Nun erfüllt sich Matthäus 5,5: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen." Schon Offenbarung 5,9.10 war gesagt: „Du hast für Gott durch dein Blut Menschen aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation erkauft und hast sie für unseren Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht, und sie werden auf Erden regieren." Dasselbe spricht Paulus 1. Korinther 6,2 aus: „Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden?" Und 2.Timotheus 2,12: „Dulden wir, so werden wir auch mit herrschen." Auch Lukas 19,11-27 spricht Jesus aus, daß er seine treuen Knechte zu Regenten einsetzen werde.
In der ersten Auferstehung werden die lebendig, die Christus für geeignet hält, mit ihm das Weltfriedensreich auf dieser Erde zu gestalten und mit ihm die Völkerwelt in seinem Sinne zu regieren. Es ist nicht eindeutig ausgesprochen, wer an dieser
Die Regierungsgewalt der Gemeinde
ersten Auferstehung teilhat. Nach den angeführten Schriftstellen scheint es so, als ob Glieder der Gemeinde Jesu aus allen Jahrhunderten hierzu von ihrem Herrn berufen werden. Darauf deutet auch die allgemeine Formulierung: „Und sie setzten sich darauf." Jedoch werden die, die um Jesu willen gestorben sind und die, die in der antichristlichen Weltperiode standhaft blieben und nicht verleugneten, besonders genannt. Unser Herr weiß, wen er brauchen kann, um die Völkerwelt zu regieren. Er wird keinen aus allen Jahrhunderten vergessen.
Daß in den Seligpreisungen in betonter Weise die Sanftmütigen als die bezeichnet werden, die das Erdreich besitzen werden, kann uns sehr nachdenklich stimmen und darauf aufmerksam machen, daß Jesus als Regenten in dem Weltfriedensreich nur die brauchen kann, die sich in seine Sanftmut und Niedrigkeitsgesinnung umgestalten ließen und wahrhaft gütige Kinder Gottes wurden. Das ist in der Tat ein charakteristischer Wesenszug, der für die Regenten im Weltfriedensreich Jesu unentbehrlich ist. Es könnte wohl sein, daß manche Jünger Jesu, die Großes geleistet haben und sehr streitbar für ihren Herrn kämpften, für diese Aufgabe nicht brauchbar sein werden, weil sie sich nicht in die Lammesart Jesu umgestalten ließen.
Es ist gut, daß wir nicht an einer einfachen Tabelle ablesen können, wer an der ersten Auferstehung teilhat, sondern daß allein Jesu Urteil darüber entscheidet. Dadurch wird uns jede falsche Sicherheit genommen. Es bleibt das ernste Fragen, ob wir persönlich dabeisein werden. Dieses bange Zittern erhält unser Leben mit Jesus gesund. Obwohl es ein wirkliches Bangen ist, hebt es dennoch merkwürdigerweise unsere Heilsgewißheit und Freude an unserem Herrn nicht auf. Für unser natürliches Denken schließen diese beiden Linien sich aus. Im Leben mit Jesus liegt in der Spannung dieser Linien die Bewahrung eines gesunden, echten Lebensstandes unter Christus.
Die, die in der ersten Auferstehung lebendig werden, regieren mit Christus während der ganzen Weltfriedensperiode. Unter ihrem Einfluß verändert sich die gesamte Weltlage. Sie sind von der Erde hinweggenommen und haben dieselbe Herrlichkeitsgestalt empfangen, die ihr Herr am Ostermorgen empfing. Sie sind Geistpersönlichkeiten wie er. Sie stehen
Die letzte Etappe der Weltgeschichte
unter einer höheren naturwissenschaftlichen Lebensordnung genauso wie ihr Herr. Es gibt für sie weder Raum noch Zeit. Der Begriff der Entfernung hat für sie jegliche Bedeutung verloren. So wie ihr Herr seit dem Ostermorgen überall bei den Seinen gegenwärtig sein kann, so können nun auch sie überall gegenwärtig sein, wo sie gebraucht werden. Die Beschränkungen, denen sie durch ihre irdische Leiblichkeit unterworfen waren, sind fortgefallen. Haben bisher dämonische Geistpersönlichkeiten die Menschen in einer unheilvollen Weise beeinflußt, so treten an ihre Stelle nun die neuen Weltregenten, um unter der Leitung ihres Herrn Menschen und Völker in einer neuen Weise durch den Geist Gottes zu prägen. Sie sind sowenig sichtbar wie die dämonischen Geistpersönlichkeiten, die sie abgelöst haben. Sie sind aber ebenso wirklich auf der Erde gegenwärtig und lebendig am Werk wie die unheilvollen Weltregenten, die nun ausgeschaltet sind.
Es ist keine Grenzüberschreitung, sondern eine Notwendigkeit, den Versuch zu machen, die Art des Regierens der Gemeinde Jesu, soweit sie schon vollendet wurde, sich lebendig vorzustellen. Je deutlicher uns die Inspiration des einzelnen Menschen und der Völker, des Staats- und Wirtschaftslebens durch dämonische Geistesmächte in der Gegenwart ist, desto eher können wir uns ein Bild davon machen, wie die vollendeten Jünger Jesu an ihrer Stelle das Privatleben der einzelnen und das Leben der Völker, die Gedanken der Politiker und der Wirtschaftsführer, die Arbeit der Erfinder und die ldeenwelt der großen Denker beeinflussen und inspirieren werden. Mancher Staatsmann und Industrieführer wird sich wundern, warum er nicht mehr in den alten Machtlinien denken kann, in denen er unter dem Einfluß dämonischer Geistesmächte denken mußte, ohne um ihre Existenz zu wissen. Er weiß nicht, daß jetzt dieser unheimliche Einfluß durch die Leute Jesu abgelöst ist, die sein Denken nach der Art Jesu umgestalten. Darum müssen die Männer der Politik und Wirtschaft so brüderlich und gütig denken. Darum gewinnt ihre Politik eine ganz andere Form und verändert sich der Zuschnitt des Industriekonzerns, den sie leiten. Der Massenführer wundert sich, daß er die alten Kampfparolen nicht mehr ausgeben kann, sondern die Brücke zu denen sucht, die er sonst als
Das Weltfriedensreich Jesu
seine Gegner ansah. Der Kaufmann wundert sich, daß er nicht mehr den Konkurrenten zur Strecke bringen kann, sondern mit ihm in eine brüderliche Verständigung eintreten muß. Es wird sehr schwer auf Erden werden, noch selbstsüchtig zu denken. Die Ehe, das Familienleben, alle Beziehungen der Menschen werden von den Friedensgedanken Jesu und seiner Leute beherrscht. Es beginnt in der Tat der große Sabbat Gottes; es zieht ein Frieden sondergleichen auf der Erde ein. Nun werden die Maschinengewehre und Bomben überfüssig. Jetzt kann alles für den kulturellen Fortschritt des Menschen verwendet werden. Das, was in dem antichristlichen Weltreich gestaltet wurde, verdiente im Grunde nicht die Bezeichnung Kultur, sondern war in Wirklichkeit Barbarei. Was jetzt Jesus und die Seinen gestalten, ist echte Kultur und entfaltet die schönste Menschenwürde. Der Geist Jesu beherrscht die ganze Menschenwelt.
Der Name Jesu wird nicht mehr klein geschrieben und verachtet. Er gilt nicht mehr als überholt und als Zeichen einer rückständigen Geistesverfassung. Der Name Jesu ist in dieser Weltperiode der eine Name, der über alle Namen geachtet ist. Die ganze Welt beugt sich vor ihm. Es gibt keine Presse mehr, die seinen Namen in den Schmutz zieht. Alle Welt spricht mit größter Ehrerbietung von ihm. Es ist jetzt sehr leicht, Jesus liebzuhaben und ihm zu gehören. Es gehört im Weltfriedensreich zum guten Ton, ein Jünger Jesu zu sein. Der Umschwung von der antichristlichen Weltperiode ist radikal.
Für die verborgenen Weltregenten ist es eine große Freude, diese Welt Jesu zu gestalten und die Erde nach seinen Gedanken umzuformen. Es ist in der Tat ein großes Vorrecht, wer an dieser ersten Auferstehung teilhaben kann. Zugleich ist damit sein Schicksal endgültig entschieden. Er ist dem kommenden allgemeinen Weltgericht entnommen. Der zweite Tod wird über ihn keine Macht haben. Jeder, der in der ersten Auferstehung die Vollgestalt Jesu empfing, geht ohne weiteres in die neue Welt Gottes über, die dem Ablauf der Weltgeschichte folgt und die in Offenbarung 21 und 22 geschildert wird.
Die letzte Etappe der Weltgeschichte
Die letzte Erprobung