Oft wird das Verhältnis der Gemeinde Jesu zu ihrem Herrn unter dem Bild der Ehe oder Verlobung dargestellt, um auszusprechen, wie eng das Band ist. So wird auch hier die Gemeinde Jesu dem Johannes unter dem Bild eines Weibes gezeigt, das mit der Sonne bekleidet ist. Die Sonne ist das Gleichnis für das Evangelium von Jesus, der selbst die Sonne seiner Gemeinde ist. Sie ist in das Evangelium eingehüllt. Ohne das Evangelium könnte sie nicht existieren, denn allein Jesu Vergebung verhüllt ihre sündenbefleckte Gestalt. Sie selbst ist nichts. Alles, was sie ist, ist sie durch die Gnade Jesu. Daß die Vergebung Jesu seine Gemeinde einhüllt, macht sie trotz all ihrer tiefen Mängel zur Gemeinde Gottes und gibt ihr die Herrlichkeitsgestalt, die durch das Bild von dem mit der Sonne bekleideten Weib ausgedrückt ist.
Der Mond befindet sich unter den Füßen der Frau. Er ist das Bild für die auf menschlicher Grundlage entstandene Gedankenbildung. Der Mond hat kein eigenes Licht. Er ist nur ein schwacher Abglanz der Sonne. Was an guten Gedanken in der Menschheit lebt, ist immer ein letzter Schimmer von dem Sonnenglanz des Evangeliums. Der Mond ist kalt. Er gibt keine Wärme und kein Leben. So kalt ist die Gedankenbildung des Menschen, die nicht aus dem Evangelium heraus wächst. Sie gibt kein Leben. Bei ihr friert man. Je tiefer der moderne Mensch sich von Christus gelöst hat, desto kälter ist sein Leben geworden, desto mehr droht alles Leben auf Erden zu sterben. Das 20. Jahrhundert gibt uns hiervon einen unheimlichen Anschauungsunterricht. Staatsleute, Politiker und Philosophen sprechen es als ernste Frage aus, ob sich das Leben auf Erden noch retten läßt. Die Gemeinde Jesu weiß, daß die auf dem
Der letzte Abschnitt der Weltgeschichte beginnt
Boden des Menschen gewachsenen Lebensanschauungen kein Leben in sich bergen. Sie liegen unter ihren Füßen.
Das Weib trägt eine Krone von zwölf Sternen. So arm jetzt die Gestalt der Gemeinde Jesu ist, so ist sie doch eine heimliche Königin und wird herrlich gekrönt. Ihr Herr bringt sie ans Ziel. Jetzt ist die Gemeinde noch in viel Nöten, ein verachtetes, kümmerliches Häuflein, obwohl viele Menschen aus allen Völkern zu ihr gehören.
Je näher der Endpunkt der Weltgeschichte rückt, desto schwerer wird der Weg der Gemeinde. Wenn die letzte Wegstrecke der Gemeinde beginnt, wird ihr so zumute sein wie einer Frau, die vor der Geburt steht und in großen Qualen schreit. Das Bild spricht aus, daß das Kommen Jesu sozusagen aus seiner Gemeinde auf Erden geboren wird und aus ihrer Geschichte hervorwächst. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Kommens Jesu und der inneren Verfassung seiner Gemeinde. Das Bild der Geburt drückt diesen inneren Zusammenhang aus.
Wann die Geschichte der Gemeinde den Stand erreicht hat, daß ihr Herr wiederkommen darf, entscheidet Gott allein. Die Gemeinde Jesu freut sich auf das Kommen ihres Herrn, wie eine Mutter sich auf ihr Kindlein freut, dem sie das Leben geben soll. Und doch kann der Mutter sehr bange sein vor dem, was vor ihr liegt und was sie an Not durchleiden muß. Wenn das Kindlein aber da ist, sind alle Schmerzen vergessen. Die Freude an dem Geschenk Gottes überdeckt alle Not, die durchstanden werden mußte. So wird auch die Gemeinde Jesu alle Not und Qual vergessen, wenn Jesus da sein wird und die Gemeinde mit ihm die neue Welt Gottes aufbaut.