Kapitel 12: Verse 1.2; 3; 4a; 4b; 5; 6; 7.8; 9; 10; 11; 12; 13; 14; 15; 16;17     Off. 12 - Auslegung als PDF                                                                                                      Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter     


2. Die Entscheidung Gottes über das Wiederkommen Jesu

Offenbarung 12,1-6
Mit dem 12. Kapitel der Offenbarung tritt der Weg der Gemeinde Jesu in sein letztes, entscheidendes Stadium.

Offb. 12,1.2: „Und ein großes Zeichen erschien am Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen. Und sie war schwanger und schrie, da sie sich in Geburtswehen befand und die Qual zu gebären über sie gekommen war.“


Oft wird das Verhältnis der Gemeinde Jesu zu ihrem Herrn unter dem Bild der Ehe oder Verlobung dargestellt, um auszusprechen, wie eng das Band ist. So wird auch hier die Gemeinde Jesu dem Johannes unter dem Bild eines Weibes gezeigt, das mit der Sonne bekleidet ist. Die Sonne ist das Gleichnis für das Evangelium von Jesus, der selbst die Sonne seiner Gemeinde ist. Sie ist in das Evangelium eingehüllt. Ohne das Evangelium könnte sie nicht existieren, denn allein Jesu Vergebung verhüllt ihre sündenbefleckte Gestalt. Sie selbst ist nichts. Alles, was sie ist, ist sie durch die Gnade Jesu. Daß die Vergebung Jesu seine Gemeinde einhüllt, macht sie trotz all ihrer tiefen Mängel zur Gemeinde Gottes und gibt ihr die Herrlichkeitsgestalt, die durch das Bild von dem mit der Sonne bekleideten Weib ausgedrückt ist.
Der Mond befindet sich unter den Füßen der Frau. Er ist das Bild für die auf menschlicher Grundlage entstandene Gedankenbildung. Der Mond hat kein eigenes Licht. Er ist nur ein schwacher Abglanz der Sonne. Was an guten Gedanken in der Menschheit lebt, ist immer ein letzter Schimmer von dem Sonnenglanz des Evangeliums. Der Mond ist kalt. Er gibt keine Wärme und kein Leben. So kalt ist die Gedankenbildung des Menschen, die nicht aus dem Evangelium heraus wächst. Sie gibt kein Leben. Bei ihr friert man. Je tiefer der moderne Mensch sich von Christus gelöst hat, desto kälter ist sein Leben geworden, desto mehr droht alles Leben auf Erden zu sterben. Das 20. Jahrhundert gibt uns hiervon einen unheimlichen Anschauungsunterricht. Staatsleute, Politiker und Philosophen sprechen es als ernste Frage aus, ob sich das Leben auf Erden noch retten läßt. Die Gemeinde Jesu weiß, daß die auf dem

Der letzte Abschnitt der Weltgeschichte beginnt

Boden des Menschen gewachsenen Lebensanschauungen kein Leben in sich bergen. Sie liegen unter ihren Füßen.
Das Weib trägt eine Krone von zwölf Sternen. So arm jetzt die Gestalt der Gemeinde Jesu ist, so ist sie doch eine heimliche Königin und wird herrlich gekrönt. Ihr Herr bringt sie ans Ziel. Jetzt ist die Gemeinde noch in viel Nöten, ein verachtetes, kümmerliches Häuflein, obwohl viele Menschen aus allen Völkern zu ihr gehören.
Je näher der Endpunkt der Weltgeschichte rückt, desto schwerer wird der Weg der Gemeinde. Wenn die letzte Wegstrecke der Gemeinde beginnt, wird ihr so zumute sein wie einer Frau, die vor der Geburt steht und in großen Qualen schreit. Das Bild spricht aus, daß das Kommen Jesu sozusagen aus seiner Gemeinde auf Erden geboren wird und aus ihrer Geschichte hervorwächst. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Kommens Jesu und der inneren Verfassung seiner Gemeinde. Das Bild der Geburt drückt diesen inneren Zusammenhang aus.
Wann die Geschichte der Gemeinde den Stand erreicht hat, daß ihr Herr wiederkommen darf, entscheidet Gott allein. Die Gemeinde Jesu freut sich auf das Kommen ihres Herrn, wie eine Mutter sich auf ihr Kindlein freut, dem sie das Leben geben soll. Und doch kann der Mutter sehr bange sein vor dem, was vor ihr liegt und was sie an Not durchleiden muß. Wenn das Kindlein aber da ist, sind alle Schmerzen vergessen. Die Freude an dem Geschenk Gottes überdeckt alle Not, die durchstanden werden mußte. So wird auch die Gemeinde Jesu alle Not und Qual vergessen, wenn Jesus da sein wird und die Gemeinde mit ihm die neue Welt Gottes aufbaut.

Offb. 12,3: „Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel: Siehe, ein großer, feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner hatte und auf seinen Köpfen sieben Kronen."


Unter dem Bild eines feuerroten, gewaltigen Drachen sieht Johannes den Satan, den Gegenspieler der Gemeinde Jesu. Die Einzelzüge des Bildes wollen seine unheimliche Macht zum Ausdruck bringen. Die sieben Häupter sprechen aus, daß ihm eine konzentrierte Intelligenz zu eigen ist, daß er über unheimliche geistige Fähigkeiten verfügt. Unter den zehn Hörnern ist die in seiner Hand zusammengefaßte Macht dargestellt. Die

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

sieben Kronen wollen besagen, daß er ein Herrscher ist, der regiert, der umfassende Pläne gestalten will. Man fragt sich, wie gegenüber dieser zusammengeballten Macht und Intelligenz die waffenlose Gemeinde Jesu durchkommen soll.

Offb. 12,4a: „Und sein Schweif fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde."


Ein geheimnisvoller Satz, den wir schwer zu deuten vermögen. Ob es sich um einen letzten dämonischen Versuch handelt, die Welt Gottes zu zertrümmern, so daß der dritte Teil der Engelwelt in diesen dämonischen Abfall hineingezogen wird? Wir wissen es nicht. Oder soll dieses Wort bedeuten, daß bei dem letzten Ansturm der dämonischen Welt ein Drittel der Lehrer der Gemeinde auf Erden, die wie Sterne des Himmels ihr den Weg weisen, überwältigt und so ihr Blick verdunkelt wird, so daß sie als Lehrer und Führer der Gemeinde Jesu ausgelöscht werden? Was wir miterlebt haben, könnte zu dieser Deutung berechtigen. Führende Männer der Christenheit in den verschiedensten Ländern wurden von den Zeitströmungen so umnebelt, daß sie keinen klaren Kompaß mehr besaßen und außerstande waren, der Gemeinde Jesu als „Sterne des Himmels" den Weg zu weisen.

Offb. 12,4b: „Und der Drache stand vor dem Weib, das im Begriff war, zu gebären, damit er ihr Kind verschlänge, sobald sie es geboren hätte."


Um jeden Preis will Satan verhindern, daß die Christusgemeinde die Entwicklung nimmt, die das Wiederkommen Jesu ermöglicht. Noch in letzter Stunde will er das Kommen Jesu durchkreuzen. Er sieht, daß es im Werden ist und seine eigene Zeit abläuft. Er umlauert die Gemeinde, (Deutungsvariante: könnte es die Israelgemeinde sein? Menschen wie Simeon, Hanna, Abraham und solche die wie Abraham glaubten, und überhaupt die Nation Israel?), um diese Geburt zu verhindern, oder, wenn sie geschehen sollte, sofort zunichte zu machen. Mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln versucht Satan, sein eigenes Reich zu erhalten.
Darum lebt die Gemeinde Jesu kein harmloses Leben. Sie muß wissen, daß sie auf Schritt und Tritt von dämonischen Geistesgewalten beobachtet ist, die ihr Leben um jeden Preis stören möchten. Wer diese Tatsache nicht ins Auge faßt, wird oft überlistet. Das Leben der Gemeinde Jesu ist kein harmloser Spaziergang, sondern ein Kampf auf Leben und Tod.
Sie ist umlauert von der Macht, die alles daransetzt, um das

Die satanische Gegenmacht

Leben des einzelnen Jüngers Jesu und der Gesamtgemeinde so zu beschädigen, daß das Kommern Jesu hinausgezögert und die Gemeinde für die satanische Welt ungefährlich wird.

Offb. 12,5: „Und sie gebar einen Sohn, einen männlichen, der bestimmt ist, alle Völker mit eisernem Stabe zu weiden. Und ihr Kind wurde zu Gott und seinem Throne entrückt."


Trotz allen Anstrengungen Satans wird die Stunde des Kommens Jesu reif. Der Zustand der Gemeinde erlaubt es dem Herrn, wiederzukommen. Gott fällt die Entscheidung, daß die Weltgeschichte an ihrem Endpunkt angelangt ist und Christus aus seiner Verborgenheit hervortreten darf. Die Wiederkunft Jesu wird von ihm festgesetzt (Matth. 24,36). Dieses Geschehen wird dargestellt unter dem Bild der Neugeburt des Sohnes, der diesmal nicht als der Retter der Welt, sondern als ihr Richter kommt. Hieran wird deutlich, daß es sich nicht um die erste Geburt Jesu handelt, sondern um seine „zweite Geburt" als der, der wiederkommt, „zu richten die Lebendigen und die Toten". (Deutungsvariante: Diesmal kommt er nicht als der Retter der Welt, sondern als ihr Richter, der wiederkommt, „zu richten die Lebendigen und die Toten".)
Mit der Entscheidung Gottes, daß die Entwicklung seiner Gemeinde das Wiederkommen Jesu rechtfertigt, ist im Grunde die Weltgeschichte an ihrem Ziel angelangt und hat Jesus sein Amt als Richter und Herrscher der Welt angetreten. Aber noch eine kleine Weile ist (bleibt) er zu (bei) Gott entrückt und sein Weltregiment verhüllt, damit in der kurzen Periode des Antichristen eindeutig klar wird, daß Satan und Menschheit mit ihrer Lösung von Gott einen unentschuldbaren Weg eingeschlagen haben. Satan und Menschheit müssen ihren Weg bis zum letzten Punkt zu Ende gehen und selbst über sich Gericht halten.

Offb. 12,6: „Und das Weib entfloh in die Wüste, wo sie eine Stätte hat, die ihr von Gott bereitet ist, damit man sie daselbst ernähre 1260 Tage."


Da Satan Christus selbst nichts anhaben kann, wird er sich mit einem letzten umfassenden Angriff auf die Gemeinde Jesu stürzen. Aber Gott hat ihr einen Bergungsort bereitet. Er weiß für seine Gemeinde immer einen Weg, wie er sie am Leben erhalten kann. Die „Wüste" bedeutet schwerlich einen wirklichen Ort. Die Flugzeuge des antichristlichen Weltreichs würden sie im Nu finden. Die Wüste könnte bedeuten, dass

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

die Gemeinde Jesu scheinbar aus der Welt verschwindet, wie sie einst im alten Rom während der Verfolgung in die Katakomben ging. In der letzten Etappe der Weltgeschichte wird sie in der Öffentlichkeit nicht mehr zu finden sein. Sie ist wirklich in der Wüste ausgestoßen aus dem normalen Völkerleben, ausgestoßen aus den wirtschaftlichen Lebensbeziehungen. Überall wird über sie der Boykott verhängt. Nirgendswo darf sie mehr hervortreten. Die Leute Jesu müssen sich verbergen und verstecken. Sie sind gehetzt und gejagt, in der Tat ausgestoßen in die Wüste Ihre Existenz ist so unscheinbar geworden, daß sie nicht mehr in der üblichen Weise registriert werden können. Ihr Wüstendasein ist der Weg, auf dem Gott sie durchbringt.
Wenn der Gemeinde Jesu alle Lebensmöglichkeiten abgeschnitten werden, weiß ihr Herr sie doch zu ernähren und sie innerlich und äußerlich am Leben zu halten, soweit er nicht will, daß sie ihre Liebe zu ihm mit dem leiblichen Tode besiegelt. Es wird erstaunlich sein, wen Gott in Bewegung setzt, um für seine Gemeinde zu sorgen. Die Gemeinde lebt in der Wüste von den Wundern ihres Gottes, der Menschenherzen lenken kann wie Wasserbäche.


3. Die Entmächtigung Satans in der unsichtbaren Welt
Offenbarung 12,7-12

Offb. 12,7.8: „Und es entstand Krieg im Himmel. Michael und seine Engel erhoben sich zum Krieg gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und er konnte nicht die Oberhand gewinnen, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden.“


Nach dem dämonischen Generalversuch, den Plan Gottes in letzter Stunde zu durchkreuzen, ist die Stunde reif, daß Satan seine letzten Rechte in der unsichtbaren Welt verliert. Das Gericht über Satan führt Gott nicht selbst aus. Die dämonischen Mächte sind es nicht wert, daß der ewige, lebendige Gott sich selbst mit ihnen befaßt. Wir können uns diesen Kampf in der unsichtbaren Welt nicht vorstellen. Es ist kein Kampf mit menschlichen Waffen, sondern eine letzte Entscheidung zwischen zwei geistigen Welten. Für uns ist es ein Geheimnis,

Die Wende in der unsichtbaren Welt

daß diese satanischen Mächte überhaupt in der Schöpfung Gottes existieren und von ihm so lange geduldet werden. Dieses Problem gehört auch zu den Welträtseln, die das menschliche Denken nicht lösen kann. Es ist eine harte Tatsache, die jeder denkende Mensch feststellt, daß unser Denkapparat nur sehr begrenzte Möglichkeiten hat und in die letzten Hintergründe der Welt trotz aller wissenschaftlichen Entdeckungen keinen Einblick zu gewinnen vermag.
Satans Existenz ist seit Golgatha ein Scheindasein. Er ist und bleibt ein Hochstapler. Jahrtausende hat er die Menschheit belogen. Das rätselhafte Chaos, das wir Weltgeschichte nennen, ist anders gar nicht zu erklären. Mancher Staatsmann und Feldherr war ein Werkzeug dieser Macht, ohne daß er es wußte.
Er glaubte, frei zu handeln, und war doch der Geschobene, der Unheil auf Unheil anrichten mußte. Im wirtschaftlichen Leben und im persönlichen Bereich ist es nicht anders. Der Mensch, der sich Gott nicht unterordnen will, hat den Lügen und Scheingebilden Satans geglaubt und dadurch Katastrophe über Katastrophe heraufbeschworen. Nichts von den Versprechungen Satans ist in Erfüllung gegangen - weder in dem Leben des einzelnen noch in dem Leben der Völker. Es war alles Lüge. Satans Kampf gegen Gott und seine Gemeinde hat sich selbst gerichtet. Satan hat nichts Besseres an die Stelle setzen können. Er hat nur Fluch und Verderben über die Menschheit gebracht. Nun ist Gottes Geduld zu Ende.

Offb. 12,9: „Und es wurde gestürzt der große Drache, die alte Schlange, welche der Diabolos (Durcheinanderwerfer, Verleumder, Teufel) genannt wird, und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt; gestürzt wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm gestürzt.“


Der Satan verliert jedes Anrecht vor Gott und wird aus der Welt Gottes ausgewiesen, in der er gegen seinen Willen Gott noch zum Dienst zur Verfügung stehen mußte. Gott hätte längst das Recht gehabt, ihn zu richten. Aber Gott läßt das Gericht reif werden, so daß niemand eine Entschuldigung hat. Alle Empörer gegen Gott müssen noch helfen, die Gemeinde Gottes zu ihrer vollen Gestalt ausreifen zu lassen. Darum dürfen die Kinder Gottes alles Widerwärtige, das ihnen begegnet, unmittelbar aus Gottes Hand nehmen und dafür danken. Auch der schwierigste Mensch, der ihnen das Leben schwer macht,

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

kann nicht frei handeln, sondern ist gegen seinen Willen ein Werkzeug Gottes, um sein Kind zu segnen. Wenn die Gemeinde Jesu vor dem Abschluß ihrer Entwicklung steht, werden die Werkzeuge beiseite gelegt, die längst zum Gericht reif sind und gegen ihren Willen der Gemeinde Jesu in ihrer inneren Geschichte dienen mußten.
Grundsätzlich ist die Geschichte Satans und seiner Welt nun zu Ende. Nur noch eine kurze Spanne Zeit bleibt ihm für sein Wirken auf der sichtbaren Erde. In der unsichtbaren Welt ist ihm jede Möglichkeit genommen. Die kurze, wenn auch todernste Periode des Antichristentums auf der Erde soll erweisen, daß die Revolution Satans und des Menschen gegen Gott zu keinem Ziel führt. Satan hat ebenso wie der Mensch behauptet, die Welt ohne Gott besser gestalten zu können. Für eine kurze Spanne bekommt er Freiheit, selbständig in der Welt zu schalten. Das Ende wird ein absolutes Chaos und die Unentschuldbarkeit Satans und des Menschen vor Gott sein.

Offb. 12,10: "Und ich hörte eine gewaltige Stimme im Himmel, die sprach: jetzt ist das Heil und die Kraft und die Königsherrschaft unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten angebrochen, weil der Ankläger unserer Brüder, der sie vor unserem Gott Tag und Nacht verklagte, gestürzt ist."


Die schweren Ausführungen über den letzten Weg der Gemeinde Jesu auf Erden werden immer wieder von den Lobgesängen und Hymnen der unsichtbaren Welt durchbrochen, die über all die dunklen Ereignisse hinweg den Sieg Jesu sieht. Während die Gemeinde auf Erden durch viel Dunkelheit geht, schaut die unsichtbare Welt, wie die Geschichte im schnellen Tempo ihrem Abschluß entgegengeht. Sie weiß, daß im Grunde alles schon vollendet ist. Sie weiß, daß Gott grundsätzlich den Schlußpunkt gesetzt hat und daß die Macht Satans zu Ende ist, auch wenn er auf Erden noch ein kurzes Zwischenspiel in dem letzten antichristlichen Weltreich geben darf. In Wirklichkeit ist mit dem Zeitpunkt, da Satan aus der Welt Gottes ausgewiesen ist und die Leute Jesu nicht mehr vor Gott verklagen darf, die Weltgeschichte besiegelt und die Macht in der Welt an Christus übergegangen.

Offb. 12,11: „Und sie haben ihn überwunden wegen des Blutes des Lammes und des Wortes ihres Zeugnisses - und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod."


Die Kräfte der Gemeinde Jesu

Diese gewaltige Weltenwende, daß Satan jedes Anrecht vor Gott verliert, ist das Ergebnis des Kampfes der Gemeinde Jesu auf Erden. Aber sie hat den Kampf ganz anders geführt, als das sonst in der Welt üblich ist. Im Grunde hat sie überhaupt nicht gekämpft, sondern im Glauben mit dem Blut des Lammes und der Wahrheit ihres Zeugnisses von Jesus gerechnet. Ihren Sieg über die Mächte der Hölle hat die Gemeinde Jesu nicht durch Heer und Waffen erkämpft, nicht durch machtvolle Zusammenschlüsse und Protestaktionen, nicht durch gewaltige Gegenaktionen, die durch ihre Zahl imponieren, nicht durch Kampfmethoden, wie sie sonst in der Welt üblich sind. Sie hat im Glauben damit gerechnet, daß Christus auf Golgatha einen völligen Sieg erstritten hat und daß er in der Kraft dieses seines Sieges den Weg seiner Gemeinde gestaltet und die Pläne Gottes zum Ziel führt.
Sie weiß, daß ihr Zeugnis von Jesus wahr ist und alle Kraft in sich birgt, die der Kampf der Gemeinde auf Erden erfordert. Unsere Feigheit, uns zu Jesus zu bekennen, verlängert die Daseinsberechtigung Satans. Unser Zeugnis für Christus nimmt ihm die Lebensmöglichkeit. Das spornt uns zum tapferen Einsatz an. Die Hingabe der Gemeinde ist ein entscheidender Faktor in der Überwindung der satanischen Welt. Jesus hat oft eine besondere Vollmacht in das Leben von Menschen gegeben, die die ersten Schritte in seiner Nachfolge taten und keineswegs gereifte Persönlichkeiten waren, weil in ihnen eine solche Liebe zu Jesus und Hingabe an seinen Dienst lebte. Auch bei der Entscheidung über das Schicksal Satans beteiligt Gott seine Gemeinde, wie er sie in jedem Abschnitt der Geschichte seines Reichs mitwirken läßt. Das ist unser großes Vorrecht und unsere tiefe Verantwortung.

Offb. 12,12: „Darum frohlocket, ihr Himmel und die ihr darin wohnet! Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgestiegen, und er hat einen gewaltigen Zorn, da er weiß, daß er nur noch eine kleine Zeit hat.“


Im Himmel ist unendliche Freude über die Tatsache, daß Gott den Schlußpunkt hinter die Geschichte Satans in der unsichtbaren Welt gesetzt hat und daß hiermit die absolute Macht in der anderen Welt an Christus übergegangen ist. Mit Bangen aber denkt man in der anderen Welt an die schweren Jahre,

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

die jetzt für die Gemeinde des Herrn auf Erden kommen, da man weiß, daß Satan seine ganze Macht einsetzen wird, um das Werk Jesu zu vernichten und in letzter Stunde sein dämonisches Werk dennoch zum Ziel zu führen, obwohl dieses Ziel nur ein negatives ist und ausschließlich Zerstörung bedeutet. Er weiß, wie kurz die Spanne Zeit ist, die Gott ihm noch läßt, bis er Satan für immer aus dem weiteren Gang der Geschichte ausscheidet.


B. Das Zeitalter des Antichristentums
Offenbarung 12,13-14, 20


1. Der Grundriß der antichristlichen Zeit in Bildersprache
Offenbarung 12,13-17 

Offb. 12,13: „Und als der Drache sah, daß er auf die Erde geworfen war, verfolgte er das Weib, welches den Knaben geboren hatte."


Nachdem Satan jede Wirkungsmöglichkeit in der unsichtbaren Welt verloren hat, richtet sich sein ganzer Kampf gegen die Gemeinde Jesu auf Erden. Es ist ein ohnmächtiger Versuch, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. In blinder Wut löst er Verfolgungen gegen die Gemeinde Jesu auf Erden aus, die alles Dagewesene überbieten, und doch sollte er wissen, daß sein Schicksal besiegelt ist und daß er die Vollendung des Werkes Jesu nicht verhindern kann.

Offb. 12,14: „Und es wurden dem Weibe die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihren Ort fliegen könnte, woselbst sie ernährt wird eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, fern von dem Angesicht der Schlange.“


Für die Gemeinde Jesu beginnt ihre schwerste Verfolgungszeit. Aber ihr Herr vergißt sie keinen Augenblick. Er weiß um ihre Lage und um die Unmöglichkeit, mit eigener Kraft durchzukommen. Was jetzt auf die Gemeinde Jesu zukommt, geht über jedes Menschen Kraft hinaus. Aber Jesus selbst nimmt sich ihrer an und sorgt für sie in einer überwältigenden Weise. Das Bild von den Flügeln des großen Adlers spricht seine eigene Sprache. Die Gemeinde wird von Gott selbst getragen wie auf

Die geborgene Gemeinde

Flügeln. Der stärkste Vogel wird zum Bild herangezogen, um deutlich zu machen, wie geborgen die Gemeinde in ihrer schwersten Zeit ist. Ihr Herr selbst wird sie so bergen und ernähren, daß sie durch die ganze Zeit des antichristlichen Weltreiches versorgt ist.
Drei und eine halbe Zeit währt die Verfolgungszeit. 3 ½ ist eine ungerade Zahl. Sie ist die Hälfte der Zahl sieben, der Zahl Gottes. Sie ist die Zahl Satans. Sie soll das Halbe, Bruchstückhafte, Unvollkommene ausdrücken. Ob diese dreieinhalb Zeiten wirkliche 3 ½ Jahre sind? Ich möchte es annehmen, da diese Zahl immer wiederkehrt, auch mit 42 Monaten und 1260 Tagen umschrieben wird. Auf jeden Fall ist es eine knappe, von Gott klar bestimmte Zeit.
Die Gemeinde wird von ihrem Herrn in die Wüste gebracht und erhält dadurch einen Bergungsort fern von dem Angesicht der Schlange. Es ist schwer, heute schon zu sagen, was dies zu bedeuten hat. Man kann sich vorstellen, daß die Gemeinde so aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen sein wird, daß sie sich wirklich in einem Wüstendasein befindet. Ihre Glieder stehen unter dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Boykott. Es gibt keine christlichen Organisationen mehr. Jeder öffentliche Zusammenschluß der Jünger Jesu hat aufgehört. Die Gemeinde ist ohne jede Macht. Sie ist ein unscheinbares, zersprengtes Häuflein geworden, ohne Namen und ohne Titel, unscheinbar und unbekannt. So lebt sie in der Tat „in der Wüste".
Menschen gedachten es böse zu machen, Gott aber gedachte es gut zu machen. Die Ausstoßung aus dem öffentlichen Leben ist ihr Schutz. Ihre Niedrigkeit wird ihre Rettung. Sie ist so zerstreut und unbekannt, daß man sie gar nicht mehr entdecken kann. So verbirgt der Herr sie vor dem Angriff Satans. Ohne jede Macht zur Selbsthilfe steht sie da und ist doch in einer einzigartigen Weise geborgen. Wenn auch die staatlichen Organe die Glieder der Gemeinde Jesu in ihrem Wüstendasein nicht mehr zu entdecken vermögen, so weiß ihr Herr um jedes einzelne Glied und bringt es durch. Eigentlich ist gar keine Lebensmöglichkeit für die Gemeinde mehr vorhanden, aber voll Staunen erlebt sie, wie sie von ihrem Herrn wie auf Adlers Flügeln getragen und durchgebracht wird. Wenn diese Dinge akut werden, wird die eigentliche Deutung des Bergungsorts in

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

der Wüste klar sein und die Gemeinde sich mit Freuden an die Zusage ihres Herrn erinnern.

Offb. 12,15: „Und die Schlange schleuderte aus ihrem Rachen Wasser hinter dem Weibe her wie einen Strom, damit sie von dem Strom fortgerissen würde.“


Satan versucht, die Gemeinde Jesu durch einen riesenhaften Generalangriff in dieser letzten Weltperiode zu vernichten. Das Gleichnis hierfür ist der gewaltige Wasserstrom, den die Schlange hinter dem Weibe hersendet, das sich in der Wüste befindet. In diesem Wasserstrom soll das Weib untergehen und ertrinken. In Kapitel 13 wird deutlich, woraus dieser gewaltige Wasserstrom besteht, der die Gemeinde Jesu ersäufen soll. Es sind die Gewaltmaßnahmen, die der letzte Welteinheitsstaat ergreift, um die Christen zu vernichten.

Offb. 12,16: „Und die Erde eilte dem Weibe zu Hilfe und öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Mund geschleudert hatte.“ 


Wunderbarerweise versandet der riesige Wasserstrom völlig. In dem Bild ist es der trockene Wüstensand, der ihn einfach aufsaugt, so daß das Weib, die Gemeinde Jesu, am Leben bleibt.
Wenn unsere Deutung der Wüste stimmt, scheitert die großangelegte Verfolgung an dem Wüstendasein der Jünger Jesu. Sie sind so namenlose, unbekannte Leute, daß sie völlig aus dem Leben verschwunden sind. Sie sind im öffentlichen Leben, in Handel und Industrie und in den gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen so ausgelöscht, daß die Polizeiorgane des Staates der Endzeit gar nicht mehr in der Lage sind, die versprengten, namenlosen Leute Jesu aufzuspüren. Wie in früheren Verfolgungszeiten sind es vielleicht auch dann nicht wenige, die mit dieser gehetzten, boykottierten Schar Mitleid haben. Sie merken, daß es eigentlich prächtige Menschen sind, die wirklich nichts verbrochen haben. Darum kommen sie ihnen zu Hilfe, versorgen sie mit Lebensmitteln und suchen sie zu schützen und zu retten, obwohl Christus ihnen selbst nichts bedeutet und für sie nur ein Phantasiegebilde ist.

Offb. 12,17: „Und der Drache ergrimmte über das Weib und ging hin Krieg zu führen mit den übrigen von ihrer Nachkommenschaft, die Gebote Gottes bewahren und das Zeugnis Jesu haben.“ 


Die Gemeinde Jesu bleibt in einer erstaunlichen Weise während

Der Beginn des antichristlichen Zeitalters

der ganzen Zeit des Antichristen am Leben und ist als Gemeinde unaustilgbar. Das Wort Jesu geht in Erfüllung, daß die Pforten der Hölle seine Gemeinde nicht überwältigen sollen. Wäre sie nicht mehr da, brauchte keine Verfolgung gegen sie gestartet zu werden. Der Warnruf an die Gemeinde Offenbarung 16,15 wäre unverständlich. Die Gemeinde muß durch die antichristliche Weltperiode hindurchgehen, um ihre Liebe und Treue Jesus gegenüber in ganz großer Weise unter Beweis zu stellen und in dieser schweren Erprobung vollends auszureifen.
Weil es dem Satan nicht gelingt, die Gemeinde Jesu in ihrer Gesamtheit durch die allgemeine staatliche Verfolgung auszulöschen, versucht er, mit den einzelnen, versprengten Kindern Gottes Krieg zu führen und sie zu vernichten. Innerlich wird er in dieser Weltperiode keinen Jünger Jesu mehr von seinem Herrn trennen können. Sie sind alle von Jesus als sein Eigentum versiegelt. Der innerste Tempel, die Gemeinde Jesu, ist bis auf den letzten Zentimeter gemessen (Offb. 11,1.2). Aber das leibliche Leben kann Satan manchem nehmen. Viele werden Jesus als ihren Herrn durch den Tod bezeugen. Sie lassen sich lieber ermorden, als daß sie Jesus verleugnen. Die Kraft ihres Herrn trägt sie durchs Martyrium und macht schwache Menschen stark.

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