Kapitel 1: Einleitung; Verse 1; 2; 3; 4-6; 7.8; 9; 10; 11; 12.13a; 13b; 1415a; 15b; 16a; 16b.17a;              17b.18; 19; 20             Off. 1 - Auslegung als PDF         Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


Der Herr der Welt und der Gemeinde

Offenbarung 1,1-20

Einleitung: Der Ursprung der Offenbarung des Johannes 
Das letzte Buch der Bibel ist oft Gegenstand eines lebhaften Interesses und nicht selten einer starken Neugier gewesen. Es ist aber alles andere als ein Buch, das die Neugier phantasiebegabter Gemüter im Blick auf die Zukunft befriedigen will.
Es geht im Grunde in dem Buch überhaupt nicht um kommende Ereignisse, sondern allein darum, Menschen, die es in ihrem Leben mit Christus nicht leicht haben und einen schweren Weg in Schmach und Verfolgung um Jesu willen gehen müssen, zu stärken und sie zu einem tapferen Stehen bei Jesus fähig zu machen. Nur zu diesem Zweck wird von den kommenden Ereignissen gesprochen, um einen klaren Blick auf das letzte Ziel Gottes zu gewinnen und von da aus einen festen Stand in der Gegenwart zu haben.
Das Büchlein von der Offenbarung des Johannes wurde sehr früh den ersten Christen geschenkt, als sie durch die ersten Verfolgungszeiten um Jesu willen hindurchgehen mußten und es gar nicht fassen konnten, daß ihr Leben so schwer wurde, nachdem Christus ihr Herr geworden war. Sie wollten von ganzem Herzen das Beste für ihre Mitmenschen und erlebten zu ihrer Verwunderung als Antwort bitteren Haß. Sie waren von ganzem Herzen bemüht, ihrem Leben eine neue, bessere Richtung zu geben, wie es ihrem neuen Herrn entsprach, und erlebten als Antwort schwere Verfolgungen.
Früher hätten sie das alles gut verstanden, als noch die Sünde und nicht Jesus in ihrem Leben die Führung hatte. Nun aber drohte es, vor ihren Augen dunkel zu werden, da sie die Schwere des neuen Weges nicht zu enträtseln vermochten. Sie hatten als Antwort auf all das neue, schöne und gute Wollen, das mit Jesus in ihr Leben gekommen war, herzliche Zustimmung ihrer Umgebung erwartet und erlebten nun zu ihrer Verwunderung das Gegenteil. Damit sie von allen diesen Nöten nicht überwältigt würden, schenkte ihnen der Herr durch einen die Einzelheiten an, sondern auf die Gesamtschau und die die Pläne Seiner Boten einen hellen, klaren Durchblick durch die Pläne Gottes mit seiner Gemeinde. Im Grunde kommt es nicht auf die Einzelheiten an, sondern auf die Gesamtschau und die letzte Gewissheit, dass Gott mit seiner Gemeinde zu seinem ewigen Ziel kommt und sie sicher durch alle Entwicklungen der vorhergehenden Weltzeiten hindurchsteuert.
Da ich weiß, daß viele mit der Offenbarung gar nichts anzufangen wissen, lag mir daran, die Sprache des vorliegenden Buches möchte so einfach sein, daß es für jeden verständlich ist. Es könnte sein, daß die Darstellung manchem zu schlicht ist und darum für ihn nicht sichtbar wird, welche eingehende wissenschaftliche Arbeit dahintersteht. Aus der Literatur über die Offenbarung ist mir sonderlich der wissenschaftliche Kommentar von Professor Hadorn von großem Gewinn gewesen.

Offb. 1,1: „Die Enthüllung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll. Er hat sie durch Zeichensprache {durch Zeichen mitgeteilt}, kundgetan und durch seinen Engel seinem Knechte Johannes gesandt."


Das letzte Buch der Bibel sollte nicht „Offenbarung des Johannes", sondern „Offenbarung Jesu Christi" heißen. Was Johannes niedergeschrieben hat, sind Enthüllungen oder Offenbarungen, die Jesus Christus als der erhöhte Herr von Gott selbst empfangen hat, durch die Gott ihm den Durchblick durch seine Pläne geben wollte, die er mit der Welt und seiner Gemeinde hat. Es ist ein großes Vorrecht, daß seine Gemeinde daran teilhaben darf.
Jesus gibt seine Enthüllungen in Bildern, die nur seiner kämpfenden Gemeinde verständlich sind. Für die Welt bleibt die Enthüllung Jesu ein Buch mit sieben Siegeln. Es wird für manchen, der sich mit den Bildern der Offenbarung des Johannes gequält hat und dem sie unheimlich und unverständlich blieben, eine große Befreiung sein, aus der wörtlichen Übersetzung dieses ersten Verses der Offenbarung des Johannes zu erfahren, daß Jesus seinem Knecht durch Zeichensprache das kundgetan hat, was er ihm für seine Gemeinde zu sagen hat. 
Es ist also nicht ein Mangel an Achtung vor dem Wort Gottes, wenn wir die Zeichensprache wirklich als Zeichensprache nehmen und uns klar sagen, daß es sich um Zeichen und Bilder 

Das Geschenk der Bibel

handelt. Es ist vielmehr umgekehrt eine ehrfurchtslose Vergewaltigung des Wortes Gottes, wenn wir es nicht so nehmen, wie es dasteht, und in der Offenbarung des Johannes die Zeichen nicht wirklich Zeichen oder Bilder und Gleichnisse sein lassen. Das heißt freilich nicht, daß hinter den Zeichen und Bildern keine Wirklichkeit stünde. Alle Zeichen und Gleichnisse der Offenbarung des Johannes sprechen von ganz klaren Wirklichkeiten.
Wenn es in Vers 1 heißt, daß dies alles, „in Kürze" geschehen soll, so müssen wir daran denken, daß Gott an einem einzigen Menschentag so viel geschehen lassen kann wie sonst in tausend Jahren, und daß ein anderes Mal tausend Menschenjahre nur ein Tag im Plan Gottes sind. Von hier aus wird die langsame Entwicklung des Reiches Gottes vom 9. bis 18. Jahrhundert verständlich und die schnelle Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit.
Nachdem die Weltmission tausend Jahre fast stillgestanden hat, ist plötzlich in den letzten hundert Jahren das Evangelium von Jesus durch die ganze Welt getragen worden, und es überstürzen sich in unserem Jahrhundert die geistigen Entwicklungen in allen Erdteilen. Die Entwicklung der Menschheit kann plötzlich so schnell weitergehen, daß wir über Nacht in den Ereignissen stehen, die Jesus in diesem Büchlein seiner kämpfenden Gemeinde enthüllt hat. Wer dann die Enthüllung Klar in seinem Bewußtsein trägt, wird einen guten Kompaß haben.

Offb. 1,2: „Welcher das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah."


Die Offenbarung ist keine schriftstellerische Arbeit, die den Gedanken des Johannes entsprungen ist und die er nur in die Form einer prophetischen Schau gekleidet hat. Mit großem Ernst betont Johannes, das er nur Zeuge ist, der das weiter gibt, was ihm gegeben wurde. Diese Tatsache gibt seinem Wort das volle Schwergewicht. Es ist nicht des Johannes Wort, sondern Gottes Wort. Das letzte Buch der Bibel hat seinen Ursprung nicht in der Ideenwelt eines Menschen, sondern im lebendigen Gott. Es ist Gottes Wort.

Der Herr der Welt und der Gemeinde

Zugleich ist es das Zeugnis Jesu Christi, das der erhöhte Herr von Gott empfangen hat. Seit er der Herr zur Rechten Gottes ist, ist ihm der umfassende Durchblick durch die Pläne Gottes gegeben. Es liegt dem Johannes daran, mit ganzem Nachdruck zu sagen, daß die Botschaft, die er auszurichten hat nicht sein eigenes Zeugnis ist, sondern das Zeugnis Jesu, das Johannes nur weiterzugeben hat. Dadurch bekommt das letzte Buch der Bibel eine solche Bedeutung, weil der Herr der Gemeinde selbst es ihr gegeben hat. In ihm bezeugt Jesus, was Gott ihm von den Geheimnissen seiner Weltregierung enthüllt hat.
Obwohl die Botschaft der Offenbarung nicht von Johannes stammt, sondern das Zeugnis Jesu ist, bleibt es dennoch dabei, daß auch das Wort des Johannes Zeugnischarakter hat und Johannes selbst ein echter Zeuge ist. Er bezeugt, was Jesus ihm sagte und zeigte, „alles, was er gesehen hat".
Wir fühlen dem Johannes ab, wie er mit diesem Satz uns noch einmal zum Bewußtsein bringen will, daß nichts seiner Phantasie, seiner eigenen Gedankenarbeit, seinem Nachsinnen entsprungen ist, sondern daß er in einer besonderen Schau die Wahrheiten des letzten Buches der Bibel von Jesus selbst gezeigt bekam.  


Offb. 1,3: „Selig, wer vorliest, und die, welche die Worte der Weissagung hören und das, was in ihr geschrieben ist, festhalten; denn die Zeit ist nahe."


In alten Zeiten hatte die Christenheit es nicht so gut wie heute, wo jeder ohne Mühe seine eigene Bibel besitzen kann, um darin zu lesen. Vor der Erfindung der Buchdruckerkunst mußten alle Bücher handschriftlich vervielfältigt werden. Es ist klar, daß dies ungeheure Kosten verursachte, so daß kein Privatmann die ganze Bibel sein eigen nannte. Man wundert sich, wie die alten Gemeinden dennoch so ursprünglich aus dem Wort der Bibel gelebt haben. Es war schon eine grosse Sache, wenn ein Privatmann ein einzelnes biblisches Buch in seinem Besitz hatte. Wir sind in der Gegenwart verwöhnte Leute und achten es gar nicht, was uns damit geschenkt wurde, daß uns die Bibel in allen ihren Teilen so leicht zugänglich ist. Wir tragen darum eine besonders große Verantwortung, wie wir mit diesem einzigartigen Buch umgehen. Johannes preist den glücklich, der in der Gemeinde das vorlesen darf, was er im Auftrag seines Herrn niederschreibt. Was sind wir erst glückliche Leute, die wir jederzeit über diesem Buch still werden können.

Das Geschenk der Bibel

Wahrscheinlich würden wir die Menschen der alten Zeit um die Treue und Klarheit beneiden, mit der sie die Worte in ihrem Gedächtnis bewahrt haben, die sie in der Gemeindeversammlung aus der Bibel hörten. Das gedruckte Wort hat unsere Fähigkeit vermindert, das, was wir lesen und hören, getreu zu bewahren und wirklich festzuhalten. Das gedruckte Wort hat uns zu flüchtigen Leuten gemacht. Wenn in Verfolgungszeiten die Bibel einmal nicht mehr zugänglich sein sollte, wird sich dieser Umstand schmerzlich bemerkbar machen.
Wir sollten trotz der Buchdruckerkunst versuchen, das Wort der Heiligen Schrift so in uns aufzunehmen und zu bewahren, daß es uns wirklich bleibt und gegenwärtig sein kann. Ich denke mit stillem Neid an den japanischen Professor Kanamori, den ich als junger Missionsinspektor der Berliner Stadtmission in seinem Berliner Hotel aufsuchte und beim Lesen des Markusevangeliums antraf. Er hatte aber kein Buch in der Hand und brauchte keine Augen zum Lesen. Er war einst als einer der ersten Christen Japans in jungen Jahren aus der Heimat verbannt worden und hatte seine Bibel abgenommen bekommen.
Als er zurückkehrte, lernte er weite Teile der Bibel so auswendig, daß er sie fortan aus dem Gedächtnis lesen konnte.
Ich könnte mir denken, dass viele von uns einmal froh sein würden, die Offenbarung des Johannes in solch plastischer Weise ihr eigen nennen zu können, wenn wir in den schweren Verfolgungen der letzten antichristlichen Weltperiode vielleicht keine Bibel mehr besitzen. Welch eine Kraft wird darin liegen, wenn einer der Verfolgten seinen Brüdern und Schwestern ein Kapitel der Offenbarung des Johannes aus dem Gedächtnis vortragen und sie dadurch stärken kann.
„Die Zeit ist nahe." Das Wort hat heute noch einen ganz anderen Klang als zur Zeit, da es niedergeschrieben wurde. In den kurzen Jahren, die vergangen sind, seit ich im Jahre
1937 die erste Arbeit über die Offenbarung des Johannes in Druck gab, hat die Weltgeschichte ein derartig überstürzendes Tempo eingeschlagen, dass viele Stellen der Offenbarung greifbar nahegerückt sind. Wir werden den Eindruck nicht los, dass wir mitten in den Ereignissen stehen, von denen die Blätter des letzten Buches der Bibel Kunde geben. 

Der Herr der Welt und der Gemeinde

Es könnte sich der Ablauf der Weltgeschichte einmal so überstürzen, daß sich in wenigen Wochen und Monaten Dinge ereignen, zu den früher Jahrhunderte notwendig schienen, so daß wir über Nacht den antichristlichen Welteinheitsstaat erleben können und damit vor der letzten schweren Wegstrecke der Gemeinde Jesu, aber auch vor dem Wiederkommen ihres Herrn in Herrlichkeit stehen würden. Die Zeit ist nahe.



Die Gewißheit der Offenbarung des Johannes
Offb. 1,4-6: „Johannes an die sieben Gemeinden in Asien. Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Throne sind, und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde. Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden gelöst hat - und er hat uns zu seinem Königreich gemacht, zu Priestern vor seinem Gott und Vater - ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in die Ewigkeiten der Ewigkeiten! Amen.“


Wie vertraut muß Johannes den kleinasiatischen Gemeinden gewesen sein, daß er seinem Namen keine nähere Bezeichnung hinzuzufügen braucht. Sie kennen ihn alle. Er ist wie ein Vater in ihrer Mitte. Er bedarf keines besonderen Titels, um seine Autorität zu begründen. Seine Autorität liegt in dem, was Jesus ihm gab. Hinter ihm steht der, „der da ist und der da war und der da kommt".
Daß der Geist Gottes in seiner ganzen Fülle in der Offenbarung waltet, die dem Johannes gezeigt worden ist, wird in dem Bild von den sieben Geistern zum Ausdruck gebracht, die vor dem Throne Gottes sind. Sieben ist immer die Vollzahl Gottes, die sich aus der Zahl drei (Dreieinigkeit) und der Zahl vier (die vier Himmelsrichtungen) zusammensetzt. Wenn die Zahl sieben der Offenbarung verwendet wird, soll gesagt werden, daß hier der lebendige Gott am Werk ist, der in umfassender Weise nach allen Seiten hin sich offenbart. So um fassend handelt in der Offenbarung des Johannes der Geist Gottes und steht hinter diesem Buch als letzte Autorität, die die Gewissheit und Wahrheit der Offenbarung verbürgt.
Zu der Autorität des ewigen Gottes, zu der Autorität des Geistes tritt die Autorität Jesu Christi. Er ist der treue Zeuge. Was er sagt, ist immer wahr. Er hat sein Wort mit dem Tod besiegelt. Aber er ist der Erstgeborene aus den Toten, der lebendige Herr seiner Gemeinde, der heute noch ebenso treu zu ihr spricht wie einst, und auf dessen heutiges Wort sie ebenso trauen kann wie auf das Wort, das er auf Erden sagte.
Sein Wort hat die volle Autorität, weil er der Fürst der Könige auf Erden ist. Sein Wort ist nicht irgendein Menschenwort, sondern das Wort des Herrn der Welt. Mit ihm steht kein Mensch in einer Linie. Er steht in einem unendlichen Abstand über uns allen, auch über den führenden Persönlichkeiten der Völker und Staaten. Ohne daß sie es wissen, haben die Staatsleute und Feldherren der Jahrhunderte auf seinen Befehl arbeiten müssen, um die Pläne seines Reiches durchzuführen. Die Autorität dieses Herrn der Welt steht hinter der Offenbarung des Johannes und gibt ihr letzte Gewißheit.
Der Herr der Welt ist Jesus für alle, ob sie es wahrhaben wollen oder nicht. Zu seiner Gemeinde steht er aber noch in einem besonderen Verhältnis. Sie weiß, daß er sie liebt.
Johannes drückt dies in der Gegenwartsform, der Dauerform aus, weil die Liebe Jesu zu seiner Gemeinde immer Gegenwart ist und nie aufhört. Daß Jesus uns so liebhat, ist das große, tragende Fundament unseres Verhältnisses zu ihm.
Seine Gemeinde würde nicht in einem solchen Verhältnis zu ihm stehen und so von seiner Liebe getragen und umschlossen werden können, wenn er sie nicht von ihren Sünden durch sein Blut gelöst hätte. Das tat er einst grundsätzlich am Kreuz, und das tut er ganz persönlich in der Lebensgeschichte eines jeden einzelnen. Dadurch hat er freie Bahn zwischen ihm und uns gemacht und uns in dieses neue, schöne Verhältnis zu ihm gestellt, das von seiner Liebe getragen wird.
Wen Jesus durch sein Blut und durch seine Vergebung von dem schwersten Verhängnis seines Lebens, von der Schuld vor Gott gelöst hat, den hat er eingegliedert in die Schar, die zu seinem Herrschaftsbereich, zu seinem Königreich gehört, und die er seine Gemeinde nennt. Seine Gemeinde ist nicht ein frommes Institut, eine religiöse Organisation, sondern der lebendige Herrschaftsbereich Jesu, in dem er der König ist.  Nur dort ist Gemeinde Jesu, wo er der König sein darf und uns in seinen Herrschaftsbereich zu ziehen vermag. 
Wem er der König wurde, dem gibt er eine neue Würde, einen neuen Sinn, eine neue innere Verfassung: er macht ihn zu einem priesterlichen Menschen, der in einer Weise dem lebendigen Gott an seinen Brüdern und Schwestern dienen will. Die priesterlichen Menschen sind die wichtigsten Menschen auf Erden. Die priesterlichen Menschen sind die gütigen Menschen. Die priesterlichen Menschen sind die Menschen, die helfen wollen. Die priesterlichen Menschen möchten zu Jesus führen. Es sind die Menschen des Gebets. Wen Jesus zu einem priesterlichen Menschen macht, dem ist der größte Lebensinhalt gegeben, den ein Mensch überhaupt finden kann.
Über all dem kann Johannes nur anbeten. Diesem Herrn, der so Großes für uns schuf und uns gab, gehört die Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit. Das begründet die Gewißheit in unserem Leben mit ihm und die Gewißheit der Botschaft von ihm.



Der Inhalt der Offenbarung des Johannes
Offb. 1,7.8: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und es werden wehklagen über ihn alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen. Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Herrscher über alles."


Das ist die eine Botschaft der Offenbarung des Johannes:
Er kommt! In diesem einen Satz ist alles enthalten, was Johannes in diesem Buch uns zu sagen hat. Damit keiner diese kurze Botschaft: „Er kommt" überhört, leitet sie Johannes mit den Worten ein, durch das im Neuen Testament immer auf entscheidende Tatsachen aufmerksam gemacht wird: Siehe!
Dieses Wort hat dieselbe Bedeutung, wie wenn am Lautsprecher der Ruf ertönt: Achtung, Achtung! Das, was dann kommt, darf von niemandem überhört werden.
Jesus kommt: das ist der große Zielpunkt, auf den die Weltgeschichte zusteuert; das ist der eine klare, helle Punkt in der kommenden Entwicklung. Alles andere liegt im Dunkel. Dass Jesus kommt, ist der feste Punkt, den uns das letzte Buch der Bibel unüberhörbar einprägen wilI. Von diesem Zielpunkt aus sollten wir unsere gesamte Lebensorientierung treffen.
Von diesem Punkt aus gewinnen wir allein eine Orientierung durch das rätselhafte Gewirr der Weltgeschichte. Die Linie, die auf diesen Punkt hinsteuert, ist der rote Faden, der sich durch die ganze Weltgeschichte hindurchzieht.
Wenn Jesus kommt, wird er nicht wieder als Menschenbruder erscheinen, sondern als der Herr der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Das will der Ausdruck besagen: „Er kommt mit den Wolken." Christus hat bei seinem Wiederkommen keine Wolken nötig, die ihn tragen, aber er wird so erscheinen, daß niemand im Zweifel ist, daß es der Herr der Welt ist, der wiederkommt.
Jedes Auge wird ihn sehen. Keine Presse und kein Radio wird nötig sein, um die Tatsache in allen Völkern der Welt kundwerden zu lassen, daß er da ist. In allen fünf Erdteilen wird es mit einem Schlag klar sein, daß die Weltgeschichte zu Ende ist und Jesus seine Weltherrschaft nun auch praktisch angetreten hat, um nach dem großen, letzten Gericht die neue Welt Gottes zu bauen.
Rundfunk und Fernsehsendungen geben uns eine Ahnung von den Möglichkeiten Gottes, sich der ganzen Welt mit einem Schlag verständlich zu machen. Es wird keiner an den Fernsehapparat gehen müssen, um wahrzunehmen, daß Jesus da ist.
Gott wird mit seinen größeren, umfassenderen Möglichkeiten allen fünf Erdteilen dies schlagartig kundtun, so daß das Wiederkommen Jesu wirklich wie ein Blitz ist, der in dunkler Nacht aufleuchtet.
Nicht nur die Freunde Jesu werden ihn sehen, sondern auch seine Gegner. Es sind viele, die seit dem Tag auf Golgatha in ihn gestochen haben und ihn zu beseitigen suchten. Sie werden dann alle sehen, daß sie auf die falsche Karte gesetzt haben und sich täuschen ließen.
Darum wird durch die Völker der Erde ein großes Wehklagen ziehen. Alle Völker werden bestürzt sein, weil sie mit der Tatsache des Wiederkommens Jesu nicht gerechnet haben.
Aber in allen Völkern werden solche sein, die sich freuen, daß ihr Herr sie nicht enttäuscht, obwohl er sie nach menschlichem Begreifen lange warten ließ. Alles, was dazwischenliegt, wird vergessen sein über der großen Freude, daß Jesus nun da ist.
„Ja, Amen", fügt Johannes hinzu, um ganz gewiß auszusprechen, dass diese seine Botschaft eine große Wahrheit ist, mit der wir alle rechnen müssen und dürfen. Wir müssen mit ihr rechnen, ob wir wollen oder nicht. Wir dürfen mit mit rechnen voll Gewißheit und Zuversicht, wenn Jesus Christus in unsere Lebensgeschichte eingetreten ist.
Hinter dieser Botschaft steht der lebendige Gott, der das A und O der Weltgeschichte ist. A und O sind der Anfang- und Schlußbuchstabe des griechischen Alphabets. Das will besagen daß Gott das erste und das letzte Wort in allem hat. Aus seinen Plänen ist die Sendung des Christus hervor gegangen.
So gewiß wie Jesus einst auf Erden kam und jetzt im Auftrag Gottes aus allen Völkern die ruft, die ihm offen werden, so gewiß wird Gott auch seinen Plan mit Christus zum Ziel führen und Jesus in der Herrlichkeit Gottes wiederkommen. Hinter dem Plan, dessen Brennpunkt Christus ist, steht niemand anders als der, der die Herrschaft über alles hat. Er wird sich seinen Plan durch nichts durchkreuzen lassen, sondern ihn gegen alle Widerstände der Menschen und trotz aller Not und Enttäuschung, die er in seiner Gemeinde erlebt, zum Ziel führen. Er ist der Alleinherrscher.



Jesus und seine Gemeinde
Offb. 1,9: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Trübsal und am Reich und im Harren auf Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen."


Durch Johannes ist uns die große prophetische Schau des letzten Buches der Bibel geschenkt worden. Echte Propheten prunken nicht mit einem Titel. Er nennt sich weder Apostel noch Prophet, noch Ältester - nur Bruder. Der Brudername ist das Größte, das man in der Gemeinde Jesu von einem Menschen sagen kann. Auch der führende Mann der kleinasiatischen Christenheit ist „nur" ein Bruder. Das ist sein Ehrentitel. Der Brudername kommt lange vor jedem Pfarrer- und Bischofstitel. Der Brudername ist der Adel der Gemeinde Jesu. Johannes ist ihr Mitgenosse in der Trübsal. Er geht durch dieselbe Verfolgung wie die Gemeinde. Man hat ihn als den führenden Mann auf die einsame Insel Patmos verbannt, um die ganze Christusbewegung zu treffen. Eins kann ihm keine Verfolgung nehmen: daß er von Christus in sein Reich eingebürgert ist. Das ist seine Freude auch in der Verbannung.
Alle Verfolgung hat ihn innerlich nicht lähmen können. Er ist im Harren auf Jesus geblieben. Das Wort „Geduld" reicht zur Übersetzung nicht aus. „Geduld" ist eine große Sache.
Wem sie geschenkt ist, ist viel von Gott geschenkt. Aber sie ist ein passives Verhalten des stillen Tragens und Duldens, während Johannes in stärkster innerer Aktivität steht, in einer Anspannung aller Kräfte des Harrens auf Jesus, des Ausharrens bis ans Ende. Sein Blick ist voll innerer Anspannung nach vorn gerichtet. Auch die Einsamkeit der Verbannung kann ihn darum nicht lähmen. Über alles hinweg geht sein Blick voller Erwartung auf Jesus, den kommenden Herrn.
So sind es drei Linien, die zu den charakteristischen Lebenslinien eines Jüngers Jesu gehören: das Stehen in der Trübsal um Jesu willen, das Teilhaben an seinem Reich und das tapfere Harren auf den Herrn Christus. Die satte, selbstzufriedene Frömmigkeit versteht die Einheit dieser drei Lebenslinien nicht.
Aber die, die durch viel Leid und Not um Jesu willen gehen, horchen hell auf.
Menschern wollten Johannes durch die Verbannung lahmlegen und ihn seiner Wirksamkeit für das Reich Gottes berauben. In Wirklichkeit mußten sie ihm aus aller Unruhe zu der Stille helfen, in der ihn die Offenbarung Gottes erreichen konnte. Römer 8,28: „Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen."
Im Leben seiner Kinder ordnet Jesus alles. Niemand und nichts darf uns aus seiner Hand nehmen. Damit dürfen wir fest rechnen auch für die schwersten Verfolgungszeiten. Er verfügte auch über die Behörden Kleinasiens und die Polizei in Ephesus. Sie waren auch nur Werkzeug in Jesu Hand und mußten dem Johannes zu der stillen Abgeschlossenheit helfen, in der die große Schau des letzten Buches der Bibel ihm übermittelt und uns aufgezeichnet werden konnte.
Johannes war in der Tat in einem doppelten Sinn wegen des Wortes Gottes und des Zeugnisses von Jesus in der Verbannung. Weil er dieses Wort so tapfer ausgerichtet und Jesus in dem Handelszentrum Kleinasiens so lebendig bezeug hatte, traf ihn die Verfolgung. Aber er mußte auch die Verbannung, damit er das Wort Gottes und das Zeugnis vor Jesus in besonderer Weise uns sagen konnte.
Für die Offenbarung des Johannes ist es charakteristisch immer wieder der einfache Name „Jesus" gebraucht wird . Vielleicht stammt dies aus dem langen, vertrauten und persönlichen Umgang, den Johannes mit Jesus hatte. Wo der Christusname gebraucht wird, dient er dazu, die besondere Stellung deutlich zu machen, die Jesus in den Plänen Gottes als der Christus hat. Durch ihn wird seine Aufgabe sachlich bezeichnet, während der Name Jesus in der ganz persönlichen, warmen Weise von ihm spricht, die der tiefen, herzlichen Verbundenheit mit ihm entspringt. Der Name Jesus ist voll Schönheit und Kraft. In ihm schwingt die ganze Liebe zu Jesus mit. Es ist doch der schönste und größte Name, den es in der Welt gibt. Größeres gibt es nicht, als wenn es uns ermöglicht wird, daß wir von ganzem Herzen zu ihm sagen können: „Herr Jesus." Das ist nur möglich, wenn uns der Geist erschlossen hat, wer Jesus ist (1. Kor. 12,3).


Offb. 1,10: „Ich war im Geist am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine gewaltige Stimme wie eine Posaune.“


Wen Gott mit Jesus verbunden hat, der ist immer „im Geist". Das ist das neue Grundwesen des Lebens mit Jesus.  Das „Im-Geist-Sein" ermöglicht allein die Verbundenheit mit dem unsichtbaren Herrn. Darum sagt Römer 8,9: „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein." Der Geist wird jedem geschenkt, der Jesus in sein Leben aufnimmt. Wenn Jesus in uns Wohnung macht, macht mit ihm der Geist in uns Wohnung. „Der Herr ist der Geist" (2. Kor. 3,17). 
Der Geist ist von Jesus nicht zu trennen. Wir empfangen mit den Geist nicht in einem Reifestadium unseres Lebens mit Jesus, sondern im allerersten Anfang, wenn wir Jesus erlauben, uns zu beschlagnahmen und uns mit seiner Gemeinschaft zu umschließen. Hiermit beginnt das zweite Leben - das Leben mit Jesus. Dieser Anfang des neuen Lebens mit Jesus wird Johannes 3 mit einer Geburt verglichen und die zweite Geburt, die Wiedergeburt oder die Geburt von oben genannt. Dieser Lebensvorgang, den Gott in uns gestaltet, ist dasselbe wie die Bekehrung. Die Bekehrung zu Jesus ist der sachliche Inhalt dieser zweiten Geburt, mit der das neue zweite Leben mit Jesus beginnt. In dieser Geburt empfangen wir den Geist. Diese Geburt ist nur durch den Geist möglich, der uns die Wirklichkeit und einzigartige Bedeutung Jesu erschließt und uns mit ihm verbindet. Das ist der normale Stand aller Glieder der Gemeinde Jesu. So Großes damit gegeben ist, so ist es doch nichts Außergewöhnliches, sondern das, was Gott uns allen zugedacht hat: daß wir im Geist sind und aus dem Geist und dem neuen Lebenszusammenhang mit Jesus heraus denken und handeln. 
Das, was Johannes auf Patmos zuteil wurde, war etwas Besonderes und wirklich Außerordentliches. Das „Im-Geist-Sein" ist kein schematisches Sein, das immer die gleiche Art und Weise hat. Es ist der lebendige, lebensschaffende Geist.
Weil der Geist Leben ist, darum ist er in keine feste Form zu spannen. Er wirkt lebensvoll und mannigfaltig, so wie es die Lage der Gemeinde Jesu oder eines einzelnen Christen erfordert. Der Geist wird in dem Maß gegeben, wie es jeweils nötig ist. Der Geist weiß, welches Maß er uns jeweils zuteilen muß, damit wir im Leben mit Jesus existieren und unsere Aufgaben in seiner Gemeinde und in der Welt erfüllen können (1. Kor. 12,11).
Der Geist kann auch ganz außerordentlich handeln wie an Paulus vor Damaskus oder nah seiner Verhaftung (Apg. 23,11). Ein solches außerordentliches Handeln des Geistes erfährt Johannes hier, weil Jesus ihm etwas Besonderes schenken will und einen besonderen Dienstauftrag für seine Gemeinde hat. Diese Art des „Im-Geist-Sein" war auch für Johannes etwas Ungewöhnliches.
Wenn Jesus uns etwas offenbaren will, wird er auch die rechte Form finden, in der er es uns sagen kann. Aber es ist die Stille von Patmos dazu nötig. Wenn wir sie nicht von uns aus finden, führt Jesus sie gewaltsam herbei wie bei Johannes. Wir sollten darauf bedacht sein, echte Stille zu finden, daß der Geist Gottes zu uns reden kann.
Es ist ein schönes, aber nicht notwendiges Zusammentreffen, daß dieses besondere „Im-Geist-Sein" dem Johannes am Herrentag zuteil wurde. Der „Tag des Herrn" Bezeichnung im Urchristentum für den Sonntag. Wir hätten den Sonntag nicht, wenn es nicht der Tag des Herrn wäre, an dem unser Herr auferstanden ist. Darum war der erst Tag der Woche der Gemeinde Jesu etwas Besonderes. Darin hat der Sonntag seinen Grund und seinen Wert, dass er der Tag des Herrn ist, der ihm aus Dankbarkeit gehört. Der Tag des Herrn hat darin seinen Sinn, daß er dem stillen Umgang mit Jesus im Geist geweiht ist und uns Zeit zum Hören auf das Wort von Jesus und für den Dienst in seiner Gemeinde gibt. Der Tag des Herrn ist ein großes Geschenk wenn er uns wirklich still macht. Dann kann er auch in schlichter Weise ein Tag der Offenbarung sein, an dem uns viel Großes und Schönes von Jesus enthüllt wird. Es ist eine tiefe Verantwortung, den Sonntag wirklich den Tag des Herrn sein zu lassen.
Johannes hört im Geist eine gewaltige Stimme. Es ist keine alltägliche Stimme. Etwas Besonderes liegt in ihr. Sie bringt ihm eine Botschaft aus der Welt Gottes. Es ist dieselbe Stimme die Offenbarung 4,1 zu ihm spricht. Es ist die Stimme des Engels, der Offenbarung 1,1 und 22,16 genannt wird. Er ist der Herold des Königs. Die eigentliche Botschaft spricht Jesus selbst aus. 
„Wie eine Posaune." Hier erscheint zum erstenmal dieses kleine Wort „wie", das der Offenbarung Johannes eigentümlich ist. Dieses „wie" drückt das „Uneigentliche" des Geschauten und die Mangelhaftigkeit des Vergleiches aus. Es ist keine Posaune, aber die ganze machtvolle Art erinnert an die Kraft einer Posaune.
Durch dieses kleine Wort „wie" wird an vielen Stellen der Offenbarung ein Vergleich eingeführt, der uns durch einen menschlichen Begriff anschaulich machen will, was Johannes im Geist gezeigt bekam. Es fehlen ihm die Worte, in denen er das Göttliche aussprechen kann. Darum diese Fülle von oft eigenartigen Bildern, die der Anschauungswelt des Menschen entnommen sind. Darum dieses kleine Wort „wie", das uns an den Gleichnischarakter der gebrauchten Begriffe erinnert. Aber diese Gleichnisse sprechen von Wirklichkeiten.


Offb. 1,11: „Sie sprach: Schreibe, was du siehst, in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden, nach Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodicea."


Offenbarung 22,10 befiehlt der Engel, das Gehörte nicht zu versiegeln. Hier befiehlt er die Niederschrift und Absendung an die sieben Gemeinden. Die Niederschrift war nicht nur nötig, weil Johannes sich von den Gemeinden getrennt befand, sondern auch deshalb, weil es eine so wichtige Botschaft war, die der Gesamtheit aller Gemeinden aller Zeiten einen entscheidenden Dienst tun sollte.
Die Niederschrift ist schwerlich gleichzeitig mit dem Empfang der Botshaft in dem außerordentlichen Zustand erfolgt, sondern anschließend mit Anspannung aller Geisteskräfte, um die Botschaft unverfälscht zu übermitteln. Ob die Botschaft auf einmal oder zu verschiedenen Zeitpunkten empfangen wurde, wird nicht ausgeführt.
Die Offenbarung des Johannes ist keinem menschlichen Gehirn entsprungen, sondern stammt aus der Werkstatt Gottes und gibt seine Weltenpläne wieder, die er mit der Welt und mit seiner Gemeinde hat. Die Übermittlung durch einen Menschen hebt den göttlichen Ursprung und die göttliche Autorität nicht auf.



Offb. 1,12.13 a: „Und ich wandte mich um, um nach der Stimme zu sehen die mit mir redete; und als ich mich umgewandt hatte, sah ich sieben goldene Leuchter und in der Mitte der Leuchter einen, der war gleich einem Menschensohn."


Jesus inmitten seiner Gemeinden.
Die sieben Leuchter sind das Gleichnis für sieben Gemeinden. Was für die sieben Gemeinden gilt, gilt für alle Gemeinden des Herrn Jesu. Er ist in ihrer Mitte. Sie haben ihr Leben nur durch die Beziehung zu ihm. Daß er sich in ihrer Mitte befindet, ist entscheidend.
Er ist der Mittelpunkt seiner gesamten Gemeinde. Daß wir mit ihm verbunden sind, macht uns zu Gliedern seiner Gemeinde.
Damit, daß sich Jesus mitten unter seinen Gemeinden auf Erden befindet, ist gegeben, daß er jede seiner Gemeinden und alle ihre Glieder sieht und kennt. Obwohl er der unsichtbare erhöhte Herr ist, ist er doch allen seinen Gemeinden unmittelbar nahe. Ihr ganzes Leben ist vor ihm wie ein aufgeschlossenes Buch. Nichts von dem Leben seiner Gemeinden ist ihm verborgen. Er kennt jede Gemeinde in ihren Grundwesenszügen, in ihrem verborgenen Leben mit ihm.
Zugleich ist die Tatsache, daß Jesus inmitten all seiner Gemeinden ist, sehr tröstlich für uns. Dann wird er keine Gemeinde in ihrer Not vergessen. Dann wird er jedem Glied seiner Gemeinde so zu Hilfe kommen, wie es nötig ist. Dann übersieht er nichts, was unser Leben angeht. Dann kann er wirklich der gute Hirte sein.

Jesus - der König, des Gottesreiches.

In Daniel 7,13.14 steht das prophetische Wort: „Ich sah im Gesicht des Nachts, und siehe, es kam einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten und ward vor ihn gebracht. Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und sein Königreich hat kein Ende." Aufgrund dieses Wortes hat sich Jesus den Menschensohn genannt.
Wie oft mag Johannes dieses Wort aus Jesu Mund gehört haben. Jeder, der Daniel 7,13 kannte, wußte, daß damit der Christus gemeint ist. Geheimnisvoll und groß mutet uns die Schau in Daniel 7, 13 an, daß der Menschensohn aus dem Himmel kommt und zu Gott geht, der ihn zum König des Gottesreiches einsetzt. Als Menschensohn ist er unser Bruder, als der König des Gottesreiches unser Herr.
Beides ist in Jesus Wirklichkeit geworden. Er wurde in Wahrheit ein Menschensohn, in jeder Hinsicht unser Bruder, um uns ganz nahezukommen, und bei der Vollendung seiner Gemeinde wird er einmal in Wahrheit der erste unter vielen Brüdern sein. Nun aber wird er von Johannes als der König des Gottesreiches geschaut, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist.
Das Gleichnishafte in der ganzen Beschreibung des erhöhten Herrn ist uns wohl bewußt. Das ändert aber nichts an der Wirklichkeit der einzelnen Züge, die durch die Gleichnisse verkörpert werden. Die tatsächliche Gestalt des erhöhten Herrn, der Geist ist wie Gott, geht über jedes menschliche Vorstellungsvermögen hinaus, wie wir uns auch von Gott keine Anschauung machen können. „Gott ist Geist", hat Jesus gesagt.
Das soll nicht heißen: ein blasser Gedanke, sondern die stärkste und größte Wirklichkeit, die es gibt. Die wirkliche Gestalt Jesu werden wir erst erfassen können, wenn wir ihm selbst in der anderen Welt gegenüberstehen. Das wird die größte Stunde und Veränderung unseres Lebens bedeuten, wenn wir Jesus unmittelbar sehen, wie er wirklich ist.




Offb. 1,13b: „Bekleidet mit einem bis zu den Füssen herabwallenden Gewand und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel.“


Jesus - der Hohepriester.
Er ist nicht nur der Herr und König des Gottesreiches, sondern der Hohepriester, der es durch sein priesterliches Eintreten überhaupt erst möglich gemacht hat, daß wir in Gottes Königreich eingebürgert wurden. Das bis zu den Füßen herabwallende Gewand ist die priesterliche Kleidung, die uns den priesterlichen Charakter Jesu zeigen will.
Ähnlich ist Daniel 10,5.6 der Messias gezeichnet, nur daß der goldene Gürtel in Offenbarung 1,13 nicht um die Lenden, sondern um die Brust gelegt ist, um die königliche Würde des erhöhten Herrn auszudrücken. Die ganze Zeichnung des erhöhten Herrn will seine königliche Majestät als ewiger Hoherpriester zum Ausdruck bringen. Er ist nicht nur der Herr seiner Gemeinde, sondern zugleich ihr großer Hoherpriester, der sie vor Gott vertritt, und dessen Gebet für seine Gemeinde Großes bedeutet (1. Joh. 2,1).




Offb. 1,14: „Sein Haupt aber und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme.“


Jesus - der Herr der Herrlichkeit.
Als eine Lichtgestalt in himmlischer Herrlichkeit wird uns Jesus in Vers 14 geschildert. So sahen ihn einst die drei Jünger auf dem Berg der Verklärung und Paulus vor Damaskus. Alles an ihm ist hell leuchtend. Alles ist in Licht getaucht, leuchtend wie weiße Wolle und Schnee.
Hier erscheint wieder das kleine Wort „wie", das in der Offenbarung des Johannes eine so große Rolle spielt. Es ist deutlich, daß es sich hier bei dem Bild der weißen Wolle und des Schnees um Gleichnisse handelt, mit denen die Leuchtkraft der Gestalt des himmlischen Herrn ausgesprochen werden soll.
Der Gleichnisscharakter kommt an dieser Stelle besonders stark zum Ausdruck. Gleichnischarakter und Zeichensprache heben nichts von der Wirklichkeit dessen auf, das durch die Bilder jeweils ausgesprochen werden soll.

Der Herr der Welt und der Gemeinde

Daß die Augen Jesu wie eine Feuerlamme sind, gehört auch zu dieser Zeichensprache, die jeder ohne weiteres versteht. Es soll uns gesagt werden, daß sein Blick von königlicher Hoheit ist. Wie eine Feuerflamme alles licht und hell macht, so durch dringt der Blick Jesu alles im Leben seiner Gemeinde und im Leben der Welt. Er ist der Herr der Herrlichkeit und zugleich der unbestechliche Richter.
Wir freuen uns, daß wir an Jesus solch einen Herrn haben dem die ganze Herrlichkeit Gottes zu eigen ist, und sind uns zugleich bewußt, daß sein Auge alles in unserem Leben durchschaut, und daß wir ihn durch nichts täuschen können. Er weiss ob unser Leben wirklich ein Leben, vor ihm und unter ihm ist. Sein Urteil entscheidet unser ewiges Schicksal und schon unser Schicksal auf Erden, wie wir in den sieben Sendschreiben mit grosser Deutlichkeit sehen.




Offb. 1,15a: „Und seine Füße waren gleich wie flüssiges Erz, das im Schmelzofen zum Glühen gebracht ist.“


Jesus der Richter der Welt.
Es ist ein unheimliches Bild, mit dem Vers 15 uns die große Majestät Jesu und seine Funktion als Richter der Welt schildert. Die Zeichensprache ist eigenartig, aber unheimlich deutlich. Die Füße der himmlischen Gestalt sind nicht nur von Erz, so daß unter ihrem Schritt alles vernichtet wird, sondern gleich wie glutflüssiges Erz, das im Schmelzofen zum Glühen gebracht ist.
Es wäre schon ein eindrückliches Bild, wenn von dem ehernen Schritt des erhöhten Herrn durch die Weltgeschichte gesprochen würde. Das Bild von dem glutfüssigen Erz ist noch unheimlicher. Es erinnert uns an den glühenden Erzstrom, der sich aus dem Hochofen ergießt. Wer in dieses glutflüssige Erz gerät, ist verloren.
So unheimlich ist das Gericht Jesu. Keiner kann sich seinem Gericht entziehen. Er schreitet als der Richter durch die Völker- und Menschenwelt. Wen das Gericht Jesu trifft, der ist verloren. Für den, der ins Gericht kommt, gibt es keine Rettung mehr, nachdem ihn Jesus zuvor in unendlicher Geduld als Heiland der Welt gerufen hat. Wer den Heiland und Retter als seinen Herrn ablehnt, für den ist Jesus der Richter, dessen Gericht unerbittlich ernst ist. So gütig Jesus ist und so groß

Die Herrenstellung Jesu

sein Vergeben, mit dem er uns in seine Gemeinschaft ziehen möchte, als Richter der Welt ist ihm eine unheimliche Majestät eigen.




Offb. 1,15b: „Und seine Stimme war wie das Rauschen vieler Wasser.“


Jesus - der Herr der Welt.
Wer einmal am offenen Meer gestanden hat, weiß, wie die Brandung donnert. So gewaltig ist die Stimme Jesu, wie die Stimme vieler Wasser, wie die donnernde Brandung des Meeres. Er ist wirklich der majestätische Herr der Welt. Er ist nicht mehr der, der in alle Niedrigkeit unseres Erdendaseins einging, um unser Bruder zu werden. Er ist jetzt der Herr und Gebieter der Welt, dessen majestätisches Wort Befehlsgewalt hat.
Jesus braucht als der Herr, der der Geist ist, keine menschliche Stimme, um sein Machtwort auszusprechen. So königlich und mächtig wie die Meeresbrandung, so königlich und mächtig ist sein Wort - im Blick auf die Welt und im Blick auf das Leben seiner Kinder.
Noch ist diese Tatsache vielfältig verhüllt und nur seinen Kindern offenbar. Dennoch ist er der allmächtige Herr, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben wurde und dessen Wort stärker als alles ist. Sein machtvolles Wort wird die Weltgeschichte abschließen und über jeden von uns das letzte Urteil sprechen. Sein machtvolles Wort wird seine Gemeinde durch alles hindurchbringen und vollenden. Sein machtvolles Wort wird die neue Welt Gottes aufbauen.
Wer sein Leben in Jesu Hand gegeben hat, ist ein tief geborgener Mensch, dessen Leben unter der stärksten Befehlsgewalt steht. Diese machtvolle Stimme Jesu will überall und allezeit in unseren Alltag hineinsprechen und alle Fragen unter seine Befehlsgewalt stellen. Es ist ein unerhörtes Vorrecht, daß unser kleines Leben unter diesem gewaltigen Wort Jesu stehen darf, das majestätisch wie das Rauschen des Meeres ist und das letzte Wort der Weltgeschichte sein wird.




Offb. 1,16a: „Und in seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor."


Jesus der Hirte und Richter seiner Gemeinde.
Die Zeichensprache der Offenbarung spricht von sieben Sternen, die Jesus in seiner rechten Hand hält. Die sieben Sterne sind nach Vers

Der Herr der Welt und der Gemeinde

20 das Bild für die sieben Vorsteher der Gemeinden, an die die Offenbarung zunächst geschickt werden soll. Die Vorsteher der Gemeinden, die zum Teil durch schwere Verfolgung gehen, sind in Jesu Hand.
In den sieben Vorstehern sind die sieben Gemeinden selbst verkörpert. Sie sind in der Hand des Herrn geborgen, um dessentwillen sie so Schweres erleben. Keine andere Hand kann über sie verfügen. Das Bild von den sieben Sternen in der rechten Hand Jesu spricht unsere völlige Geborgenheit in Jesu Hand aus, aber auch unsere totale Abhängigkeit von ihm.
Wenn er uns losläßt, sind wir verlorene Leute. Wenn er uns festhält, sind wir geborgen. Diese Hand, die uns birgt, will aber auch über uns verfügen und uns in all unseren Entschlüssen und Handlungen leiten. Was macht uns diese Geborgenheit und Abhängigkeit froh! Zugleich erschrecken wir über unsere Eigenmächtigkeit, mit der wir leben und handeln können, als wären wir selbständige Leute und nicht total in Jesu Hand.
Der, der seine Gemeinde in seiner Hand geborgen hält, ist zugleich ihr unerbittlicher Richter, ihr heiliger Herr. Aus seinem Mund geht ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Wenn je an einer Stelle der Offenbarung das Gleichnishafte ihrer Redeweise unübersehbar ist, so ist es hier. Der Herr, der Geist ist wie Gott, hat keinen menschlichen Mund, und noch viel weniger geht aus seinem Munde ein wirkliches Schwert. Aber mit eindeutiger Schärfe bringt dieses Bild zum Ausdruck, daß Jesus der unbestechliche Richter seiner Gemeinde ist.
Sein Richterwort dringt durch wie ein Schwert. Es ist nicht milde und gütig, sondern scharf und schneidend. Er weiß uns in unserer Sünde zu treffen. Er kann seine Kinder nicht schonen, wenn sie sich seiner Hand entwinden und von ihm nicht leiten lassen. Alle eigenmächtige Führung unseres Lebens, die nicht nach Jesu Befehl fragt, ist Sünde. Sein Wort entlarvt alle Scheinfrömmigkeit und legt das Tiefste in uns bloß. Es dringt durch wie ein Schwert. Es ist unbestechlich.
Es fehlt unserem Leben mit Jesus etwas Wesentliches, wenn es uns nicht bewußt bleibt, daß er nicht nur der gütige Herr, sondern auch der Richter seiner Gemeinde ist, der den verborgensten Grund bloßlegt. Er weiß, wer ihm wirklich verbunden ist. Er weiß, wo das Leben mit ihm nur „fromme“

Die Majestät Jesu

Phrase und Schein ist. Wenn er nein zu uns sagt, kann kein „frommer" Lebensstil dieses Nein Jesu aufheben. Darum ist die dankbare Liebe zu Jesus immer verbunden mit einer tiefen Ehrfurt vor ihm und einem echten Zittern, welches sein letztes Wort über uns ist. Beides zusammen hält unser Leben mit Christus gesund und bewahrt uns vor einer Selbstsicherheit, die uns verlorengehen läßt.




Offb. 1,16b.17a: „Und sein Angesicht war, wie die Sonne scheint in ihrer Kraft. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie ein Toter."


Die Majestät Jesu.
Daß sein Angesicht leuchtet wie die Sonne, wenn sie auf ihrem Höhepunkt steht, hebt noch einmal den Lichtglanz hervor, der von Jesus ausgeht, um seine Majestät zu beschreiben. Jesus ist nicht irgendwer. Er ist der Herr der Herrlichkeit - der Träger alles Lichts für seine Gemeinde und für die Welt. Nur darum können seine Gemeinden Lichtträger und seine Zeugen wie Sterne sein, die den Weg weisen. Aber sie haben kein Licht in sich selbst. Ihr Licht ist Jesus. Er ist die Sonne seiner Gemeinde und im Grunde die der ganzen Welt. Wo Jesus, die Sonne, nicht sheinen darf, ist es kalt und frostig und stirbt alles Leben der Menschheit. Die Entwicklung des 20. Jahrhunderts spricht davon eine erschütternde Sprache.
So überwältigend ist das Licht, das von Jesus ausgeht, daß die neue Welt Gottes, die Jesus nach seiner Wiederkunft bauen wird, weder der Sonne noch des Mondes bedarf, weil Jesus ihr Licht ist, und daß die Völker dann in seinem Licht wandeln werden. Das kann jeder heute schon erfahren, der sich diesem Lichte Jesu erschließt.
Darum, weil Jesus diese Lichtsgestalt in göttlicher Majestät ist, wird es für die ganze Welt mit einem Schlag deutlidh sein, wenn er wiederkommt und aus der Verborgenheit hervortritt.
Jesus sagt Matthäus 24, 27, es würde dann sein, wie wenn ein Blitz in dunkler Nacht aufleuchtet und die Erde von einem Ende bis zum anderen erhellt.
So herrlich die Gestalt Jesu ist, und so sehr wir uns auf ihn freuen, so darf doch nicht übersehen werden, daß er zugleich der majestätische Herr ist, so ehrfurchtgebietend, so gewaltig, daß Johannes vor ihm wie ein Toter niederfällt. Die unmittelbare Begegnung mit Jesus, dem erhöhten Herrn, erschüttert ihn bis in das Innerste.

Der Herr der Welt und der Gemeinde

Es wäre gut, wenn diese ehrfurchtgebietende Majestät Jesus uns auch bewußt wäre, wenn wir im Gebet ihm nahen, wenn wir uns in der Gemeinde versammeln, wenn wir gemeinsam im Gebet vor ihn treten. Er ist der heilige Herr, obwohl er unser Bruder ist, der uns liebhat. Johannes hat dem Herrn Jesus auf Erden so nahegestanden. Dennoch erschüttert ihn die jetzige Majestät des erhöhten Herrn auf das tiefste. Unser Leben mit Christus bleibt nur gesund, wenn bei aller Vertrautheit mit ihm uns diese seine Majestät immer bewußt bleibt.




Offb. 1,17b.18: „Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bind lebendig in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, und ich habe die Schlüssel des Todes und des Totenreiches."


Jesus der Herr des Lebens.
Wie tröstlich legt Jesus dem erschütterten Johannes seine Hand aufs Haupt. So tröstlich begegnet er jedem, der sich vor seiner Majestät beugt. Wer sich vor Jesus demütigt, braucht sich vor seiner Majestät nicht zu fürchten. Wenn Jesus seine Rechte uns auflegt und uns damit in seine Gemeinde aufnimmt, sind wir geborgen vor dem ewigen Gericht und allen Stürmen der Weltgeschichte. Wir sind dann in der Hand des einen, der in Wahrheit sagen kann: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige."
Wer so um Jesus weiß, darf tapfer seinen Weg gehen, auch wenn sich das alles begibt, was die Offenbarung als den schweren Weg seiner Gemeinde enthüllt. Jesus ist aus ihrem Leben nicht auszulöschen. Er hat das letzte Wort über sie.

Jesus - der Herr des Todes.

Niemand kann den lebendigen Herrn auslöschen. Er ist und bleibt der Lebendige. Seit dem Ostermorgen ist Jesus der Herr über den Tod - der einzige, der ihn überwunden hat. Dieser Sieger über den Tod bleibt er in Ewigkeit. Darum sind wir in seiner Hand allezeit geborgen - auch im Sterben. Darum bleibt der Todesweg seiner Gemeinde in der letzten Periode der Weltgeschichte dennoch ein Weg ins Leben. Jesus hat die Schlüssel des Totenreiches.
Ohne Jesus bleiben wir im Tod und im Totenreich. Was dann aus uns wird, ist uns im einzelnen unbekannt. Aber wir verstehen, welch schweres, dunkles Schicksal hiermit ausgesprochen wird. Es ist eine große Sache, wenn Jesus uns die Tür zum Leben aufschließt und wir nicht dem Tod verfallen

Die Leuchtkraft der Gemeinde Jesu

sind, sondern aus dem Tod ins Leben gehen. Wer Jesus in sein sind, Leben aufnimmt, stirbt niemals. Das hat Jesus Johannes 11,25.26 klar ausgesprochen: ,„Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt, und ein jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben."
Daß Jesus in alle Ewigkeit der Lebendige bleibt und die Schlüssel des Todes und der Hölle hat, macht seine Gemeinde tapfer und getrost für ihren letzten Weg, den die Offenbarung uns enthüllen will.




Offb. 1,19: „Schreibe nun, was du sahst, sowohl das, was ist, als auch das, was nach diesem geschehen soll."


Von der großen Schau der Offenbarung soll nichts verlorengehen. Alles, was dem Johannes gezeigt wird, soll er niederschreiben, damit er es den Gemeinden übermitteln kann, und diese durch die Jahrhunderte hindurch gestärkt und ermutigt werden.
Die Offenbarung des Johannes spricht von dem, was in der Gemeinde Jesu da ist, von ihrer heutigen inneren Verfassung, von ihrer heutigen Treue und ihrem heutigen Versagen und von demn heutigen Wort Jesu an sie. Und zugleich spricht sie von dem, was danach geschehen soll, von den gewaltigen letzten Etappen der Weltgeschichte, die für die Gemeinde des Herrn Christus so viel Schweres enthalten werden, und in denen sie doch in seiner Hand geborgen ist.
Das ist die Doppelaufgabe des letzten Buches der Bibel: der Gemeinde zu übermitteln, was Jesus heute über sie dernkt und sie durch diese Seelsorge Jesu im Leben mit ihm zu erhalten, und zugleich ihr den kommenden schweren Weg zu zeigen, wie er von der Warte Jesu aus sich enthüllt.

Die Gemeinde Jesu als Licht in der Welt




Offb. 1,20: „Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten siehst, und der sieben goldenen Leuchter die sieben: die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die Leuchter sind die sieben Gemeinden."


Dieses Wort des erhöhten Herrn erinnert an Daniel 12, 3:
„Die Lehrer (der Gemeinde) werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich." Es ist etwas Großes, daß die Vor-

Der Her der Welt und der Gemeinde

steher und Lehrer der Gemeinde Jesu mit Sternen verglichen werden, die den Menschen in der dunklen Nacht den Weg weisen. Wer zu den Vorstehern und Ältesten der Gemeinde Jesu gehört, hat den großen Dienst anvertraut bekommen daß er, der selbst nur ein Mensch ist, seinen Brüdern und Schwestern den Weg zu Jesus und zur Ewigkeit wie ein Stern weisen darf.
Die Größe dieses Dienstes kann jeden Ältesten der Gemeinde Jesu tief beshämen, weil wir wissen, wie verdunkelt das Licht Jesu in uns oft ist, und wie wir nicht immer seiner Gemeinde den rechten Weg gewiesen haben. Wenn nicht der erhöhte Herr dieses Wort gesagt hätte, würden wir es gar nicht glauben können. Aber es hat ja auch no nie ein Stern Licht aus sich selbst gehabt, sondern immer nur von der Sonne.
In dem verborgenen Leben jedes Ältesten der Gemeinde Jesu mit dem erhöhten Herrn ist allein die Möglichkeit begründet, daß er dennoch wie ein Stern der Gemeinde den Weg weisen kann.
Ebenso erstaunlich und beschämend ist das Bild von den Leuchtern, unter denen die Gemeinden Jesu dargestellt werden. Es kann in jeder Gemeinde des Herrn Jesu nur den einen Wunsch auslösen, daß dieses Bild vom Leuchter nicht nur ein Bild sein möchte, sondern lebendige Wirklichkeit. So groß das Wort vom Leuchter ist, so ist es zugleich eine schwere Frage und ernstes Bußwort an jede Gemeinde des Herrn Christus, ob sie wirklich solch ein Leuchter ist, der anderen hell leuchtet und ihnen den Weg zu Jesus zeigt.
Aus den Sendschreiben wird deutlich, daß Gemeinden, die ihre Leuchtkraft eingebüßt haben, vom Herrn Jesus beiseite getan werden und aufhören, seine Gemeinde zu sein. Das Schicksall der kleinasiatischen Gemeinden, die einst als erste die Offenbarung des Johannes empfingen, spricht eine erschütternde Sprache. Sie sind alle im Türkensturm untergegangen. Es ist auch nicht eine Spur von ihnen geblieben. Der erhöhte Herr kann dasselbe noch heute tun. Es ist aber wohl das Schmerzlichste, wenn eine Gemeinde formal bestehen bleibt und in Wirklihkeit als Gemeinde Jesu ausgelöscht ist. Um so dankbarer ist jede Gemeinde, der Jesus die Leuchtkraft erhält, die vielen ein Licht zu sein vermag.




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