Der Weg der Gemeinde Jesu birgt schwere Rätsel in sich. Es scheint oft so, als wenn Gott im Kampf um die Welt unterliege. Im Geistes- und Kulturleben der Menschheit ist Gott weithin ausgeschaltet. Die Presse aller Völker bestätigt dies. Im Verhältnis zur Gesamtheit sind es nur kleine Kreise, die wirklich mit Gott etwas zu tun haben wollen. Gott mutet seinen Kindern viel zu. Er erwartet, daß sie die Welt, die ihnen so schwer zusetzt, mit ebensolcher Liebe und Vergebung tragen wie er selbst. Aber einmal werden alle Rätsel gelöst und wird der Plan Gottes durchsichtig. Der unsichtbaren Welt wird der Durchblick zuerst zuteil. Johannes vernimmt das Jawort der Engelwelt und der vollendeten Märtyrer zu dem Weg Gottes mit seiner Gemeinde. Er mußte ihr diesen schweren Weg zumuten. Er wollte Zeit gewinnen, um die übrige Menschheit zu rufen. Er wollte aber auch das Gericht so reif werden lassen,
Die letzte Etappe der Weltgeschichte
daß ihn niemand einer Ungerechtigkeit zeihen könne. Wenn nun seine Gerichte über den modernen Menschen ergehen, sind sie absolut wahrhaftig und gerecht. Der Ausdruck „der Engel der Wasser“ könnte besagen, daß auch die Ströme des Lebens aus Gott nach klaren Grundsätzen in die Menschenwelt geleitet werden, wie wenn ein unsichtbarer Schleusenmeister sie nach den Befehlen Gottes reguliert. Die Engelwelt spricht zuerst ihr Ja zu dem Weg Gottes mit seiner Gemeinde aus. Die Schar der vollendeten Märtyrer schließt sich an. Der Altar bezeichnet die Stätte der Gegenwart des Herrn. Im Himmel stehen keine Altäre aus Stein und Erz. Weil die Märtyrer ihre Liebe zu Jesus mit dem Tode besiegelt haben, leben sie nun in seiner nächsten Gemeinschaft. Dies wird durch das Bild des Altars ausgedrückt. Nun verstehen die vollendeten Märtyrer, daß die Wege Gottes mit seiner Gemeinde und der übrigen Menschheit lauter und heilig sind und keiner Ungerechtigkeit geziehen werden können. (Vgl.
Offb. 6,9-11.)
Zwei Grundgesetze im Handeln Gottes werden hier sichtbar. Das erste lautet: „Was der Mensch sät, das wird er ernten." Lange hat Gott gewartet durch Jahrhunderte und Jahrtausende. Aber einmal ist alles reif zur Ernte und zum Gericht.
Die von Gott gelöste Völkerwelt wollte die Gemeinde Jesu auslöschen und die letzte Erinnerung an Gott loswerden. Sie wollte der Gemeinde Jesu den Sterbensweg bereiten. Nun muss sie selbst einen Sterbensweg gehen, der durch bitteres Herzeleid und durch unendliches Blutvergießen bezeichnet ist. Statt Kultur völlige Auflösung. Statt eines idealen Friedenszustandes der Kampf aller gegen alle bis zur Selbstzerfleischung. Statt Emporentwicklung des Menschen zum idealen Übermenschen die Bestie. Statt des aus eigener Kraft gestalteten Paradieses auf Erden Ströme von Blut, in denen das Leben der Menschheit untergeht.
Jedoch ist ein tiefer Unterschied zwischen dem Weg der Gemeinde Jesu und dem Weg des modernen Menschen. Die Gemeinde Jesu geht ihren Sterbensweg mit Frieden im Herzen. Der Sterbensweg der von Gott gelösten Völkerwelt aber ist durch innerste Verzweiflung gekennzeichnet. Sie wird in ihrem Gewissen den quälenden Vorwurf nicht los, daß ihr Weg
Grundgesetze im Handeln Gottes
so anders hätte gehen können, wenn sie Christus nicht abgelehnt hätte, daß sie selbst dieses Ende heraufbeschworen hat. Ein bitterer Weg ist schwer, selbst wenn man den Frieden Gottes im Herzen hat. Er ist zum Verzweifeln, wenn Anklagen des Gewissens und peinigende Selbstvorwürfe ihn begleiten.
Noch ein zweiter Grundsatz im Handeln Gottes wird sichtbar: an unserer Stellung zur Gemeinde Jesu entscheidet sich unser eigenes Geschick. Die antichristliche Menschheit hat die Gemeinde Gottes in Tod und Verderben hetzen und ihr das Leben unmöglich machen wollen. Damit hat sie ihr eigenes Schicksal besiegelt. Wer sich von der Gemeinde Jesu ausschliesst, schließt sich von Jesus selbst und seinem Leben aus. Die Ablehnung der Gemeinde Jesu muß sich immer bitter rächen. Wer sich an der Gemeinde Jesu vergreift, vergreift sich an Jesus selbst. Jesus steht zu seiner Gemeinde und setzt sich mit ihr geradezu gleich, obwohl sie seiner in keiner Weise wert ist. Wer sie antastet, tastet ihn an. Wer ihr wohltut, tut ihm wohl. Wer sie aufnimmt, nimmt ihn auf.
Das hat Jesus
Markus 9,41.42 und
Matthäus 10,40-42 ausgesprochen. Diese Grundlinie beschämt uns aufs tiefste, aber sie bleibt Wahrheit durch die ganze Weltgeschichte, bis Jesus seine Gemeinde vollendet. Darum gibt es immer einen bitteren Rückschlag, wenn ein einzelner oder ein Volk sich zur Gemeinde Jesu unfreundlich stellt und sie vernichten will. Dies ist aus der Weltgeschichte deutlich zu belegen und wird vollends in dem letzten Todesweg des modernen Menschen sichtbar. Umgekehrt hat auf dem Leben einzelner Menschen und ganzer Völker ein geheimer Segen Gottes gelegen, wenn sie sich zur Gemeinde Jesu freundlich stellten und ihr wohltaten.