Kapitel 8: Verse 1; 2; 3.4; 5; 6.7; 8.9; 10.11; 12; 13           Off. 8 - Auslegung als PDF                                                                                                                                         Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


Weltgeschichte im Grundriß

E. Christus und die Welt
Offenbarung 8-9

1. Die verborgene Regierungsgewalt der Gemeinde Jesu 
Offenbarung 8,1-4 

Offb. 8,1: „Und als es das siebente Siegel öffnete, trat eine Stille im Himmel ein, wohl eine halbe Stunde lang."


Ehe das furchtbare Gottesgericht über die Welt hereinbricht, die die ungezählten Rufe Gottes mit „nein" beantwortet hat, tritt in der Himmelswelt eine lautlose Stille ein. Alles bangt vor dem, was jetzt kommt. Die Himmelswelt bebt vor den Gerichten Gottes. Wir merken, daß nicht Religion Opium ist, sondern die moderne Aufklärung, die über den unentrinnbaren Tatbestand der Gerichte Gottes hinwegtäuscht und den modernen Menschen hindert, sich mit dem auseinanderzusetzen, was für ihn das Allergewisseste ist: das Gericht Gottes. Der Ausdruck „halbe Stunde" ist nicht zu pressen. „Halb" ist immer die Zahl des Gerichts und der Trübsal.

Offb. 8,2: „Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben."


Ohne Bild: Gott beginnt jetzt zu handeln und sein Gericht über die Welt ablaufen zu lassen. Mit Posaunen gibt man Signale, die etwas ankündigen. Diese Posaunen kündigen an, daß Gottes Angriff auf die Welt beginnt. Bisher hat er vieles in großer Geduld gehen lassen und dem Tun des Menschen oft nur zugeschaut. Diese Zeit ist vorüber. Gott greift in umfassender Weise in die Welt ein.
Sieben ist die Zahl Gottes, der nach allen Richtungen hin in vollendeter Weise handelt. Darum sind die Enthüllungen Jesu eingeteilt in sieben Abschnitte. Es sind sieben Siegel; das letzte Siegel zerfällt in sieben Posaunen, die letzte Posaune in sieben Zornesschalen.
Das alles will uns kundtun, daß der Plan Gottes wohl durchdacht und in sich völlig einheitlich ist, nichts außer acht lassend, alles umfassend: ein Weltenplan mit absoluten Zielen.
Und an diesem Plan will er uns beteiligen, wenn wir seine

Das Rauchwerk des Gebets

Leute werden, und will dadurch unserem Leben ein großes Ziel und einen großen Inhalt geben.

Offb. 8,3.4: „Und ein anderer Engel kam und trat an den Altar mit einer goldenen Räucherpfanne, und es wurde ihm viel Rauchwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Thron darbringe. Und es stieg der Rauch des Rauchwerks zugleich mit den Gebeten der Heiligen von der Hand des Engels vor Gott empor.“


In einer kurzen Zwischenschau wird uns gezeigt, in welch gewaltiger Weise die Gebete der Gemeinde Jesu in dem Ablauf der Weltgeschichte mitwirken. Aber sie sind von sich aus nicht in der Lage, bis zu Gott zu dringen. Sie enthalten so viel Selbstsüchtiges, Verkehrtes, Ungeheiligtes; wenn nicht viel Rauchwerk anderer Art zu dem Rauchwerk der Gebete der Kinder Gottes hinzugetan würde, hätten unsere Gebete nicht diese Vollmacht.
Das entscheidende Rauchwerk, das zu unserem Gebet hin- zugetan wird, ist das Gebet Jesu, der seine Kinder vor Gott vertritt. Das Rauchwerk des Gebetes Jesu befindet sich in einem goldenen Rauchfaß. Das Gebet Jesu enthält nichts Unreines und Beflecktes. Es ist geläutert wie Gold. Nur weil er in einer umfassenden Weise mit viel Gebet den oft so armseligen Ge- beten seiner Kinder zu Hilfe kommt, hat seine Gemeinde diese Vollmacht, durch das Gebet zu Gott zu dringen und in die Weltgeschichte einzugreifen.
Vielleicht soll aber auch das andere gesagt werden, daß in dieser letzten Weltzeit der großen Trübsal die Gebete der Gemeinde Jesu eine wunderbare Klarheit und Reinheit gewinnen und alle Mängel abgetan werden. Es reift alles zur Vollendung.
Ob nicht dann alles Sehnsüchtige von der Christusgemeinde vergessen wird und sie ganz und gar nur zum Dienen da ist - nur mit dem einen Wunsch, zu helfen, zu retten, Gottes Pläne zu verwirklichen? Wie mag sich dann die Gemeinde Gottes lauter und selbstlos einsetzen für die, die außerhalb der Gemeinde sind, und für die, die inmitten der Gemeinde eingerostet und lahm sind! Wie mag sie sich sorgen, daß alle durch die große Trübsal durchkommen! Der Altar, das goldene Rauchfaß und das Rauchwerk sind Bilder für die eben geschilderten Wirklichkeiten.

Weltgeschichte im Grundriß


2. Gewaltige Geistesbewegungen nehmen der Menschheit die rettende Christusbotschaft Offenbarung 8, 5-13 

Offb. 8,5: „Und der Engel nahm die Räucherpfanne und füllte sie mit Feuer vom Altar und schüttete es auf die Erde. Und es geschahen Donner, Blitze, Stimmen und ein Erdbeben.“


Nachdem die Gebete der Christusgemeinde in einer entscheidenden Weise vor Gott gebracht worden sind und Gott seine Gemeinde hierdurch an seinem Werk beteiligt hat, beginnt der Ablauf des Gerichts über die Welt. Stimmen, Donner, Blitze und Erdbeben setzen ein, das heißt, gewaltige
Geisteserschütterungen gehen jetzt durch die Welt und vollziehen das Gericht Gottes. Gott entzieht der Welt die rettende Christusbotschaft als Antwort auf das „Nein" des Menschen.

Offb. 8,6.7: „Und die sieben Engel, die die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, zu posaunen, und der erste stieß in die Posaune; und es kam Hagel und Feuer mit Blut vermischt und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Erde wurde verbrannt, und der dritte Teil der Bäume verbrannte und ebenso alles grüne Gras."


Die erste Posaune. Zum erstenmal in der Weltgeschichte bricht ein so ungeheurer Sturm der Feindschaft gegen die Gemeinde Jesu los, daß ein Drittel der bewohnten Erde davon ergriffen wird. Die Feindschaft gegen Christus ist dargestellt unter dem Hagelwetter, das über die Gemeinde Jesu niedergeht. Das Feuer bedeutet, daß diese Feindschaft mit einem fanatischen Haß verbunden ist, der wie Feuer brennt. Daß der Hagel mit Blut gemengt ist, will ausdrücken, daß viele ihre Liebe zu Jesus mit dem Tode besiegeln müssen.
„Der dritte Teil der Bäume verbrennt": der dritte Teil der Gemeinde Jesu wird hiervon vernichtet. Bei den Bäumen denken wir an die, die an das lebendige Wasser gepflanzt sind (Ps. 1).
Viele, die wie Bäume am Wasser gepflanzt waren, kommen im Martyrium um.
In diesen Teilen der Erde verbrennt alles grüne Gras; damit wird gesagt: hier gibt es keine öffentliche Verkündigung der Botschaft von Christus mehr und keine offen sichtbaren Gemeinden des Herrn, in denen man wie auf einer grünen Weide rechte Nahrung findet. Es ist eine ungeheure Christenverfolgung

Der Beginn des Gerichts

und Christenvernichtung. Wenn ein Drittel der bewohnten Erde von solcher Verfolgung und Vernichtung der Gemeinde Jesu erfaßt würde, würden wir die Verwirklichung dessen erleben, was die erste Posaune angekündigt hat.

Offb. 8,8.9: „Und der zweite Engel stieß in die Posaune: da war es, als würde ein großer, feuerflammender Berg in das Meer geworfen. Und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut. Und es starb der dritte Teil der im Meer lebenden Wesen, welche Seelen haben, und der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde.“ 


Die zweite Posaune. Der große Berg ist das Bild einer riesigen Weltmacht, die sich plötzlich in dem Völkermeer bildet. In dieser Weltmacht brennt ein unheimliches Feuer des Hasses gegen Christus. Durch das Auftreten dieser weltlichen Großmacht fließen in einem Drittel der Völkerwelt Ströme von Blut.
Ein Drittel der Völkerwelt stirbt; das bedeutet: ein Drittel der Menschen verliert unter dem Einfluß dieser Großmacht die Berührung mit dem Leben aus Gott und stirbt innerlich - ihre Seelen sterben und werden stumpf und tot.
Zugleich wird der dritte Teil der Schiffe vernichtet; das besagt: die Beziehungen der Völker untereinander, die im Altertum allein durch Schiffe vermittelt wurden, werden durch das Eingreifen der neuen Großmacht zum dritten Teil unterbunden. Der dritte Teil der Menschheit wird geistig von den übrigen Völkern abgeschnürt.

Offb. 8,10.11: „Und der dritte Engel stieß in die Posaune: und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der wie eine Fackel brannte. Und er fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen. Und der Name des Sternes heißt Wermut. Und es wurde ein Drittel der Gewässer zu Wermut, und viele der Menschen starben an dem Genuß der Wasser, denn sie waren bitter geworden.“


Die dritte Posaune. Der große Stern, der vom Himmel fällt, ist wohl eine herrliche göttliche Idee wie etwa die der Freiheit oder der Persönlichkeit. Sie verliert ihren reinen, göttlichen Charakter und nimmt dämonische Formen an. Aus der Freiheit der Kinder Gottes, die sie in der Gebundenheit an Christus haben, wird dämonische Zügellosigkeit, aus der Entwicklung der Persönlichkeit, wie Christus sie original formt, wird selbstsüchtiger Individualismus, der in feiner oder grober Form immer sich selbst lebt. In ihrem Ursprung leuchteten diese Gedanken wie reines, ruhiges Himmelslicht. Jetzt brennen sie wie lodernde Fackeln.

Weltgeschichte im Grundriß

Der dritte Teil der Wasserströme, das heißt der Geistesströmungen auf Erden, und der dritte Teil der Wasserbrunnen, der lebendigen Geistesquellen inmitten der Menschheit, wird hierdurch vergiftet und so bitter, daß die Menschen daran sterben. Der jetzt dämonische Charakter der einst göttlichen Ideen zersetzt das Geistesleben der Menschen und löst bei Ungezählten alles auf, was ihnen als Grundlage für das Leben gedient hat. Ihr Geistesleben wird so zersetzt, daß es bitter ist wie Wermut und viele daran zugrunde gehen.

Offb. 8,12: „Und der vierte Engel stieß in die Posaune: und der dritte Teil der Sonne, der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne wurden geschlagen, so daß ihr dritter Teil verfinstert wurde und der dritte Teil des Tages kein Licht hatte und die Nacht in gleicher Weise."


Die vierte Posaune. Die Sonne, das ist die Botschaft von Christus - der Mond, das heißt das Gottesgesetz, welches im Gewissen die Linien der Ehrlichkeit, Wahrheit, Reinheit usw. einprägt - und die Sterne, das sind die Boten des Evangeliums, werden zum dritten Teil verfinstert. Es treten neue Gedankengänge in solcher Zahl in der Menschheit in dieser Zeitspanne auf, daß für große Menschenmassen der Blick für Christus und die Welt Gottes weithin verdunkelt wird.
Die Zeit der Gnade hört auf, das Gericht Gottes setzt ein. Der Mensch gräbt sich durch seine Geisteserzeugnisse selbst das Grab und schneidet sich selbst die Möglichkeit ab, die Botschaft des Lebens noch zu hören. Es wird dunkel in der Welt.
Wo die Sonne, Jesus, nicht mehr scheint, fehlt nicht nur das Licht zur Orientierung, sondern es wird auch frostig und kalt im Zusammenleben der Menschen und im einzelnen. Wo Jesus wirken kann, ist es hell und warm. Die Geschichte des letzten Jahrhunderts hat uns eine Ahnung davon gegeben, wie frostig es in der Welt wird, wenn die Sonne, Christus, zum Teil ausgelöscht wird.

Offb. 8,13: „Und ich sah und hörte einen Adler, der in der Mitte des Himmels flog, mit lauter Stimme rufen: ‚Wehe, wehe, wehe den Bewohnern der Erde wegen der übrigen Posaunen der drei Engel, die noch posaunen sollen.'"


Diese Zwischenbemerkung bringt zum Ausdruck, daß die nächsten drei Zeiträume der großen Trübsal, ausgedrückt durch die drei Posaunen, alles Vorangegangene an Schrecken und Ernst übertreffen.

Die Verdunklung der Christusbotschaft

Die Zeiträume der ersten vier Posaunen werden wesentlich von menschlichen Kräften bestimmt und gestaltet. Die nächsten drei erhalten ihre Gestalt durch dämonische Kräfte der unsichtbaren Welt. Auch dies wieder in Steigerung: die erste Etappe wird durch dämonische ldeen gestaltet, die zweite durch den unmittelbaren Einsatz dämonischer Persönlichkeiten, die dritte durch den Antichristus.

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