Kapitel 16: Verse 1; 2; 3; 4; 5-7; 8.9; 10.11; 1213.1415; 16; Einl.7.Gericht; 17; 18; 19; 20; 21     
                   Off. 16 - Auslegung als PDF      Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter

1. Gericht: Das Malzeichen des antichristlichen Menschen

Offb. 16,1: „Und ich hörte eine gewaltige Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Gehet hin und gießet die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde."


Die Stunde Gottes ist da. Die letzten Minuten der Weltgeschichte laufen ab. Auf Erden ist Gott für tot erklärt und abgesetzt. Der Mensch scheint allmächtig. Niemand ahnt, daß das Ende vor der Tür steht. Aus dem Heiligtum kommt eine machtvolle Stimme und befiehlt den Beginn der letzten Gerichte. Die Zügel der Weltregierung bleiben bis zum letzten Augenblick in der Hand Gottes. Schien es bisher manchmal so, als hätte Gott die Weltregierung aus der Hand gegeben und sie den Dämonen überlassen, so wird nun deutlich, wer der Herr der Welt ist. Ausdrücklich wird noch einmal festgestellt, daß die kommenden, furchtbaren Ereignisse dem Willen Gottes entspringen und sich nach seinem Befehl vollziehen. Welch ein Trost für seine Kinder, die diese schwere Zeit miterleben müssen! Die kommenden schweren Entwicklungen entstanmmen einem Plane Gottes und müssen die Menschheitsgeschichte zum Abschluß führen.

Offb. 16,2: „Und der erste ging hin und schüttete seine Schale auf die Erde aus, und es trat ein böses und schmerzhaftes Gesscwür auf bei den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und sein Bild anbeteten.“


Der Mensch hat Gott abgeschworen und das Malzeichen des antichristlichen Staates angenommen. Er wollte dadurch sein Leben retten. Nun zeichnet Gott alle Menschen, die das Malzeichen des Antichristen angenommen haben, auf seine Weise. Ein Geschwür tritt auf, das offenbar nicht geheilt werden kann.
Ein tiefes Erschrecken wird durch die Welt gehen, wenn sich dies begibt. Man wird vielleicht versuchen, die Nachrichten über dieses unheimliche Zeichen zu unterdrücken. Aber von Mund zu Mund geht die Nachricht weiter und ist nicht totzuschweigen, daß alle, die das antichristliche Staatszeichen tragen, von dem unheimlichen Geschwür befallen werden.
Es wäre aber auch denkbar, daß es sich nicht um ein körperliches Geschwür handelt, sondern um einen schmerzlichen geistigen Vorgang im atheistischen Menschen. Wie ein böses Geschwür bricht die quälende Erkenntnis durch, daß die gesamte

Die Unheimlichkeit des Gerichts

Entwicklung des modernen Zeitalters ein Fehlweg war. Es ist ein unheimliches Ahnen, daß man auf die falsche Karte gesetzt hat, als man die Kräfte Gottes und seines Christus ausschalten wollte. Man kann es sich nicht verhehlen, daß all die gigantischen Versuche, die Welt mit der Technik zu meistern, den eigentlichen Menschen unbefriedigt ließen und im Innersten aushöhlten. Mit schmerzlicher Bitterkeit zeichnet sich der Todesweg des von Gott gelösten modernen Menschen ab. Diese Erkenntnis frißt an ihm wie ein schmerzhaftes Geschwür. Auch diese Deutung wäre in der Zeichensprache der Offenbarung denkbar, obwohl das buchstäbliche Verständnis in diesem Fall näherliegen dürfte.

2. Gericht: Das seelische Sterben des modernen Menschen

Offb. 16,3: „Und der zweite schüttete seine Schale in das Meer, und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und jede lebendige Seele starb, die in dem Meer ist."


An eine buchstäbliche Deutung ist nicht zu denken. Wenn die Ozeane sich in wirkliches Blut verwandelten, das wie das Blut von Toten wäre, würde die Atmosphäre in wenigen Stunden von dem Verwesungsgeruch des Blutes derartig verändert sein, daß kein Mensch mehr leben könnte und auch die Gemeinde Jesu untergehen müßte. Da aber das Leben auf der Erde weitergeht, muß es sich um ein Bild handeln. Es ist wohl kein Zufall, daß ausdrücklich von lebendigen Seelen gesprochen wird, die von dem Sterben erfaßt werden.
Die Völkerwelt (das Meer) schien unter der Führung des Antichristen die Spitzenleistung menschlicher Kultur erreicht zu haben. Die Welt schien ein Paradies zu werden und sich einem ewigen Friedens- und Idealzustand entgegenzuentwickeln - und das alles unter Ausschluß Gottes, nur mit der Kraft des Menschen. Und nun wird die Täuschung offenbar. Im Grunde haben verborgene Einflüsse Gottes das Zusammenleben der Menschen aufrechterhalten. Jetzt zieht Gott die letzten Kräfte zurück. Es wird erschreckend deutlich, daß alle Zivilisation ohne Gott nur Firnis ist. Die Raubtiernatur des Menschen bricht durch. Der ungebändigte Egoismus des einzelnen und

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

der Völker triumphiert. Alle festen inneren Fundamente und Ziele fehlen. Ein völliges Chaos bricht herein. Wenn der Mensch und die Dämonen allein am Werke sind, geht die Menschheit in Fäulnis über. Es beginnt ein Kampf aller gegen alle, in dem auch tatsächlih Ströme von Blut fließen. Ein Todesverhängnis ist über die Welt hereingebrochen. Das Leben der sich auflösenden atheistischen Menschheit ist eher Sterben als Leben zu nennen. Es verwandelt sich tatsächlich die Völkerwelt in eine Welt des Todes. 
Ein seelisches Sterben tritt auf der ganzen Linie ein. Man hat keine Ideale mehr. Sie sind unter dem Einfluß der antichristlichen Propaganda erloschen. Nichts Besseres ist an die Stelle getreten. Das Leben ist hohl und leer geworden. Von Maschinen und technischen Erfolgen kann kein Mensch leben. Das Leben ist sinnlos. Man weiß nicht mehr, wofür man da ist. Die Menschen vegetieren nur noch, aber sie leben nicht wirklich. Ein unheimliches Sterben der Seele hat eingesetzt. Der moderne Mensch hat sich selbst alles zersetzt. Als er Gott und Christus leugnete und die Gemeinde Jesu auslöschte, hat er die Lebenskräfte vernichtet, die allein das Leben tragen können. Nun ist das Leben nicht mehr auszuhalten. Es ist nicht mehr Leben, sondern Sterben. Ein Verwesungsgeruch wie von dem Blut eines Toten hängt der modernen Kultur an. Sie kann kein Leben zeugen, sondern nur Leben zerstören.
Von dieser Tatsache ahnen wir jetzt schon etwas. Aber in dem Zeitpunkt, von dem die Offenbarung hier spricht, wird das Todesverhängnis radikal geworden sein. Eine geistige Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß zeichnet sich ab. Jede lebendige Seele, die sich in dem Völkermeer befindet, ist gestorben; dieser Satz gewinnt nun unheimliche Realität. Das Leben auf Erden ist nicht mehr zu ertragen. Die Leichenstarre der modernen Kultur tritt ein.

3. Gericht: Die Zerstörung der geistigen Lebensgrundlagen

Offb. 16,4: „Und der dritte goss seine Schale aus in die Flüsse und in die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut.“


Bei einer buchstäblichen Deutung dieses Wortes würde sofort

Die geistige Katastrophe

alles Leben auf Erden aufhören. Die Flüsse bezeichnen die geistigen Strömungen in der Völkerwelt und die Quellen die Ideen, aus denen die Geistesbewegungen entspringen. Diese Geistesströmungen und ldeen sind nur gesund, wenn sie sich in Übereinstimmung mit dem sittlichen Grundgesetz Gottes und in Kontakt mit ihm selbst befinden. Eine Weltanschauung, die z.B. die Ehe auflöst, ermordet Menschen und Völker. Eine Geistesströmung, die die absolute Bindung an die Wahrhaftigkeit vernichtet, zersetzt das Leben des Menschen. In jenem Zeitpunkt wird diese Auflösung auf der ganzen Linie erfolgen. Da die Bindung an Christus mit Gewalt gelöst ist, verliert auch das Gewissen seine bisherige Bindung. Die sittlichen Grundlagen des Zusammenlebens der Menschen hören auf. Das gesamte Geistesleben nimmt einen Zersetzungs- und Verwesungsgeruch an.

Die Zustimmung der unsichtbaren Welt zu dem Gericht Gottes über die moderne Menschheit


Offb. 16,5-7: „Und ich hörte den Engel der Gewässer sagen: Gerecht bist du, der da ist und der da war, du Heiliger, daß du so gerichtet hast. Denn das Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie verdienen es. Und ich hörte den Altar sprechen: Ja, Herr, Gott, du Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte.“


Der Weg der Gemeinde Jesu birgt schwere Rätsel in sich. Es scheint oft so, als wenn Gott im Kampf um die Welt unterliege. Im Geistes- und Kulturleben der Menschheit ist Gott weithin ausgeschaltet. Die Presse aller Völker bestätigt dies. Im Verhältnis zur Gesamtheit sind es nur kleine Kreise, die wirklich mit Gott etwas zu tun haben wollen. Gott mutet seinen Kindern viel zu. Er erwartet, daß sie die Welt, die ihnen so schwer zusetzt, mit ebensolcher Liebe und Vergebung tragen wie er selbst. Aber einmal werden alle Rätsel gelöst und wird der Plan Gottes durchsichtig. Der unsichtbaren Welt wird der Durchblick zuerst zuteil. Johannes vernimmt das Jawort der Engelwelt und der vollendeten Märtyrer zu dem Weg Gottes mit seiner Gemeinde. Er mußte ihr diesen schweren Weg zumuten. Er wollte Zeit gewinnen, um die übrige Menschheit zu rufen. Er wollte aber auch das Gericht so reif werden lassen,

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

daß ihn niemand einer Ungerechtigkeit zeihen könne. Wenn nun seine Gerichte über den modernen Menschen ergehen, sind sie absolut wahrhaftig und gerecht. Der Ausdruck „der Engel der Wasser“ könnte besagen, daß auch die Ströme des Lebens aus Gott nach klaren Grundsätzen in die Menschenwelt geleitet werden, wie wenn ein unsichtbarer Schleusenmeister sie nach den Befehlen Gottes reguliert. Die Engelwelt spricht zuerst ihr Ja zu dem Weg Gottes mit seiner Gemeinde aus. Die Schar der vollendeten Märtyrer schließt sich an. Der Altar bezeichnet die Stätte der Gegenwart des Herrn. Im Himmel stehen keine Altäre aus Stein und Erz. Weil die Märtyrer ihre Liebe zu Jesus mit dem Tode besiegelt haben, leben sie nun in seiner nächsten Gemeinschaft. Dies wird durch das Bild des Altars ausgedrückt. Nun verstehen die vollendeten Märtyrer, daß die Wege Gottes mit seiner Gemeinde und der übrigen Menschheit lauter und heilig sind und keiner Ungerechtigkeit geziehen werden können. (Vgl. Offb. 6,9-11.)
Zwei Grundgesetze im Handeln Gottes werden hier sichtbar. Das erste lautet: „Was der Mensch sät, das wird er ernten." Lange hat Gott gewartet durch Jahrhunderte und Jahrtausende. Aber einmal ist alles reif zur Ernte und zum Gericht.
Die von Gott gelöste Völkerwelt wollte die Gemeinde Jesu auslöschen und die letzte Erinnerung an Gott loswerden. Sie wollte der Gemeinde Jesu den Sterbensweg bereiten. Nun muss sie selbst einen Sterbensweg gehen, der durch bitteres Herzeleid und durch unendliches Blutvergießen bezeichnet ist. Statt Kultur völlige Auflösung. Statt eines idealen Friedenszustandes der Kampf aller gegen alle bis zur Selbstzerfleischung. Statt Emporentwicklung des Menschen zum idealen Übermenschen die Bestie. Statt des aus eigener Kraft gestalteten Paradieses auf Erden Ströme von Blut, in denen das Leben der Menschheit untergeht.
Jedoch ist ein tiefer Unterschied zwischen dem Weg der Gemeinde Jesu und dem Weg des modernen Menschen. Die Gemeinde Jesu geht ihren Sterbensweg mit Frieden im Herzen. Der Sterbensweg der von Gott gelösten Völkerwelt aber ist durch innerste Verzweiflung gekennzeichnet. Sie wird in ihrem Gewissen den quälenden Vorwurf nicht los, daß ihr Weg

Grundgesetze im Handeln Gottes 

so anders hätte gehen können, wenn sie Christus nicht abgelehnt hätte, daß sie selbst dieses Ende heraufbeschworen hat. Ein bitterer Weg ist schwer, selbst wenn man den Frieden Gottes im Herzen hat. Er ist zum Verzweifeln, wenn Anklagen des Gewissens und peinigende Selbstvorwürfe ihn begleiten.
Noch ein zweiter Grundsatz im Handeln Gottes wird sichtbar: an unserer Stellung zur Gemeinde Jesu entscheidet sich unser eigenes Geschick. Die antichristliche Menschheit hat die Gemeinde Gottes in Tod und Verderben hetzen und ihr das Leben unmöglich machen wollen. Damit hat sie ihr eigenes Schicksal besiegelt. Wer sich von der Gemeinde Jesu ausschliesst, schließt sich von Jesus selbst und seinem Leben aus. Die Ablehnung der Gemeinde Jesu muß sich immer bitter rächen. Wer sich an der Gemeinde Jesu vergreift, vergreift sich an Jesus selbst. Jesus steht zu seiner Gemeinde und setzt sich mit ihr geradezu gleich, obwohl sie seiner in keiner Weise wert ist. Wer sie antastet, tastet ihn an. Wer ihr wohltut, tut ihm wohl. Wer sie aufnimmt, nimmt ihn auf.
Das hat Jesus Markus 9,41.42 und Matthäus 10,40-42 ausgesprochen. Diese Grundlinie beschämt uns aufs tiefste, aber sie bleibt Wahrheit durch die ganze Weltgeschichte, bis Jesus seine Gemeinde vollendet. Darum gibt es immer einen bitteren Rückschlag, wenn ein einzelner oder ein Volk sich zur Gemeinde Jesu unfreundlich stellt und sie vernichten will. Dies ist aus der Weltgeschichte deutlich zu belegen und wird vollends in dem letzten Todesweg des modernen Menschen sichtbar. Umgekehrt hat auf dem Leben einzelner Menschen und ganzer Völker ein geheimer Segen Gottes gelegen, wenn sie sich zur Gemeinde Jesu freundlich stellten und ihr wohltaten.

4. Gericht: Die unerträgliche Leuchtkraft des Evangeliums von Jesus in der antichristlichen Weltperiode

Offb. 16,8.9: „Und der vierte schüttete seine Schale auf die Sonne aus; und es wurde ihr gegeben, die Menschen mit Feuerglut zu versengen. Und die Menschen wurden von großer Hitze versengt, und sie lästerten den Namen Gottes, der die Macht über diese Plagen hat, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben.“


Immer wieder hat sich in der Offenbarung gezeigt, daß es

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

einen guten Sinn ergab, wenn unter dem Bild der Sonne die Botschaft von Jesus verstanden wurde. Darum liegt es nahe, auch an unserer Stelle von dieser Deutung nicht abzuweichen, obwohl sie schwierig bleibt. Es kann unmöglich mit der Sonne das Gestirn am Himmel gemeint sein. Sonst würde auch die Gemeinde Jesu von dieser unheimlichen Hitze betroffen und so versengt, daß eine Lebensmöglichkeit nicht mehr besteht. Jede Änderung der Temperatur der Sonne muß das Leben auf der Erde gefährden. Wird die Temperatursteigerung so stark, wie sie an unserer Stelle geschildert wird, kann das Leben der Menschheit nicht weiterbestehen. Es geht aber das Leben weiter, nur daß es zu einer unheimlichen Qual wird. So ist es wohl kaum anders möglich, als daß auch an dieser Stelle mit der Sonne Jesus selbst gemeint ist. Da er sich in dieser letzten Christenverfolgung seinen Kindern besonders kraftvoll mitteilt, um sie nicht zerbrechen zu lassen, ist es begreiflich, daß die Leuchtkraft des Evangeliums von Jesus in seinen Kindern stärker denn je ist und daß das Leben Jesu in seinen Jüngern so hell aufleuchtet, daß niemand diese Tatsache übersehen kann. Diese strahlende Kraft der Botschaft von Jesus muß für die übrige Menschheit, die sich in seelischer Verzweiflung befindet, eine unheimliche Anklage sein. Während ihr eigenes Leben zusammenbricht und sie eine erschütternde Katastrophe erlebt, sehen sie in den Christen etwas aufleuchten, was unglaublich erscheint. Der moderne Mensch ist am Ende, während er über alle Machtmittel verfügt. Die Christen aber stehen im tiefen Frieden und in einer großen Freude an ihrem Herrn, obwohl sie ihre gesamte Existenz verloren haben und vogelfrei sind. Ihnen scheint die Sonne Jesus Christus in einer Stärke wie keiner Generation vorher. Ihr Herr weiß, daß sie eine solche Offenbarung seiner Person jetzt brauchen. Diese Leuchtkraft, die von Jesus selbst in seinen Kindern ausgeht, ist so stark, daß die übrige Menschheit davon schier versengt wird. Die Leuchtkraft der Botschaft von Christus weckt nur Opposition. Die in Zersetzung befindliche atheistische Welt antwortet auf das Leben Jesu, das sich in seinen Kindern offenbart, mit um so stärkerem, fanatischem Haß.
Diese Deutung gebe ich nur mit Vorbehalt und bin für jede andere Auslegung dankbar, die sachlich zutreffender ist.

Der Haß gegen das Evangelium

5. Gericht: Der Einbruch tiefster, geistiger Finsternis in dem Zentrum der atheistischen Welt


Offb. 16,10.11: „Und der fünfte goß eine Schale auf den Thron des Tieres aus, und dessen Reich wurde verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz und lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und ihrer Geschwüre und taten nicht Buße von ihren Werken."


Bei jedem dieser Gerichte erhebt sich die Frage, ob es sich um einen Naturvorgang oder ein geistiges Ereignis handelt.
Professor Hadorn schreibt in seinem Kommentar im Blick auf die fünfte Schale, daß es naheliege, die mit Qualen verbundene Verfinsterung am Thronsitz des Reiches geistig zu deuten.
Wenn die Verfinsterung, die am Thronsitz des Antichristen beginnt und sich über das ganze Weltreich verbreitet, als physikalischer Vorgang verstanden wird, müßte auch die bei der vierten Schale auftretende enorme Steigerung der Sonnentemperatur als physikalisches Ereignis verstanden werden. Es ist aber nicht möglich, daß eine Steigerung der Sonnenglut und tiefste Verfinsterung der Welt gleichzeitig existieren. Eins hebt das andere auf. Daraus ergibt sich, daß es sich nicht um naturhafte Vorgänge handeln kann, sondern um geistige Ereignisse. Auch würde bei einer naturhaften totalen Verfinsterung der Welt das Weiterleben der Menschheit in kurzer Zeit unmöglich werden.
Die unheimliche Verfinsterung des geistigen Lebens tritt am Regierungssitz des Antichristen auf und breitet sich über die ganze Welt aus. Geistige Zielsetzungen gibt es nicht mehr. Die großen ldeale sind erloschen. Niemand hat mehr einen Blick für Höheres. Das geistige Leben der Menschheit hört auf. An seine Stelle tritt tiefe Finsternis. Es ist eine Qual, dieses Leben weiterleben zu müssen. Die Verdunklung der Gewissen ist derart vorgeschritten, daß niemand mehr Hemmungen kennt und alle Beziehungen der Menschen von Lüge und Mißtrauen erfüllt sind. Es bleibt keine Möglichkeit des Zusammenlebens mehr. Keiner traut dem anderen. Das ganze Leben ist verfinstert. Die Welt weiß, woher dies kommt, aber der von Gott gelöste Mensch beißt sich lieber vor Wut auf die Zunge, als daß er sagt: Herr, vergib mir! Nichts als Lästerung wird laut. In Presse und Literatur tritt eine neue Flut bittersten Hasses gegen

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Gott auf. Man hat behauptet, Gott existiere nicht, und doch ist man mit ihm immer noch nicht fertig. Wenn Gott tot ist, braucht man doch kein Wort mehr über ihn zu verlieren. Man erklärt mit stärkster Propaganda, daß Jesus absolut der Vergangenheit angehöre und niemals der heutige, lebendige Herr sei. Und doch kommt man über ihn nicht zur Ruhe. Der moderne Mensch steht im vollen geistigen Zusammenbruch seiner Welt. Er hat die Katastrophe deutlich vor Augen. Gott will ihn ohne menschliche Verkündigung durch die Macht der Ereignisse zu sich zurückrufen. Aber der moderne Mensch lehnt es ab, sich zu beugen und Buße zu tun. Er geht lieber unter, als daß er seinen Irrtum zugibt und zu Gott und Christus zurückkehrt.

6. Gericht: Die Zusammenballung der Völkerwelt zum letzten Kampf gegen die Gemeinde Jesu
Offenbarung 16, 12-16

Offb. 16,12: „Und der sechste goß seine Schale auf den großen Strom Euphrat aus, und es vertrocknete sein Wasser, damit den Herrschern vom Aufgang der Sonne der Weg bereitet wird."


Euphrat und Babel gehören zusammen. Babel ist der Inbegriff der Kulturwelt des Menschen, die sich von Gott gelöst hat und eine gigantische Welt ohne die Kräfte Gottes aufbauen will. So wenig wie es sich um die in Trümmern liegende einstige Großstadt Babel handelt, so wenig handelt es sich bei dem Namen Euphrat um den geographischen Strom, an dem jene Stadt einst lag. Ein wirklicher Strom wäre für ein modernes Heer in keiner Weise ein Hindernis. Er brauchte nicht auszutrocknen, damit für die antichristlichen Heeresmassen der Weg frei würde. Wenn aber unter dem Bild des Euphrat ein geistiger Strom dargestellt wird, an dem die moderne Kulturwelt liegt und der für ihre Versorgung Bedeutung hat, so könnte hiermit der Strom des Lebens aus Gott gemeint sein, von dem die atheistische Kulturwelt immer noch lebt, ohne es zu wissen. Die atheistische Menschheit ist sich nie bewußt gewesen, wie stark sie von den verborgenen Einflüssen Gottes lebt. Wären

Der letzte Kampf gegen die Gemeinde Jesu

diese nicht vorhanden, so könnte sie keine Zucht und Ordnung, keine Sitte und Moral aufrechterhalten. Ohne Gott läßt sich kein Gewissen begründen. Ist Gott ausgelöscht, so ist das Gewissen ungebunden. Ist Gott tot, so ist der Mensch frei und braucht auf keine Hemmungen mehr Rücksicht zu nehmen. Solange überhaupt noch die Vorstellungen von Recht und Unrecht existieren und der Mensch sittliche Bindungen hat, offenbart sich hierin der verborgene Einfluß Gottes.
In dem Zeitpunkt, den Offenbarung 16,12 beschreibt, trocknet dieser verborgene Strom aus. Nun erlöschen die letzten sittlichen Ideale. Gedanken wie Menschlichkeit, Nächstenliebe, soziale Gesinnung werden unmöglich. Damit geht die einstige Kulturhöhe in Trümmer. Sie wird abgelöst durch das nackte Heidentum und die vollendete Barbarei.
Nun das Gewissen tot ist, wird der Weg frei, die dämonisierten, zuchtlosen Völkermassen für einen letzten Schlag gegen die Gemeinde Jesu zu gewinnen. Bisher gab es da und dort noch ein Mitleid mit den Leuten Jesu. Mancher wußte, daß es sich bei ihnen um treffliche Menschen handelte und daß ihnen bitteres Unrecht geschah. Aus Menschlichkeit erbarmte er sich ihrer. Ideen wie Religionsfreiheit und Humanität verwehrten dem antichristlichen Weltstaat, zum letzten Schlag gegen die Christen auszuholen. Es war ihm peinlich, sich offen gegen die höheren Ideen der Menschlichkeit zu stellen. Das fällt nun alles weg. Sittliche Hemmungen gibt es nicht mehr. Die Völkermassen sind zum mitleidlosen Vorgehen gegen die Gemeinde Jesu bereit.
Es scheint nach unserer Stelle so, als wenn der entscheidende Anstoß hierzu von östlichen Völkern ausgehen sollte und als wenn sie die eigentlichen Träger des letzten, radikalen Vorgehens gegen die Leute Jesu sein würden. Aber die ehemaligen Kulturvölker des Westens befinden sich in derselben Auflösung des Gewissens und einer dadurch bedingten Hemmungslosigkeit, daß sie ohne Bedenken mittun. Die gesamte Menschheit ist von ethischen Bindungen so gelöst, daß sie zu jedem Vorgehen gegen die Christen bereit ist.

Offb. 16,13.14: „Und ich sah aus dem Munde des Drachen und aus dem Munde des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister hervorgehen wie Frösche. Es sind nämlich Geister von Dämonen, welche Zeichen tun und zu den Herrschern der gesamten bewohnten Welt ausziehen, um sie zu versammeln zum Kampfe des großen Tages des allmächtigen Gottes."


Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Diesen Zeitpunkt, in dem die letzten, von der atheistischen Menschheit nicht geahnten Einflüsse Gottes versiegen, glauben die Geistesmächte von unten benützen zu können, um die gesamte Welt zu einer Einheitsfront gegen Christus zusammenzuschließen. Ein Generalangriff dämonischer Geistesgewalten ergeht über die von jeder Hemmung des Gewissens gelöste Menschheit. Es bricht die dunkelste Zeit für die Gemeinde Jesu auf Erden an. Die Völkermassen und ihre Regierungen sind so von dämonischen Gewalten beherrscht, daß sie von einem fanatischen Haß gegen alles beseelt sind, was an Christus erinnert. Nun scheint es wirklich keine Möglichkeit mehr zu geben, daß irgend etwas von der Gemeinde Jesu auf Erden am Leben bleibt. Ihre Lage ist völlig hoffnungslos.

Offb. 16,15: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt einhergeht und man seine Schande sehe."


Jesus begleitet den schweren Weg seiner Gemeinde in seiner ganzen Treue. Er läßt sie keinen Augenblick aus den Augen. Er weiß genau, was sie bedarf. Er unterrichtet sie im voraus über die einzelnen Etappen ihres Weges und spricht eindeutig aus, daß sein Kommen unmittelbar vor der Tür steht, wenn diese Einheitsfront der dämonisierten Welt gegen ihn Wirklichkeit geworden ist. Es ist ein trostreiches Wort, wenn Jesus an dieser Stelle seiner Gemeinde sagt: „Siehe, ich komme wie ein Dieb." Der Dieb kommt, wenn die Nacht am dunkelsten ist. Wenn die schwärzeste Nacht über die Gemeinde Jesu auf Erden hereinbricht, soll sie wissen, daß ihr Herr in einem Augenblick kommen kann und sich damit ihre ganze Lage schlagartig verändert.
Zugleich birgt dieses treue Trostwort Jesu eine feine Mahnung in sich. Es kommt nur der durch, der wachbleibt und sich fest in die Kleider des Heils einhüllt. Wachbleiben heißt, einen offenen Sinn für die Zeichen der Zeit haben und den Blick unverwandt auf Jesus gerichtet halten. Ohne die Kleider des Heils sind wir nackt und aller Schande und Niederlage preisgegeben. Nur die Kräfte der Glaubensgerechtigkeit, die

Gott beendet die Weltgeschichte

Kräfte des Blutes und Lebens Jesu reihen für diese letzte Stunde seiner Gemeinde aus. Unsere eigenen Kräfte können uns nicht durchbringen. Aber die Kräfte Jesu sind mächtig genug, um seine Gemeinde auch in diesem Ansturm dämonischer Geistesmächte und dämonisierter Menschenmassen zu erhalten.

Offb. 16,16: „Und er versammelte sie an dem Ort, der auf hebräisch Harmagedon (Berg Megiddo) heißt.“


Er selbst, der allmächtige Gott, der nun Abrechnung halten will, läßt die Völker der Erde sich zu dieser Einheitsfront gegen Christus zusammenschließen. Die dämonischen Geistesmächte glauben, ihre eigenen Pläne durchzuführen. In Wirklichkeit können sie auch in dieser letzten Stunde nur tun, was Gottes Plan ihnen erlaubt. Zum erstenmal wird die Menschheit absolut eins in einer einmütigen Geisteshaltung. Was Gott in seinem Urplan mit der Menschheit wollte und was Christus nach seinem Kommen verwirklichen wird, ist hier in dämonischer Weise in das Gegenteil verkehrt. Die Welt wird eins in einer Einheitsfront gegen Christus und seine Gemeinde. Es ist keine positive Einheit, sondern eine negative, ausgelöst durch den Gegensatz gegen die Gemeinde Gottes. Die ganze Welt ist mobil, um das Leben der Gemeinde Jesu radikal auszulöschen.
Dazu ist nicht nötig, alle Menschen an einen geographischen Punkt zu sammeln. Denn die Gemeinde Jesu ist durch die ganze Welt zerstreut. Auch hätte es keinen Sinn, gegen die Gemeinde Jesu, die waffenlos und still ihren Kreuzesweg geht, eine moderne Armee aufzubieten. Es fragt sich, was mit dem Ausdruck „Harmagedon" gemeint ist. Er heißt Berg (hebräisch: Har) Megiddo. Hiermit wird in der Zeichensprache der Offenbarung die Lage der Gemeinde Jesu eindeutig gezeichnet. Der Berg Megiddo ist jener Ort, an dem nach Richter 5 eine Schlacht stattfand, in der das alte Volk Gottes eigentlich unterliegen mußte, die aber wunderbarerweise doch zu seiner Rettung führte. Eine kleine, militärisch nicht bedeutungsvolle Schar des alten Gottesvolkes stand einer für die damalige Zeit modernen, schwer bewaffneten Armee gegenüber. Es bestand für die kleine Schar überhaupt keine Aussicht durchzukommen. Ihre Lage war hoffnungslos. Es war allein Gottes Hand, die die wunderbare Rettung schuf.

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

So wird es auch sein, wenn die Front des Antichristentums zum letzten Schlag gegen die Gemeinde Jesu ausholt. Dann wird es ein zweites Megiddo geben. Die Rettung des Volkes Gottes wird ebenso unmöglich erscheinen wie damals. Aber die Hand des allmächtigen Gottes wird auch in diesem neuen Megiddo stärker sein als alle entgegenstehenden Gewalten. Die waffenlose Gemeinde Jesu, die den fanatisierten Völkermassen ausgeliefert zu sein scheint, wird von Gott in wunderbarster Weise errettet. Er kommt keine Stunde zu spät.
Jene Rettung des alten Gottesvolkes in Richter 5 schließt mit den Worten: „Also müssen umkommen, Herr, alle deine Feinde. Die aber den Herrn liebhaben, müssen sein wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Macht." Dies Wort wird auch für die Endentscheidung in der Welt charakteristisch sein.


7. Gericht: Der Schlußakt der Menschheitsgeschichte
Offenbarung 16,17-21

Dämonische Geistesmächte haben die Massen mit einem wilden Fanatismus erfüllt und gegen die Gemeinde Jesu mobilisiert. Die Vernichtung der Gottesgemeinde auf Erden scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Ihre dunkelste Stunde ist gekommen. Sie steuert offenbar einer Endkatastrophe zu. Der dämonische, antichristliche Zug der modernen Kulturwelt ist in einer unheimlichen Weise ausgereift und hat seinen Höhepunkt erreicht. Damit ist der Zeitpunkt heraufgekommen, an dem der allmächtige Gott eingreift. Die dämonisierte Menschheit glaubt, der Gemeinde Jesu die Endkatastrophe bereiten zu können. Sie ahnt nicht, daß ihre eigene Endkatastrophe unmittelbar bevorsteht. Mit wenigen Strichen wird der Untergang der atheistischen Menschheitskultur gezeichnet. Die beiden nächsten Kapitel geben diese Tragödie der modernen Kulturwelt ausführlich wieder, die in unserem Abschnitt programmatisch dargestellt ist.

Offb. 16,17: „Und der siebente goss seine Schale in die Luft aus; und es kam eine gewaltige Stimme aus dem Tempel vom Throne her, die sprach: Es ist geschehen!“


Gott beendet die Weltgeschichte

Die siebente Zornesschale wird in die Luft ausgegossen: die gesamte Atmosphäre der Erde wird von den nun folgenden Ereignissen betroffen. Es handelt sich um keine Teilkatastrophe mehr. Der letzte Akt der gesamten Menschheitsgeschichte hat begonnen. Kein anderer als der ewige Gott hat ihn befohlen. Es ist eine gewaltige Stimme, die aus dem Allerheiligsten unmittelbar vom Thron Gottes her ertönt. Weil der allmächtige Gott den Schlußakt befiehlt, ist er nicht mehr aufzuhalten. Auf Erden scheinen die dämonischen Gewalten zu triumphieren. Von Gott her gesehen, ist der Schlußakt der Weltgeschichte schon vorüber. Gott spricht mit majestätischem Wort: „Es ist geschehen - es ist vollbracht!"
Es ist das zweite große „Vollbracht" Gottes in der Weltgeschichte. Das erste geschah auf Golgatha, als alles aus zu sein schien und die dunkelste Stunde der Menschheitsgeschichte da war, als der Christus Gottes am Kreuze starb. In Wirklichkeit vollzog sich der größte Geisteskampf der Weltgeschichte, der mit dem völligen Sieg Jesu endete (Kol. 2,14.15). Der Sieg Jesu, der durch das erste „Vollbracht" gekennzeichnet wurde, blieb der Welt verborgen und wurde nur seiner Gemeinde bewußt. Das zweite „Vollbracht" in Offenbarung 16,17 wird für die ganze Welt eindeutig und unwidersprechlich sein. In diesem Wort ist alles eingeschlossen, was in Offenbarung 17-19 dargestellt wird. Der Sieg Jesu wird nun für die ganze Welt offenkundig. Seine Gemeinde aber, die dem Untergang geweiht zu sein schien, erreicht ihr Ziel und lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit wie ihr Herr.

Offb. 16,18: Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es erfolgte ein starkes Erbeben, wie ein solches nicht gewesen ist seit es Menschen auf Erden gab. Ein so grosses, so starkes Erdbeben.“


In gewaltigen Erschütterungen setzt Gott den Schlußpunkt der Menschheitsgeschichte. Es handelt sich um keine Naturkatastrophe. Sie wären nach Vers 20 und 21 von einem solchen Ausmaß, daß das Leben der Menschheit zu Ende wäre, auch das Leben der Gemeinde Jesu auf Erden. Aber die Menschheit bleibt am Leben und lästert auch jetzt noch den lebendigen Gott. Wie an den übrigen Stellen der Offenbarung bedeuten die Blitze, Donner und Erdbeben ungeheure Erschütterungen der Menschheit. Professor Hadorn schreibt hierzu in seinem

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Kommentar Seite 167: „Erdbeben sind Völkerstürme, durch welche die Fundamente der alten Ordnungen erschüttert werden und Einstürze des Bestehenden erfolgen. Das gilt auch von dem Hagelwetter, das diesem Erdbeben folgt."
Auf allen Lebensgebieten erfolgen Erschütterungen, wie sie nie dagewesen sind: völlige Auflösung jedes sittlichen Haltes, totale Zersetzung des Gewissens, Anarchie und Revolution in jeder Hinsicht, Auflösung der menschlichen Gesellschaftsordnung, Vernichtung alles normalen, geordneten Lebens, Zertrümmerung der Staaten und Familien, Gewalttat an allen Ecken und Enden. Das sind die Donner, Blitze und Erdbeben, die nun über die Welt ergehen und den Einsturz der von Gott gelösten Menschheitskultur herbeiführen. Der moderne Mensch muß selbst das Gericht über sich halten.

Offb. 16,19: Und die große Stadt zerfiel in drei Teile, und die Städte der Heiden fielen, und Babylon, der großen, wurde vor Gott gedacht, ihr den Becher des Glutweines seines Zornes zu geben.“


Unter dem Einfluß dieser Katastrophen bricht der scheinbare Idealfriedensstaat des Antichristen zusammen. Es zeigt sich, daß die Welt in Wahrheit nie eins geworden war - außer im Gegensatz zu Gott. Negative Einheit hält nicht lange und verträgt keine Belastungsproben. Der Mensch ist im Grunde derselbe geblieben. Seine neue Staatsreligion hatte nur ihn selbst zum Mittelpunkt. Nun kommt der unheimliche Untergrund des menschlichen Wesens in den dämonisierten Massen zum Ausdruck.
Der Welteinheitsstaat zerbricht. Die Welthauptstadt und das Regierungszentrum zerfallen in verschiedene Teile, die sich wohl gegenseitig bekämpfen. Waren bis dahin die Städte als Kulturzentren von Bedeutung, so werden sie nun Stätten des Todes und des Zerfalls. Bei der Zerstörung der ganzen menschlichen Beziehungen und dem Zurücksinken in einstmalige Barbarei bekommen die großen Städte die Folgen zuerst zu spüren. Sie werden von der Zufuhr der Lebensmittel abgeschnitten, von der die Kulturzentren abhängig sind. Hier bricht die Dämonie des ungebändigten Menschen im Kampf ums nackte Dasein zuerst durch. Alles flüchtet aus der Stadt, um sein Leben zu retten. Was eben noch glanzvolle Wirklichkeit zu sein schien, ist nun ein Trümmerhaufen. Über die gesamte Kulturwelt des

Die Katastrophen der letzten Weltperiode

Menschen, dargestellt unter dem Bild Babylons, bricht das Gericht Gottes herein. Der antichristliche Mensch hatte sich grundsätzlich von dem Einfluß Gottes gelöst und seine Welt radikal atheistisch aufgebaut. Gott hatte in großer Barmherzigkeit aufhaltende Kräfte in die moderne Kulturwelt hineingegeben. Nun er sie zurückzieht, ist der Einsturz nicht aufzuhalten.

Offb. 16,20: „Und alle Inseln flohen, und Berge wurden nicht mehr gefunden."


Da die naturhafte Katastrophe der Erde und die Ablösung der alten physikalischen Ordnung des Weltalls erst Offenbarung 21,1 nach dem Tausendjährigen Reich erfolgt, ist an unserer Stelle nicht von einer Naturkatastrophe die Rede, wenn von dem Untergang aller Inseln und aller Berge gesprochen wird. In der Bildersprache der Offenbarung bedeuten die Inseln Zufluchtsstätten des Menschen inmitten der Katastrophen, an denen er sich bergen kann wie der Schiffbrüchige auf einer Insel im Meer. In dem totalen Zusammenbruch der antichristlichen Kulturwelt gibt es derartige Bergungsorte nicht mehr. Unter den Bergen scheinen in der Offenbarung Großmächte der Völkerwelt dargestellt zu sein (vgl. Offb. 8,8 und 17,9.10). Inmitten der völligen Auflösung der Gesellschaftsordnung bestehen keine Großmächte mehr, die dem Zerfall Einhalt gebieten können. Es wird offenbar, daß der von Christus gelöste Mensch nicht imstande ist, die Welt zu meistern.

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