Kapitel 4: Verse 1; 2; 3; 4; 5; 6a; 6b-8; 9-11           Off. 4 - Auslegung als PDF     
                                                                                                    Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


                                                                                  3. Kapitel

                                                                        Weltgeschichte im Grundriß

                                                                            Offenbarung 4-11,14


A. Der lebendige Gott der Herr der Welt

Offenbarung 4


Offb. 4,1: „Ich schaute (in einem Gesicht), und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel. Und die erste Stimme, die ich wie eine Posaune hatte mit mir reden hören, sprach: Steige herauf, hierher, und ich werde dir zeigen, was nach diesem (in Offenbarung 13 beschriebenen Geschehen der Gegenwart) geschehen soll.“


Durch die Bilder, die Johannes sieht, soll ihm im Gleichnis etwas Bestimmtes gesagt werden. Die geöffnete Tür bedeutet, daß der Gemeinde Jesu ein Einblick in die Pläne Gottes gewährt wird. Nur aus der Christusgemeinde heraus gibt es ein letztes Verständnis für den Gang der Entwicklung, weil nur Christus einen Einblick in den Weltenplan Gottes erschließen kann.

Offb. 4,2: „Alsbald war ich im Geist; und siehe: ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer."


Daß Johannes sich jetzt „im Geist" befindet, bedeutet nicht, daß er eine rein gedankliche Überlegung anstellt, sondern daß der Geist Gottes ihm jetzt Durchblicke besonderer Art durch die Pläne Gottes gibt.
Das Bild des Thrones besagt, daß Gott der Herrscher der Welt ist, der die Zügel der Weltentwicklung fest in seiner Hand hat.

Offb. 4,3: „Und der da saß, war anzusehen gleich einem Jaspis und Sardis, und ein Regenbogen war rings um den Thron, anzusehen gleich einem Smaragd.“


Gott ist Licht, und von ihm geht wunderbarstes Licht aus. Wer dies Licht aufnimmt, bekommt einzigartige Klarheiten.
Der Regenbogen ist das Bild der Gnade und besagt, daß der Herrscher der Welt im tiefsten Grunde Pläne der Gnade verfolgt. Alles Gericht ist für Gott selbst am schwersten. Er möchte nicht richten, sondern retten. Daß viele Menschen es

Der Thron Gottes

ihm unmöglich machen, sie in den Plan der Gnade einzubeziehen, ist für Gott ein tiefer Schmerz.

Offb. 4,4: „Und rings um den Thron sah ich 24 Throne, auf den Thronen 24 Älteste sitzend, mit weißen Gewändern angetan und auf ihren Häuptern goldene Kronen.“


Die 24 Ältesten sind das Sinnbild der Gottesgemeinde aus dem Alten und Neuen Bund. 12 Älteste verkörpern in diesem Bild die alttestamentliche Gemeinde und 12 die neutestamentliche.
Die vollendete Gemeinde umgibt den Thron Gottes. Ohne Bild: der lebendige Gott handelt in seiner Weltregierung in engstem Zusammenhang mit der erlösten Gemeinde. Die Gottesgemeinde hat eine viel größere Regierungsgewalt, als die meisten ahnen. Wir sollten sie schon jetzt durch das Gebet tatkräftig einsetzen.
Die Gemeinde in der Ewigkeit trägt weder weiße Kleider noch goldene Kronen, denn sie empfängt ihre neue Gestalt vom Geist, wie ihr Herr Geist ist. Das Bild des weißen Kleides sagt, daß niemand sich in der Nähe Gottes befindet, der nicht völlig durch die Vergebung Jesu reingewaschen ist. Es ist etwas Gewaltiges, daß wirkliche Sünder durch Jesus und sein Blut so rein von aller Schuld gewaschen werden, daß sie in die Umgebung des heiligen Gottes versetzt werden können.
Das Bild der goldenen Kronen bedeutet, daß Jesus sie ans Ziel gebracht hat als solche, die den Kampf bestanden haben (2. Tim. 4,7).

Offb. 4,5: „Und von dem Thron gehen (ununterbrochen) Blitze, Stimmen und Donner aus; und sieben mit Feuer brennende Fackeln befinden sich vor dem Thron, welches die sieben Geister Gottes sind."


Von dem Thron Gottes (Luther übersetzt „Stuhl") gehen Blitze, Donner und Stimmen aus. Natürlich nicht in Wirklichkeit wie bei einem Gewitter, sondern es ist das Bild, das ausdrückt, daß von dem regierenden Gott Machtwirkungen ausgehen, die wie Blitze und Donner in die Weltentwicklung eingreifen, und daß seine Stimme und sein Wort die Geschicke der Welt entscheiden und zum Ziel führen. Gott ist am Werk, handelt und befiehlt. Er führt seine Pläne unbedingt durch.
Die sieben Fackeln bedeuten in der Zeichensprache der Offenbarung die sieben Geister Gottes, d.h. die Fülle des Geistes

Weltgeschichte im Grundriß

Gottes (Offb. 3,1b). Das Bild spricht aus, daß Gott durch die Kraft seines Geistes in Vollmacht nach allen Seiten sich offenbart und handelt und daß kein Gebiet der Weltentwicklung sich ihm zu entziehen vermag. Er wird die Weltgeschichte wie die Reichgottesgeschichte ans Ziel führen.

Offb. 4,6a: „Und vor dem Thron breitet es sich aus wie ein gläsernes Meer, gleich Kristal.“


Wie der Ausdruck „Thron Gottes", so ist auch das „gläserne Meer" ein Bild. Wo in der Offenbarung des Johannes der Ausdruck „Meer" vorkommt, ist das Meer der Völkerwelt gemeint. Das Völkermeer liegt vor den Augen Gottes durchsichtig klar wie Kristall. Die Völkergeschichte ist vom Menschen aus gesehen voller Rätsel. Für Gott ist die Völkergeschichte durchsichtig wie Kristall. Er verfolgt einen einheitlichen Plan, zu dessen Durchführung ihm alles helfen muß.
Wem Gott einen Durchblick durch seinen Weltenplan eröffnet, für den wird auch die Völkergeschichte in zunehmendem Maße klar, obwohl für uns als Menschen natürlich Fragen genug bleiben, während vor Gott die Völkerwelt durchsichtig ausgebreitet ist.

Offb. 4,6b-8: „Und inmitten des Thrones und rings um den Thron befinden sich vier lebendige Wesen, die vorn und hinten voll Augen sind. Und das erste Wesen gleicht einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte hat ein Gesicht wie ein Mensch, und das vierte gleicht einem fliegenden Adler. Und die vier lebendigen Wesen hatten eins wie das andere je sechs Flügel und sind ringsum außen und innen voll Augen; und sie haben keine Ruhe bei Tag und bei Nacht, da sie (ununterbrochen) rufen: ,Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott, der Herrscher über alles, der da war und der da ist und der da kommt.‘“


Mitten im Thron und um den Thron befinden sich vier Tiere. Auch hier ist nicht gemeint, daß Gott von vier Tieren umgeben ist, sondern diese vier Lebewesen, die sich mitten im Thron, das heißt in Gott befinden, sind das Bild für vier Wesenszüge Gottes. Zugleich sind sie um den Thron herum; in diesen vier Wesenszügen tut sich Gott der Welt kund.
Das Bild des Löwen bedeutet, daß Gott sich in Majestät und Kraft als Herrscher der Schöpfung offenbart und durchsetzt. Das Bild des Stieres (nicht „Kalb") erinnert an den Opferstier und will sagen, daß zum Wesen Gottes das Opfer gehört, das den Verlorenen retten will. Der Herr der Welt ist zugleich der,

Der lebendige Gott

der sich erbarmend der Welt annimmt. Das Bild des Menschen erinnert daran, daß der lebendige Gott sich so tief zu uns herabgeneigt hat, daß er unser Bruder wurde und in Jesus uns so nahe zu kommen versuchte wie nur möglich. Wenn er so erbarmend das schwerste Opfer für uns bringt und sich so tief zu uns herniederneigt, so verliert er doch nie den großen Gesamtplan mit der Welt aus dem Auge, sondern schaut wie der fliegende Adler mit Adlerblick klar aufs letzte Ziel und verfolgt es mit gradlinigem Flug.
Die sechs Flügel der Tiere wollen ausdrücken, daß der lebendige Gott ununterbrochen am Schaffen ist, daß der Geist Gottes überall eingreift, daß es keinen Ort gibt, da Gott nicht ist, und keinen Punkt der Weltgeschichte, um den Gott nicht weiß. Auch das, was von unsichtbaren dämonischen Mächten und von der Sünde der Menschen in der Welt bewirkt wird und eigentlich die Pläne Gottes durchkreuzen soll, wird von ihm in seine Pläne hineingezwungen und muß dem letzten Plan Gottes dienen, ohne daß wir dadurch irgendwie eine Entschuldigung für unser Handeln fänden. Gott durchwaltet die Weltgeschichte in umfassender Weise und ist so am Werk, daß sich nichts ihm entziehen kann. Das wollen die sechs Flügel sagen.
Die vier Tiere sind voll Augen vorn und hinten. Ebenso sind die sechs Flügel außen und inwendig voll Augen. Dieser Zug in dem Bild bedeutet einmal, daß Gott nicht blind handelt, sondern mit umfassendem Blick, so daß er alle seine Pläne in vollendeter Harmonie durchführt, auch wenn diese unserem beschränkten Blick noch nicht sichtbar ist. Zum andern wollen die Augen der sechs Flügel Gottes Allgegenwart deutlich machen. Nichts in der Welt entzieht sich dem Blick Gottes.
Er sieht uns immer. Was bedeutet das für die Gemeinde Jesu, wenn sie unter Druck und Not steht, daß sie weiß: auch dieser Abschnitt der Weltgeschichte vollzieht sich unter Gottes Augen, auch die letzte und schwerste Zeit des Antichristus.
Die vier Tiere haben keine Ruhe Tag und Nacht und rufen ständig: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr!" Ohne Bild will dies besagen: Gott ist ununterbrochen am Schaffen; die heilige, einzigartige Majestät Gottes aber tut sich darin kund, daß

Weltgeschichte im Grundriß

der, der wie ein Löwe die Macht in der Welt hat, zugleich zum tiefsten Opfer („Opferstier") bereit ist, um uns zu retten, und sich wie ein Bruder in Jesus („Menschenantlitz") zu uns neigt und doch mit der Zielstrebigkeit und Klarheit des Adlers seine Pläne in unablässigem Schaffen durchführt.

Offb. 4,9-11: „Und sooft die lebendigen Wesen dem, der auf dem Thron sitzt, der in die Ewigkeiten der Ewigkeiten lebt, Preis, Ehre und Danksagung bringen, fallen die 24 Ältesten vor dem, der auf dem Thron sitzt, nieder und beten den an, der in die Ewigkeiten der Ewigkeiten lebt, und legen ihre Kronen vor dem Thron nieder und sprechen: ,Würdig bist du, unser Herr und unser Gott, Preis, Ehre und Macht zu empfangen, denn du hast alles erschaffen, und durch deinen Willen waren sie da und sind sie geschaffen worden.‘“


Angesichts dieses einzigartigen Handeln Gottes wird die erlöste Gottesgemeinde in der Ewigkeit (dargestellt durch die 24 Ältesten) zu tiefster Anbetung genötigt. Sie werfen ihre Kronen vor dem Thron nieder. Ohne Bild: sie sind sich bewußt, wie bescheiden es ist, daß sie sich in ihrem Erdenleben bis ans Ziel durchgekämpft haben, gegenüber dem einzigartigen Handeln Gottes, der mit Kraft und Opfer seinen Plan durch eine Geschichte von Jahrtausenden gegen alle dämonischen und menschlichen Widerstände durchführt und durch keine Enttäuschung, auch nicht von Seiten seiner Kinder, sich müde machen läßt.
Die Schau von der Majestät Gottes zieht uns mit starker Gewalt, das ganze Leben unter die Führung des lebendigen Gottes zu stellen. Es gibt ein glückliches, zielstrebiges, inhaltsreiches Leben, das im tiefsten befriedigt, wenn die gewaltige Hand Gottes unser Leben zielbewußt nach seinem Plan formen und auswerten kann.

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