief an Philadelphia und der Name dieser Gemeinde von einzelnen Gruppen für sich in Anspruch genommen worden, die der überheblichen Meinung waren, daß sie und nur sie eine Überwinder-Gemeinde seien, der dieses Sendschreiben gelte.
Jesu Wort läßt keinen Zweifel, daß auch dieser Brief an alle seine Gemeinden zu allen Zeiten gerichtet ist. Er schaut in der ganzen Welt nach denen aus, die trotz ihrer kleinen Kraft sein Wort bewahren und seinen Namen nicht verleugnen, auf daß er ihnen eine offene Tür und die Krone des Lebens geben kann.
Die Voraussetzungen sind von Jesus in diesem Brief klar ausgesprochen. Andere Voraussetzungen gibt es nicht, oder es sind Menschensatzungen, die keine Bedeutung haben.

Der klare Blick Jesu






7. An die Gemeinde in Laodicea: Kalt oder warm

Offenbarung 3,14-22


Offb. 3,14a: „Und dem Engel der Gemeinde in Laodicea schreibe.“


Laodicea lag in Kleinasien an einer großen Handelsstraße, wenige Stunden von Kolossä entfernt. Es war eine reiche Handelsstadt. In der Mitte des ersten Jahrhunderts wurde sie durch ein Erdbeben heimgesucht, aber es gelang ihr, den Aufbau aus eigener Kraft durchzuführen. Sie besaß Banken und Handelshäuser. Die Herstellung und der Vertrieb von schwarzen Wollstoffen war für das kaufmännische Leben der Stadt charakteristisch. Nach der medizinischen Seite hin war Laodicea durch das „phrygische Pulver" und durch eine besondere Augensalbe zum Bestreichen der Augen bekannt.
Die Gemeinde Jesu in Laodicea war zur selben Zeit wie die in Kolossä und Hierapolis entstanden
(Kol. 2, 1 und 4, 13-17).
Paulus hatte lebendige Beziehungen zu ihr und sorgte sich im Gefängnis sehr um die drei benachbarten Gemeinden, wie wir aus dem Kolosserbrief ersehen. Sein Brief an Laodicea ist verlorengegangen.

Der klare Blick Jesu

Offb. 3,14b: „Das sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.“


Der „Amen": das ist die im Spätjudentum gebräuchliche Bezeichnung Gottes. Daß dieselbe Bezeichnung für Jesus gebraucht wird, bringt zum Ausdruck, daß durch ihn Gott selbst spricht. Was zuerst durch das hebräische Wort „Amen" ausgedrückt wird, wird griechisch wiederholt durch die Worte:
„Der treue und wahrhaftige Zeuge." Das Wort Jesu ist Gottes Wort. Wenn der erhöhte Herr spricht, so spricht er in der Autorität Gottes. Das gilt für die Worte der Ermutigung wie für die Worte des Gerichts. Er ist der Zeuge, der es unendlich treu mit uns meint und keinen anderen Gedanken hat, als uns zu helfen. Er ist aber zugleich auch der unbestechliche Zeuge, dessen

Christus an seine Gemeinde

Wort nichts verschleiert, sondern ganz ehrlich mit uns spricht. Daß Jesus der Treue und Wahrhaftige ist, gibt seinem Bußwort ein besonderes Schwergewicht. Sein ernstes Wort ist von derselben Treue getragen wie das gütige und helfende. Auch das Gerichtswort ist nur darauf aus, in großer Güte und Treue helfen zu wollen. Die Güte und Treue Jesu kann aber den Ernst seines Gerichtswortes nicht abschwächen.
An diesem Wort hängt unser Leben. Es kann auch einmal den Schlußpunkt hinter unsere Lebensgeschichte mit Christus setzen. Nur Jesus selbst vermag zu beurteilen, wo dies nicht mehr zu umgehen ist. Wir wollen ihm von Herzen dankbar sein, wenn sein Gerichtswort uns so treu und wahrhaftig erreicht wie die Gemeinde in Laodicea. Er will die Katastrophe unseres Lebens mit ihm verhüten und es aus seinem erstarrten Zustand wieder in lebendigen Fluß bringen.
Das Wort Jesu wiegt deshalb so schwer, weil er der „Anfang der Schöpfung Gottes" ist. Das will nicht besagen, daß Jesus das erste Geschöpf Gottes ist, sondern zum Ausdruck bringen, daß in ihm die ganze Schöpfung ihren Ursprung hat (Joh. 1,3; Kol. 1,16.17).
Jesus steht in einer Linie mit dem lebendigen Gott. Er gehört in eine Linie mit dem Schöpfer und nicht mit dem Geschöpf. Er ist wirklich der Herr, der das entscheidende Wort in der ganzen Schöpfung Gottes zu sagen hat. Darum hängt an seinem Urteil über uns das Leben.

Offb. 3,15.16: „Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch heiß bist. Ach, daß du kalt oder heiß wärest. So aber, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich aus meinem Munde ausspeien.“


Jesus weiß alles. Er durchschaut die Gemeinde. Er weiß, daß ihre Nachfolge in keiner Weise zureicht. Er hat für sie kein Wort des Lobes und der Anerkennung, kein milderndes Wort.
Sein Wort an die Gemeinde in Laodicea ist sofort und ausschließlich Gerichtswort, das den ganzen Todesernst der inneren Lage der Gemeinde ausspricht.
Aus den Werken der Gemeinde, aus ihrem Tun und Lassen wird ihre innere Not und Schuld deutlich: ihre Lauheit, daß sie weder kalt noch heiß ist. Die Zeit der ersten Liebe liegt weit zurück und ist vergessen. Sie ist Jesus nicht untreu geworden, aber ihre Liebe zu ihm und ihre Hingabe an den

Kalt oder heiß?

Dienst für Jesus hat eine sehr gemäßigte, wohltemperierte Art. Sie schießt nirgendswo über das Ziel. Sie ist in allem außerordentlich maßvoll. Sie geht den goldenen Mittelweg. So lebt die Gemeinde ein braves „christliches" Leben. Sie sind alle „fromm". Aber ihrer Frömmigkeit fehlt der lebendige Impuls der wirklichen Hingabe an Jesus und seinen Dienst. Einst galt das Wort 2. Korinther 5,14: „Die Liebe des Christus dringet uns also, dieweil wir dieses Urteil uns gebildet haben: einer ist für alle gestorben, folglich sind sie alle gestorben (und haben darum nichts mehr zu melden und zu beanspruchen); und er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, hinfort nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist." Ihr Leben hat nicht mehr den einen Brennpunkt: Jesus Christus. Ihr Leben dreht sich um die eigene Achse und ist ein spießbürgerliches Dasein im „frommen" Gewand.
Jesus sagt: „Ach, daß du kalt oder heiß wärest." Er weiß, daß er aus einem entschlossenen, eiskalten Gegner einen lebendigen Zeugen machen kann. Die Lebensgeschichte des Paulus ist ein Beweis dafür, während wir an Gamaliel sehen, wie schwer ein Mensch das Leben findet, der immer vorsichtig abwägt und zuwartet, so daß er nie die Unmittelbarkeit der totalen Hingabe an Jesus findet.
An der Geschichte der Gemeinde in Laodicea sehen wir, dass der gute Anfang einer brennenden Liebe zu Jesus durch eine sehr kümmerliche Art des Lebens mit ihm abgelöst werden kann. Das ist keine geringfügige Verschiebung, sondern bedeutet in Jesu Augen Entscheidendes. Er kann keinen brauchen, der nicht mit ganzem Herzen und ganzer Hingabe bei ihm ist. Mitläufer sind für ihn unmöglich. Der Kompromiß in der Nachfolge Jesu bedeutet das Ende: „Weil du lau bist, will ich dich aus meinem Munde ausspeien." Dieses Wort des erhöhten Herrn geht uns durch und durch. Es ist ein Wort an uns alle. Es ist keiner davor gesichert, daß es nicht das Wort ist, das auch über sein Leben gesprochen werden könnte.

Die Liebe und Treue Jesu

Offb 3,17-19a: „Du sprichst: ich bin reich und habe Überfuß und habe nichts nötig, und du weißt nicht, daß du elend und jämmerlich bist – arm, blind und bloss. Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das durch Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blösse nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehend werdest. Ich strafe und züchtige alle die ich liebhabe.“


Die Liebe Jesu zu uns hört auch dann nicht auf, wenn wir ihn tief enttäuschen und so selbstsicher geworden sind, daß wir nur noch scheinbar ihn nötig haben, in Wirklichkeit aber unabhängig von ihm unser Leben gestalten. Einst hatte die Gemeinde in Laodicea Jesus als ihren Heiland wirklich nötig, als die ganze Not um ihre Schuld vor Gott aufbrach und sie die Vergebung Jesu nötiger brauchte als das tägliche Brot.
Damals war sie sehr arm in sich selbst. Sie gehörte wirklich zu den Leuten der ersten Seligpreisung. Sie war arm in sich, aber reich in Jesus. Jetzt war sie reich in sich selbst, aber arm in Jesus. Der verborgene Umgang mit Jesus ist uns in solcher Zeit nicht mehr ein Lebensbedürfnis wie früher. Aus dem Bettler vor Christus ist ein selbstsicherer Mensch geworden, der gerade soviel „Frömmigkeit" hat, um seines Herrn nicht mehr auf Schritt und Tritt bedürftig zu sein.
Es ist die Katastrophe unseres Lebens mit Christus, wenn wir mit uns zufrieden geworden sind und nicht mehr merken, wie alles bei uns Stückwerk ist und wie sehr wir seine Vergebung nötig haben. Während wir glauben, daß unser Leben mit Christus verhältnismäßig gut im Lot ist, ist in Wirklichkeit der Weg der Nachfolge Jesu sehr breit und das Gewissen in vielen Fragen stumm geworden. Es ist immer die Folge der satten Selbstzufriedenheit, daß aus dem feinen Gewissen ein sehr robustes wird, das die Stimme Jesu in den praktischen Fragen des Alltags überhört und auf Schritt und Tritt Kompromisse schließt, ohne es zu merken. Sonst könnte man gar nicht so zufrieden mit sich selbst sein. Wenn das Gewissen noch richtig arbeitete, würden wir merken, wie elend und arm wir vor Christus sind, und würden die lebensgefährliche Selbstsicherheit und Sattheit gar nicht aufkommen lassen.

Die Heilung

Es ist erschütternd, wenn wir gar nicht merken, wie es um uns steht, und in unserem Bewußtsein ein reiches, inneres Leben haben, während in Wirklichkeit die Nachfolge Jesu zerbrochen ist und das Gewissen nicht mehr auf ihn hört.
Es ist immer todernst, wenn Jesus uns nicht mehr zeigen kann, was bei uns krank ist, wenn er nicht mehr in die alltäglichen Fragen unmittelbar hineinsprechen darf und unsere Selbstsicherheit nicht mehr zu zerschlagen vermag. Vor ihm sind wir immer arm und krank. Vor seinem heiligen Auge reicht es nie zu. Vor ihm bleiben wir immer die Menschen der ersten Seligpreisung, die in sich bettelarm sind. Unser Reichtum ist nie in uns, sondern nur in ihm.
Aber Jesus ist treu, daß er uns nicht in unserer Selbstsicherheit sterben läßt. Er kommt uns zu Hilfe: „Ich rate dir, von mir zu kaufen." Es ist ein eigenartiges Kaufen, da wir ihm nichts geben können, und er alles umsonst gibt. Und doch müssen wir das, was wir brauchen, bei Jesus kaufen und finden es nur in dem verborgenen Umgang mit ihm. Wir dürfen bei ihm alles kaufen, was für uns notwendig ist. Wir empfangen es als die Bettler, dann aber ganz bestimmt. Es hat noch nie einer bei Jesus angeklopft, dem er die Tür gewiesen hätte. Es liegt alles bei ihm für uns bereit. Wir dürfen von ihm kaufen, was nötig ist, um uns in einem echten Leben mit ihm zu erhalten. Wir empfangen es als sein unverdientes Geschenk. Der, der uns befehlen und richten könnte, spricht: „Ich rate dir, von mir zu kaufen." Wer aus seiner Selbstsicherheit aufgeschreckt ist und den Rat Jesu befolgt, wird das Leben neu empfangen.
Das „Gold", das durch Feuer geläutert ist, ist das echte Leben mit Christus, das nicht in einer frommen Fassade besteht, sondern in dem Ringen um das wirkliche Bleiben in ihm und das tägliche Hören auf ihn. Es ist das Leben, in dem Jesus durch das Feuer seines täglichen Gerichts die Schlacken ausscheiden und einen Läuterungsprozeß durchführen kann. Dann sind wir in Wahrheit reich, obwohl wir uns täglich schlechter vorkommen. Wir sind reich, weil er sich unser erbarmt und die Gemeinschaft mit ihm nicht Selbsttäuschung ist.
Die „weißen Kleider" werden uns allein durch die Vergebung Jesu zuteil. Nur sie vermag unsere Schande zu bedecken,

Christus an seine Gemeinde

daß sie am Tage des Gerichts nicht sichtbar wird. Das weiße Kleid ist die Gerechtigkeit vor Gott, die uns Jesus Christus auf Golgatha erworben hat. Eine andere gibt es nicht. Der Selbstsichere und Selbstzufriedene kann sie nicht empfangen. Dem, der um seine Armut weiß, wird sie zuteil.
Die „Augensalbe" ist der Geist Gottes, der uns die Augen für uns selbst öffnet und uns nicht nur an einzelnen Punkten unsere Sünde zeigt, sondern einen Einblick gibt, der bis in den Schlammgrund unseres Wesens geht, aus dem jederzeit jede Sünde aufzusteigen vermag. Wer den Geist Gottes empfängt, denkt nicht mehr groß von sich, sondern wird auf Schritt und Tritt der Gnade bedürftig. Der Geist Gottes zerstört alle Selbstzufriedenheit. Unter seinem treuen Einfluß werden wir auch nach Jahrzehnten der Nachfolge Jesu noch wissen, wie wir seiner Vergebung bedürftig sind. Ja, dann wissen wir es erst recht.
Das hebt nicht das Wort 2. Korinther 3,18 auf, daß Christus seine Kinder von Klarheit zu Klarheit in sein Bild gestaltet. Aber er ist mit uns allen noch auf dem Wege. Keiner ist am Ziel. Wir machen ihm alle noch viel Not. Wer darum nicht mehr weiß, bereitet ihm die größte Not und ist selbst in der schwersten Gefahr.
Entscheidend aber ist, daß wir das, was wir von Christus empfangen und was er in uns gestaltet, nie als selbsteigenen Besitz haben, über den wir verfügen können, als gehörte er uns. Alles, was wir unter seinem Einfluß sind und werden, haben wir nur in dem Hängen an ihm. Ohne ihn sind wir die alten. Darum sind wir unser Leben lang auf ihn angewiesen, daß wir im Glauben an ihm hängen und als die in sich Wurmstichigen aus dem verborgenen Umgang mit Christus Kräfte der oberen Welt gewinnen. Das ganze Leben Jesu ist uns zugedacht, aber wir haben es nicht als Eigenbesitz, sondern nur als glaubende Bettler in dem Hängen an ihm; dann aber wirklich.
Darum bedeutet es das Leben, daß uns der Geist Gottes laufend das Auge dafür öffnen kann, wo wir seiner bedürftig bleiben. Die Augensalbe des Geistes Gottes macht uns so sehend, daß wir uns je länger, je schlechter vorkommen, obwohl das Werk Jesu vorwärtsschreitet. Es ist vielleicht das stärkste

Die Heilung

Merkmal des weiterschreitenden Werkes Jesu in uns, daß wir je länger, je mehr für uns und die tiefen Schäden in uns sehend werden. Wem das zuteil wird, der sollte seinem Herrn tausendfältig dafür danken, daß er ihm die Salbe gereicht hat, die sehend macht, und daß er darum reich in Jesus ist.
Die Liebe und Treue Jesu gibt keinen auf. Wenn er nicht durch sein treues Wort uns helfen kann, sucht er uns durch sein treues Gericht zu retten. Wir können den Vers 19a in der Übersetzung kaum so wiedergeben, daß es deutlich wird, wie der ganze Ton auf dem einen Wort liegt: „Ich." Jesus will sagen: so bin nur ich. Ich strafe nicht, um zu strafen. In allem, was ich tue, offenbart sich nur meine Liebe und Treue zu dir. Ich nehme nicht in Zucht, um in Zucht zu nehmen, sondern um dir dein Leben mit mir zu erhalten und neu die Liebe zu mir zu entzünden. Dabei ist sein Gericht und seine Zucht im Leben seiner Kinder oft so tiefgreifend und schmerzend wie die Operation des Chirurgen, der tief schneidet, um den Krebs ganz zu entfernen.
Darum liegt der zweite Ton in Vers 19a auf dem kleinen, knappen Satz: „Die ich lieb habe." Wir würden die Gemeinde in Laodicea ganz falsch ansehen, wenn wir sie nicht mit diesem Blick Jesu betrachten würden. Sie ist nicht die verstoßene, verdammte, verachtete Gemeinde, sondern sie ist die, die Jesus liebhat. Die hochmütige, selbstbewußte und im Grunde so selbstsichere Art, mit der manche gläubige Kreise über andere Kreise von Jüngern Jesu urteilen und sie als „Laodicea" brandmarken, hat mit Jesus und seinem Wort nichts zu tun.
Laodicea ist sein krankes Kind, das er unendlich liebhat und dem er helfen möchte. Ich fürchte, daß die Jünger Jesu, die so hart und selbstsicher über andere zu urteilen vermögen, selbst das sind, was sie mit dem Namen „Laodicea“ kennzeichnen. Aber in den Augen Jesu sind auch diese selbstsicheren Richter ihrer Brüder und Schwestern noch seine Kinder, die in sich reich geworden sind und deren er sich darum in großer Liebe annimmt, um ihre Selbstsicherheit zu zerschlagen. Diese Liebe kann hart zugreifen und tief stürzen lassen. Bei wem sie ihr Ziel erreicht, der wird ihm nur danken.

Christus an seine Gemeinde

Offb. 3,19b-21: „So werde nun eifrig und fang neu an. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Mahl mit ihm halten und er mit mir. Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe."


„Tu Buße": fang neu an! Das ist das Wort Jesu an die Gemeinde, die so satt und mit sich zufrieden geworden ist. Bei ihm ist es nie zu spät. Er hat immer noch Möglichkeiten. Er hat für jeden von uns immer noch einen neuen Anfang.
Das Wort, das im Griechischen für „Buße tun" steht, läßt sich so schwer im Deutschen wiedergeben. Sicher bedeutet es nicht das, was man landläufig unter „Buße" versteht. Bei allem Ernst und aller Beugung bedeutet es etwas ganz unendlich Schönes und Frohmachendens. Es gibt nichts Schöneres, als neu anfangen zu dürfen, wenn alles schiefging und wir uns in viel Not und Sünde verstrickten. Jesus sagt: gib meiner Stimme recht und fang neu an! Das, was wir Bußwort nennen, ist bei Jesus immer das Schönste, obwohl es von unserer Sünde und der Härte der Entscheidung gegen unsere Sünde nichts abzieht. Es ist das Wort, durch das Jesus uns seine Hand reicht, damit wir von dem alten, verkehrten Weg abtreten und neu anfangen können.
Auch Laodicea gegenüber ist er kein anderer, obwohl die satten, selbstzufriedenen und im Grunde so kümmerlichen Jünger Jesu die schmerzlichsten Erscheinungen in seiner Gemeinde darstellen. Er kennt auch ihnen gegenüber nur eines: Fang neu an! Werde eifrig und beginne einen wirklichen Lauf wie ein Wettläufer, der sein Auge fest aufs Ziel gerichtet hat.
Werde nicht wieder solch ein harmloser Spaziergänger im Reiche Gottes, der für Jesus eine Schande und für die Nichtchristen ein Brechmittel ist. Werde eifrig und laß die erste Liebe zu Jesus nie wieder aus deinem Herzen und Gewissen kommen. Laß dein Leben mit Christus und deinen Dienst für ihn von dem lebendigen Pulsschlag der ersten Liebe durchpulst bleiben, bis du am Ziel bist.
So und nicht anders spricht Jesus zu Laodicea. So steht er vor jedem von uns, dessen Liebe zu Jesus kümmerlich, arm und klein geworden ist. Wer auf seine Stimme neu hört und ihm auftut, dem schenkt Jesus neu die volle, ungebrochene

Nie zu spät

Gemeinschaft mit ihm, wie sie im Abendmahl verkörpert ist. Es ist eine tiefe Freude, wenn eine Zeit der inneren Stumpfheit und des Sattseins überwunden ist und wir wieder Bettler in uns selbst geworden sind, die aufs neue reich in Jesus wurden.
Mit einer königlichen Vergebung deckt Jesus all den Kummer zu, den wir ihm gemacht haben, und schenkt uns neu seine volle Gemeinschaft. Wenn sein richtendes Wort und seine schmerzliche Züchtigung ihr Ziel erreicht haben, ist alles vergessen, was dahinten liegt. Er hält uns nichts mehr vor. Er verspricht dem, der ihm soviel Mühe und Not gemacht hat, die Gemeinschaft mit ihm selbst wie in den Tagen der ersten Liebe zu ihm. So schließen die sieben Sendschreiben mit demselben Ton, mit dem sie begonnen haben. Sie wollen aus allem „korrekten", mit sich zufriedenen Christentum herausreißen und neu in die ganze Armut in uns selbst und damit in den Lebensstrom Jesu stellen.
Diese lebendige Gemeinschaft mit Jesus, die so tief und innig ist und in jeder Feier des Abendmahls uns neu versiegelt wird, will eine bleibende sein. Sie braucht nicht abzusinken und einer kümmerlichen Art Platz zu machen. Jesus will wirklich in uns wohnen und uns diese Gemeinschaft mit ihm durchs ganze Leben bereiten, daß unsere Haltung ihm gegenüber nie wieder lauwarm wird, sondern die brennende Liebe zu unserem Herrn aus tiefer Dankbarkeit durchs ganze Leben in Herz und Gewissen bestimmend bleibt.

Offb. 3,22: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt."


Es war nicht nur ein Wort an Laodicea. Es waren nicht nur sieben Briefe des erhöhten Herrn an die kleinasiatischen Gemeinden. Die sieben Sendschreiben der Offenbarung sind das seelsorgerliche Wort Jesu an seine Gemeinde zu jeder Zeit, an jedem Ort und in allen Lebensumständen. Es ist sein treues Wort an uns alle.

Mobirise.com