Kapitel 14: Verse 1; 2.3; 4a; 4b; 4c; 5; 6.7; 8; 9-11; 12; 13; 14; 15; 16; 17; 18; 19; 20        
                                  Off. 14 - Auslegung als PDF        Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


Die letzte Etappe der Weltgeschichte

3. Das antichristliche Zeitalter von Gott her gesehen
Offenbarung 14

                                                Das Wort der Ermutigung an die Gemeinde Jesu
                                                                        Offenbarung 14,1-5

Auf Erden schien die Gemeinde Jesu zum Tode verurteilt zu sein. Es sah so aus, als würde sie völlig ausgelöscht. Von der Ewigkeit her ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Offb. 14,1: „Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, und bei ihm waren 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben hatten."


Der Berg Zion im östlichen Teil der Stadt Jerusalem war einst der Sitz des Herrschers und zugleich die Stätte des Tempels, die Stätte der Offenbarung Gottes. Der ersten Christenheit war der Berg Zion zum Gleichnis für das himmlische Jerusalem, für die neue Gottesgemeinde geworden: „Ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem“ (Hebr. 12,22). Johannes sieht Jesus inmitten der vollendeten Gemeinde, inmitten des neuen Jerusalem. Er stellt ihn in dem Bild des Lammes dar, weil der Weg des Lammes für Jesus und seine Gemeinde der Weg zum Sieg und zur Vollendung ist. Als das Lamm Gottes hat Jesus auf Golgatha den Sieg errungen. Als die sterbende, leidende, verfolgte Gemeinde überwinden seine Kinder den letzten, antichristlichen Welteinheitsstaat. Dessen Sieg ist ein scheinbarer. Der wirkliche Sieg gehört Jesus und seiner Gemeinde.
Die 144 000 tragen den Namen Jesu und den Namen Gottes auf ihren Stirnen. Es ist kein äußeres Abzeichen, wie es die Leute des Antichristen tragen. Das Wesen Jesu als des Lammes Gottes hat in ihnen Gestalt gewonnen. Er hat sie von Klarheit zu Klarheit in sein Bild umgewandelt. Nur wer bereit ist, den Weg des Lammes zu gehen, wird zu den Siegern gehören. Die Zahl 144 000 ist das Zeichen für die Vollzahl der Gemeinde Jesu (vgl. Offb. 7). Jesus hat seine Kinder vollzählig durch die letzte Verfolgung hindurchgebracht.

Das neue Lied der Gemeinde Jesu

Offb. 14,2.3: „Und ich hörte eine Stimme vom Himmel her wie ein Rauschen vieler Wasser und wie die Stimme eines gewaltigen Donners, und die Stimme, die ich hörte, war die Stimme von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielten. Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und den vier lebendigen Wesen und vor den Ältesten, und niemand konnte das Lied lernen außer den 144 000, die von der Erde erkauft sind."


Es wird eine große Stunde sein, wenn alles Leid und alle Verfolgung hinter der Gemeinde Jesu liegt und sie voll Staunen sieht, wie ihr Herr sie durchgebracht hat. Sie haben während der Verfolgung auf Erden wohl um die Treue ihres Herrn gewußt und daran festgehalten, daß er den Sieg behält, aber sie haben alle nicht geahnt, daß es solch eine unzählbare Schar ist, die Jesus in allen Erdteilen, Rassen und Völkern durchbringt und in seiner Gemeinschaft bewahrt. Nun hören sie von den tausend Wegen, auf denen ihr Herr dies fertiggebracht hat. Sie können über seiner Liebe und Treue nur anbeten und staunen. Die Freude an ihrem Herrn, der so Großes vermag, bricht in ihnen in nie gekannter Stärke durch.
Jetzt wissen sie erst vollends, was ihnen mit Jesus gegeben ist und wie groß seine Liebe zu ihnen war – auch in den dunkelsten Wegstrecken. Die Freude an ihrem Herrn und die Anbetung über sein Handeln drückt sich in einem neuen Lied aus, das als ein machtvoller Gesang durch die ganze Himmelswelt schallt. Der Gesang ist so urgewaltig wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Tönen eines gewaltigen Donners. Etwas Majestätisches, Sieghaftes, Kraftvolles wohnt diesem Liede inne. Und zugleich ist es so lieblich wie das Spiel von vielen Harfenspielern. Es atmet den ganzen Frieden Gottes und die stille Freude der Anbetung. Dieses Lied ist früher noch nie gesungen worden, weil die Gemeinde Gottes noch nie durch so schwere Schicksale ging. Nur die Märtyrergemeinde der letzten Weltepoche kann dieses Lied singen, weil sie die Größe des Sieges Jesu und die Größe seiner Treue wie keine andere Generation erfahren hat. Nun preist sie ihren Herrn vor dem Angesicht Gottes, vor der himmlischen Welt und der schon in der Ewigkeit befindlichen Gemeinde Gottes aus den früheren Zeiten. Weder die himmlische Welt noch die schon in der Ewigkeit befindliche Gemeinde kann aus eigener Erfahrung das aussagen, was die Märtyrergemeinde der letzten Weltperiode von ihrem Herrn zu sagen hat. Er hat sie durch sein Opfer auf Golgatha von der Erde erkauft und sie dadurch zu seinem Eigentum gemacht.

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Darum wirkte sie wie ein Fremdkörper, obwohl sie das Leben in sich trug, das die Welt brauchte, um existieren zu können. Weil die Menschheit unter dem Einfluß dämonischer Kräfte zu diesem Leben so weitgehend nein sagte, darum kam die Gemeinde in die schweren Konflikte in der Zeit des Antichristentums. Dass Jesus sie zu seinem Eigentum erkaufte, bedeutete das große Geschenk ihres Lebens und zugleich tiefe Not.

Offb. 14,4a: „Diese sind die, welche sich mit Weibern nicht befleckt haben, denn sie sind Jungfrauen."


Ein merkwürdiges Wort. Man könnte denken, daß die Gemeinde aus lauter Ehelosen bestünde. Aber nirgends ist in der Bibel die Ehe als etwas gedeutet, das Sünde sei. Im Gegenteil ist die Ehe als Vergleich gebraucht, um die Tiefe des Verhältnisses zwischen Christus und seiner Gemeinde auszusprechen. In der neutestamentlichen Gemeinde hat die Ehe erst ihren vollen Adel empfangen. Alle hohen und idealen Auffassungen von der Ehe haben hier ihre Wurzel. Nirgends ist im Neuen Testament ausgesprochen, daß die Ehelosigkeit zur Nachfolge Jesu gehöre. Dieses Mißverständnis ist erst in späteren Zeiten aufgekommen, als man nicht mehr wußte, was Evangelium war und die Nachfolge Jesu in asketischen Leistungen suchte, durch die man sich versagte, was dem normalen Menschen vergönnt war. Das Wesen der Nachfolge Jesu besteht darin, daß wir in der Lebenslage, in der wir stehen, mit ungeteiltem Herzen an Jesus hängen und unsere ganze Liebe ihm zuwenden. Diese ungeteilte jungfräuliche Liebe, wie sie eine Braut zu ihrem Bräutigam hat, ist das charakteristische Merkmal, das mit Vers 4 als Kennzeichen der Gemeinde Jesu ausgesprochen wird. Bei einem buchstäblichen Verständnis dieses Satzes müßte es heißen: „Die sich mit Männern nicht befleckt haben." Aber es ist etwas ganz anderes gemeint: die Liebe, die jeder Jünger Jesu seinem Herrn entgegenbringt. Es wird das Merkmal der Gemeinde der Endzeit sein, daß sie ihrem Herrn mit ungeteiltem Herzen inmitten der Verfolgung gehört. Wer nicht mit ungeteiltem Herzen Jesus anhängt, kann nicht durchhalten, sondern wird zur Verleugnung gedrängt. Die Schwere der antichristlichen Verfolgung muß dazu dienen, das Verhältnis zu

Die Gemeinde am Ziel

Jesus zu stärken und zu vertiefen. Alle anderen Stützen brechen weg. Es bleibt nur Jesus selbst. So drängt die Jünger Jesu in dieser letzten Periode alles zu einem ungebrochenen Lebensverhältnis mit Christus. Es gibt für sie keine andere Möglichkeit, um als seine Kinder existieren zu können. Die Märtyrergemeinde der 144 000 steht in einer so tiefen Liebe zu ihrem Herrn wie keine Generation vor ihr. Sie befleckt dieses Band, das die Brautgemeinde zu Christus als zu ihrem Bräutigam hat, nicht dadurch, daß sie an ihrem Herrn „Ehebruch" begeht und Mächten huldigt, die sich mit ihm nicht vertragen und ihm die Ehre streitig machen. Sie sind „Jungfrauen", die nur eine Liebe haben: Christus.

Offb. 14,4b: „Diese sind die, die dem Lamme nachfolgen, wohin es auch geht."


Die Liebe der Gemeinde Jesu zu ihrem Herrn ist keine gefühlvolle Stimmung, sondern eine Haltung, die den Charakter des Menschen und sein ganzes Leben bestimmt. Ihre Liebe zu Jesus drückt sich in der Bereitschaft aus, ihm in allen Stücken zu folgen. Sie sind grundsätzlich damit einverstanden, daß er sie führen kann, wie er will. Die nun am Ziel befindliche Märtyrergemeinde war bereit, die Liebe zu ihrem Herrn mit dem Tod zu besiegeln. Sie wußte, daß er sich als das Lamm Gottes für sie geopfert hatte. Seine Liebe und Hingabe wollten sie ihm mit derselben Bereitschaft zum völligen Gehorsam danken. Er sollte über sie absolutes Verfügungsrecht haben und ihren Lebensweg so gestalten dürfen, wie er es um seiner Sache willen für notwendig befand.

Offb. 14,4c: „Diese sind erkauft worden aus den Menschen als Erstlingsgabe für Gott und das Lamm.“


Die Märtyrergemeinde der letzten Zeit geht den schwersten Weg der Gemeinde Jesu. Keine Generation vor ihr mußte so tief hindurch. Sie muß in einer unerhörten Weise ihre Treue zu Jesus bekunden und mit dem Einsatz ihrer ganzen Existenz bezeugen, daß er ihr lieber ist als alles. Darum hat sie das Vorrecht, die Erstlingsgabe für Gott und das Lamm in der Vollendung zu sein. Sie ist die Schar, die die erste Auferstehung erlebt und mit ihrem Herrn im Tausendjährigen Reich die Regierung der Welt gestalten darf (vgl. Kap. 20,4-6).

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Es hat sich gelohnt, daß sie ihrem Herrn die Treue hielt. Nun sind sie die, die das Erdreich innehaben, obwohl sie den Weg der Sanftmut dem Lamme nach gingen und nie nach Macht trachteten. Sie teilen mit ihrem Herrn die großen Aufgaben der Gestaltung einer neuen Welt als die ersten, die er dafür brauchbar findet.

Offb. 14,5: „Und in ihrem Munde wurde keine Lüge erfunden. Makellos sind sie."


In der Gemeinde Jesu der Endzeit ist alles echt und wahr. Die Botschaft ist unverfälscht. Sie nennt den Menschen nicht Gott. Jesus ist und bleibt für sie die einzige Wahrheit. Sie bekennt sich zu ihm von ganzem Herzen. Ihr Verhältnis zu Christus ist ein ganzes und unbeflecktes. Sie will lieber sterben, als dem Menschen die Ehre geben, die nur ihrem Herrn gebührt.

Die letzte Warnung an die Menschheit
                                    Offenbarung 14,6.7

Offb. 14,6.7: „Und ich sah einen anderen Engel in der Mitte des Himmelsgewölbes fliegen, der hatte ein ewiges Evangelium, das er denen verkündigen sollte, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern. Der sprach mit gewaltiger Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde und das Meer und die Wasserquellen gemacht hat."


Der gigantische Welteinheitsstaat beansprucht für sich Ewigkeitscharakter und glaubt, für die Ewigkeit zu bauen. Seine Leistungen sind gewaltig, seine Macht ist überwältigend. Die gesamten Völker der Erde sind in ihm zusammengefaßt. Es ist auf Erden Friede geworden. Es gibt keine Macht mehr, die mit diesem Weltstaat Krieg führen könnte. Alle Völker atmen auf und sind dankbar, daß durch diese Weltregierung Friede auf Erden herrscht. Es scheint das Ziel der Menschheitsentwicklung gewonnen zu sein. Offenbar ist dieser Welteinheitsstaat das letzte Wort der Weltgeschichte. Was sollte nach ihm noch kommen! Er scheint wirklich das letzte Staatsgebilde der Menschheit zu sein, das nun für die Ewigkeit gebaut wird. Es ist allen Menschen tief eindrücklich, daß dieser Staat solchen Ewigkeitscharakter für sich in Anspruch nehmen darf.

Der letzte Ruf Gottes

Auch die Gemeinde Jesu ist von diesem gewaltigen Staatsgebilde und seinen Erfolgen beeindruckt. Es will ihr der Mut entfallen. Sollte sie sich doch getäuscht haben, als sie ihr ganzes Leben auf Jesus gründete? Es ist für die Gemeinde eine Stunde schwerster Anfechtung und Versuchung. Aus Liebe zu Jesus hat sie alles auf sich genommen. Die Glieder seiner Gemeinde haben den Verlust der Existenz ertragen und auf jede wirtschaftliche Sicherung verzichtet. Sie sind die Gemeinde in der Wüste, in der Verfolgung. So tapfer sie ihren Weg gehen, so mag doch manchmal die bange Frage kommen: Hat unser Herr uns vergessen? Unter dem Eindruck der machtvollen Entwicklung des Welteinheitsstaates geht die Gemeinde durch schwere Anfechtung: ob je noch die Rettung für sie kommt? Ob dieser Staat sie nicht doch endgültig auslöschen wird? Die Sprache der Propaganda dieses Staates ist sehr eindrucksvoll. Er scheint wirklich ewige Bedeutung zu haben.
Um seine Gemeinde zu stärken und ihr Mut zu machen, läßt Gott den Johannes in einer neuen Schau die wirkliche Lage sehen. Er schaut einen Gottesboten mitten im Himmelsgewölbe fliegen. Er hat einen Standort, von dem aus die ganze Welt erreicht werden kann. Damit wird eindrücklich gemacht, daß die Botschaft, die er ausrichtet, für die ganze Welt Bedeutung hat und für alle Völker der Erde lebensentscheidend ist. Es ist keine Winkelbotschaft und keine Winkelangelegenheit, sondern die Botschaft, an der das Leben eines jeden Menschen in der ganzen Welt hängt. Diese Tatsache bringt der Gemeinde neu zum Bewußtsein, was ihr anvertraut ist. Es ist das ewige Evangelium von Jesus Christus. Die Botschaft von Jesus wird nie ausgelöscht werden, weil er selbst ewig ist. Er wird noch da sein, wenn die Kultur des modernen Menschen längst versunken ist und das letzte Weltzeitalter des Menschen sein Ende gefunden hat. Die Zeit Jesu geht nie zu Ende. Er ist der ewige Herr. Nichts in der Welt ist ewig als Jesus allein. Alles andere ist zeitbedingt und versinkt. Darum gibt es nur eine Botschaft, die Ewigkeitscharakter hat und nie untergeht. Das ist die Botschaft von Jesus Christus. Sie ist Gottes ewiges Wort, das nie veraltet. Diese Tatsache soll der Gemeinde Jesu durch diese Schau des Johannes neu eindrücklich gemacht werden, damit sie angesichts ihrer Lage im

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

antichristlichen Zeitalter nicht den Mut verliert, sondern weiß, daß sie von einem ewigen Fundament getragen wird.
Zugleich soll der ganzen Welt gesagt werden, daß niemand für seine Botschaft Ewigkeitscharakter in Anspruch nehmen darf als allein der lebendige Gott. Zum letztenmal wird diese Tatsache der Welt verkündet. Es ist der letzte Versuch Gottes, zu retten und aus der dämonischen Verstrickung des letzten Weltzeitalters zu lösen. Nach diesem Ruf folgt kein weiterer Ruf Gottes mehr. Darum wird der Menschheit noch einmal gesagt, daß sie nur ein zeitbedingtes Wort hat, während Gottes Botschaft ewig ist. Diese Tatsache ruft zur Entscheidung. Es ist die letzte Entscheidungsmöglichkeit. Nach diesem Ruf Gottes gibt es keine Rettung mehr.
Das Evangelium von Jesus ist in allen Jahrhunderten durch Menschen ausgerichtet worden, die seine Zeugen wurden. Nie wurde es durch Engel verkündigt. Es war das hohe Vorrecht seiner Gemeinde, das Zeugnis von ihrem Herrn selbst weitersagen zu dürfen. Der letzte Ruf Gottes zur Entscheidung wird nicht mehr durch Menschen gesagt werden. In der Schau des Johannes richtet ein Engel die Botschaft aus. Übermenschliche Kräfte sind jetzt nötig, um die Botschaft Gottes der Welt zu Gehör zu bringen. Die Gemeinde Jesu auf Erden ist mundtot gemacht. Sie ist aus Liebe zu ihrem Herrn in den Tod gegangen. Sie sitzt in den Gefängnissen. Sie fristet ihr Leben in einem Wüstendasein. Sie hat keine Möglichkeit mehr, das Wort von Jesus Christus in der Öffentlichkeit auszusprechen.
Darum muß Gott übermenschliche Kräfte in Anspruch nehmen, um noch ein letztes Mal zu warnen und zu rufen. Die Gerichte, die in Offenbarung 16 geschildert werden, sind die eindrückliche Sprache Gottes, mit der er den Menschen des antichristlichen Zeitalters vor der Endkatastrophe und dem ewigen Gericht bewahren will. Der Ruf Gottes erfolgt mit gewaltiger Stimme. Ihm eignet die ganze Majestät der Ewigkeit. Die Gerichte sprechen eine erschütternde Sprache. Sie machen die Nichtigkeit des Menschen und seines Werkes kund und offenbaren die ewige Majestät Gottes.

Der Einsturz der Weltkultur des Menschen
                                Offenbarung 14,8

Offb. 14,8: „Und ein anderer, zweiter Engel folgte ihm und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Gewaltige, die mit dem Zorneswein ihrer Hurerei alle Völker getränkt hat."


Babylon ist nicht eine Stadt, sondern seit Urzeiten das Sinnbild für die von Gott gelöste, allein auf den Kräften des Menschen aufgebaute Weltkultur. Sie steht im antichristlichen Zeitalter imponierender da als je. Sie ist auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Nie hat es etwas Ähnliches gegeben. Endlich können die Milliarden, die früher für die wahnsinnigen Kriegsrüstungen ausgegeben wurden, für die kulturelle Entwicklung der Menschheit verwendet werden. Ungeheure Geldmittel stehen zur Verfügung, um die Arbeit in den chemischen und physikalischen Laboratorien zu fördern. Es wird von den tüchtigsten Gelehrten und Forschern intensiv gearbeitet, um jeden nur möglichen Fortschritt zu gewinnen. Die technische Organisation der ganzen Welt ist fabelhaft. Alle Menschen genießen diese Fortschritte der Technik und berauschen sich an ihr. Es gibt keinen Winkel der Welt mehr, der nicht von diesem kulturellen Fortschritt erfaßt wird und ihn mit Freuden genießt. Es gibt kein Gebiet der modernen Zivilisation, auf dem nicht enorme Fortschritte gemacht werden. Die Kultur des modernen Menschen hat eine bis dahin ungeahnte Höhenlage erreicht.
Demgegenüber nehmen sich die versprengten kleinen Häuflein der Jünger Jesu sehr kümmerlich aus. Offiziell ist das Christentum ausgelöscht. Die christlichen Organisationen und Kirchen sind nicht mehr vorhanden. Gottesdienste und christliche Versammlungen bestehen nicht mehr. Die Christenheit scheint vom Erdboden verschwunden zu sein. Dennoch lebt die Gemeinde Jesu in vielen unbekannten Gliedern verstreut über die ganze Erde. Nach den Größenmaßstäben dieses Zeitalters ist die Gemeinde Jesu ein Nichts, machtlos, bedeutungslos. Die Menschheitsgeschichte wird von anderen Kräften gestaltet. Die großen kulturellen Erfolge beruhen nicht auf dem Evangelium von Jesus, sondern auf der enormen geistigen Arbeit und Willensanstrengung des modernen Menschen. Die Lage der

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Gemeinde Jesu scheint verzweifelt zu sein. Es sieht so aus, als wenn ihr Leben zu Ende ginge.
In diese Lage hinein kommt die Botschaft Gottes: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die Gewaltige." So imponierend die Kultur des modernen Menschen ist, für Gott ist sie nur eine Eintagserscheinung. Er sieht schon ihr Ende. Für ihn ist sie überholt und erledigt. Er blickt über die kurze letzte Spanne ihrer Existenz hinaus und sieht ihren Einsturz. Für ihn ist diese letzte, so imponierende Etappe der Weltkultur des Menschen nur ein kleiner Augenblick. Er weiß, daß ihr kein Ewigkeitscharakter innewohnt, sondern daß die Kultur des modernen Menschen in der Wurzel krank ist und aus inneren Gründen zerbrechen muß. Das soll die Gemeinde auf Erden in ihrer furchtbaren Lage wissen, damit sie mit tapferen Schritten ihren Weg weitergeht. So lang und schwer dieser Weg zu sein scheint, so ist er in Wirklichkeit eine verschwindend kleine Spanne Zeit im Angesicht der Ewigkeit. Mit Nachdruck wird zweimal ausgesprochen: „Gefallen, gefallen ist Babylon." So klar sieht Gott den Einsturz der Kultur des Menschen vor Augen. Er sieht sie als erledigt an. Die Gemeinde Jesu soll in ihrer schweren Lage wissen, daß dieses imponierende technische Gebilde, das die ganze Welt umspannt, keinen Bestand hat.
Mit eigenartiger Formulierung wird ausgesprochen, daß diese gewaltige technische Kultur mit dem Zorneswein ihrer Hurerei alle Völker getränkt hat. Der Trank, den sie dem Menschen gereicht hat, ist wie starker Wein, der berauscht und die wirkliche Lage nicht mehr klar sehen läßt. In der Tat ist über den modernen Menschen ein Rausch gekommen. Er glaubt, der Herr der Schöpfung zu sein. Die Hohlheit seiner Kultur nimmt er nicht wahr. Er sieht nicht, daß der Mensch von Technik allein nicht zu leben vermag und daß eine nur auf dem Intellekt des Menschen aufgebaute Kultur den innersten Durst der Seele nicht löschen kann. Alle Völker der Erde sind mit diesem berauschenden Wein der modernen Kultur getränkt worden.
Es ist eine erschütternde Tatsache, daß diese Kultur von demselben Europa ausgegangen ist, von dem auch die Kunde von Jesus in die Welt hinausging. Wo die Botschaft von Jesus in der Völkerwelt aufgenommen wurde, entstand Leben. Wo die

Der dämonische Charakter der modernen Kultur

europäische Kultur zur Herrschaft kam, entstand der Tod. Wir Europäer haben eine tiefe Schuld gegenüber den anderen Völkern der Welt. Die technische Zivilisation Europas war für sie Gift. Wir haben die Völker Afrikas aus ihren uralten Ordnungen gelöst und sie in den Industriezentren zu Opfern der Technik gemacht. Unheimliche Probleme sind daraus erwachsen. Niemand weiß, wie sie gelöst werden sollen. Es wird eine Lösung nur durch Christus geben können, wenn der europäische Mensch seine Schuld eingesteht und seinen schwarzen Bruder um Verzeihung bittet. Nicht anders liegt die Schuld des Europäers gegenüber den asiatischen Völkern. Er hat sie in eine tragische Entwicklung gestürzt. Er nahm ihnen den Mutterboden ihrer heimatlichen Kultur und gab ihnen das Gift der europäischen Zivilisation. Ganz zu schweigen von der Schuld an der Urbevölkerung Amerikas. Hier ist ein ganzer Erdteil fast restlos seiner alten Bewohner durch den Europäer beraubt worden. Es gibt kein Volk der Erde, das nicht unter uns Europäern gelitten hat und durch die europäische Zivilisation vergiftet wurde.
Die europäische Kultur des modernen Zeitalters ist in der Tat ein Zorneswein. Sie hat Zorn und Haß unter den Völkern erregt und die Menschen gegeneinander gehetzt. Die Weltkriege des 20. Jahrhunderts mit ihrem dämonischen Charakter sind eine bittere Frucht der von Gott gelösten modernen Kultur. Das Verhältnis der Völker und Menschen ist aufs tiefste gestört. Es ist ein Kampf aller gegen alle. Der Friede ist von der Erde gewichen. Zugleich aber ist der Taumeltrank, den die moderne Kultur dem Menschen gereicht hat, ein Zorneswein, weil die Menschheit hierdurch von Gott gelöst und reif für sein Gericht wurde. Für die moderne Weltkultur ist Gott tot. Sie baut sich allein aus den Kräften des Menschen auf. Darum kommt der Zorn Gottes im letzten Gericht über sie. Die technische Zivilisation, die den Menschen vom ewigen Gott löste, baute nicht das Paradies, sondern beraubte den Menschen der echten Lebensgrundlage in Gott und machte ihn reif für den Zorn Gottes und das ewige Gericht.
Es ist ein Zorneswein der Hurerei. Hierbei ist nicht nur daran zu denken, daß die moderne Kultur mit Sexualität geladen ist, sondern auch an die Tatsache, daß sie die Menschheit bewogen hat,

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

die Ehe mit Gott zu brechen, in der sie allein echtes Leben gewinnen konnte. Die Welt des modernen Menschen war eindrucksvoller als der unsichtbare Gott. Der mächtige Aufbau der technischen Kultur löste von dem Wissen um die unsichtbare Welt Gottes und lieferte den Menschen an die Materie aus. Er verlor das Organ für die wirklichen Werte, die unsichtbar sind und doch das Leben ausmachen. Die moderne Entwicklung wurde zu einem unheimlichen Sog, der die gesamte Menschheit verschlang und von Gott löste. Aber Gott läßt sich nicht spotten. Er behält das letzte Wort, wenn er auch Jahrhunderte in großer Geduld warten kann. An dem Ehebruch Gott gegenüber stirbt die moderne Kultur. Sie hat in der Tat mit dem Zorneswein ihrer Hurerei den Weg der gesamten Menschheit verdorben und weiß kein Heilmittel, um die Welt einer Genesung entgegenzuführen.
Diese Botschaft Gottes von dem unaufhaltbaren Einsturz des modernen Weltzeitalters mit seiner gigantischen technischen Kultur soll den Blick seiner Gemeinde klären, daß sie sich von der fabelhaften Entwicklung im antichristlichen Zeitalter nicht imponieren läßt, sondern weiß, daß diese Kultur ein Scheingebilde ist und in Gottes Augen ihren Einsturz schon erlebt hat. Gott will dadurch seine Gemeinde stärken, daß sie ihren schwersten Weg getrost und tapfer geht und weiß, daß Gott das letzte Wort behält.

Das Gericht über die antichristliche Welt
                                Offenbarung 14,9-12

Offb. 14,9-11: „Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit gewaltiger Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen auf seine Stirn oder auf seine Hand nimmt, so wird auch er von dem Zorneswein Gottes trinken, der unvermischt in dem Kelch seines Zornes zubereitet ist, und er wird mit Feuer und Schwefel gepeinigt werden vor den heiligen Engeln und dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt empor die Ewigkeiten der Ewigkeiten, und es werden keine Ruhe hab die das Tier und sein Bild anbeten, und wer nur immer das Malzeichen seines Namens annimmt."


Mit gewaltiger Stimme wird diese dritte Botschaft an seine Gemeinde ausgerichtet. Man merkt, wie Gott um jeden bangt, der diese schwere Zeit miterleben muß, und wie ihm am Herzen liegt,

Das Endgericht

jedes Glied seiner Gemeinde unbeschädigt durchzubringen. Die Gefahr ist unendlich groß, daß man sich der antichristlichen Macht beugt, um sein Leben zu retten. Die Versuchung ist groß, äußerlich das Malzeichen dieses Staates anzunehmen, aber innerlich bei Jesus bleiben zu wollen. Die Versuchung ist groß, äußerlich die neue Staatsreligion mitzumachen und doch innerlich Jesus treu bleiben zu wollen. Sehr eindrücklich läßt Gott seiner Gemeinde sagen, daß dies unmöglich ist und daß jeder, der den Antichristen anbetet und sein Zeichen annimmt, damit aus der Gemeinde des Herrn Jesu ausscheidet und keine Hoffnung hat, dem letzten Gottesgericht zu entgehen.
Es ist die Frage aufgeworfen worden, was aus denen wird, die aus Schwachheit verleugnet haben. Diese Frage ist in allen Verfolgungen der Christenheit aufgetreten. Manche haben geglaubt, denen die Bruderhand fortan versagen zu müssen, die in der Verfolgung schwach wurden und verleugneten. Aber das entspricht nicht der Art Jesu, der am Kreuz selbst für seine Mörder betete und der den Petrus nach der Verleugnung ebenso wieder annahm wie die anderen Jünger, die ihn alle im Stich gelassen hatten. Nie wäre eine Gemeinde Jesu auf Erden geworden, gäbe es nicht Vergebung für die Verleugnung, denn die ersten Jünger haben ihren Herrn am Gründonnerstag alle verraten. Für den, der über seine Verleugnung Buße tut, ist die Gnade Jesu da. Über manchen, der in früheren Verfolgungen verleugnete, kam nach der Verleugnung ein schreckliches Aufwachen. Er schämte sich, Jesus verraten zu haben, und drängte förmlich zum Martyrium, obwohl Jesus das auch nicht will. Aber es stand dahinter die ehrliche Buße, die die Verleugnung wiedergutmachen wollte. Wer über seine Verleugnung sich beugte, ist dadurch oft erst recht ein Bekenner seines Herrn geworden.
Noch stehen wir nicht in der Zeit der umfassenden Verfolgung durch die ganze Welt. Wir leben nicht in einem Staat, der göttliche Verehrung verlangt und mit allen Kräften gegen die Gemeinde Jesu kämpft. Jeder kann seines Glaubens leben. Diese Zeit heißt es auszunutzen, um in Jesus fest zu werden.
Zu allen Zeiten gibt es je und dann eine Lage in Familie, Geschäft und Volksleben, in der ein echtes, freies Bekenntnis

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

zu Jesus notwendig ist und in der man in Gefahr steht ihn zu verleugnen. Diese Stunden sind die Vorschule für die große Erprobung, die das antichristliche Zeitalter bringt.
Die Warnung Gottes an seine Gemeinde macht deutlich, daß es im letzten Gericht keine Gnade mehr gibt. Wer in das letzte Gericht kommt, findet aus ihm keinen Ausweg. Die Zeit der vergebenden Gnade ist dann vorbei. Es ist von Zeit zu Zeit notwendig, sich klarzumachen, daß es wirklich ein letztes Gericht gibt und daß wir ihm unweigerlich entgegengehen. Wer zu Jesus gehört, kommt nicht ins Gericht. Jesus hat seinen Namen in das Buch des Lebens geschrieben und ihn dem Gericht entnommen. Wer den Wein der Kultur des Menschen trank und darauf sein Leben aufbaute und das Malzeichen des Antichristen annahm, der wird den bitteren Trank trinken müssen, den ihm das Gericht Gottes bereitet. Dieser Gerichtstrank wird unvermischt, ungemildert eingeschenkt. Das Gericht Gottes ist absolut, endgültig. Ob man die Tatsache des Gerichts ästhetisch schön findet oder nicht, entscheidet nicht über seine Wirklichkeit. Auch manche Christen haben gemeint, daß ein radikales Endgericht nicht im Sinne Gottes sein könne, der die Liebe ist. Das ist menschliche Logik, die im Wort Gottes keine Begründung findet. Wir dürfen die Grenze des Denkens nicht überschreiten, die das Wort Gottes uns setzt. Das letzte Gottesgericht über die Menschheit vollzieht sich unabhängig von unserer Beurteilung. Die Schrift spricht sehr eindeutig von dem Zorn des lebendigen Gottes. Hiervon dürfen wir nichts abziehen.
Feuer und Schwefel sind seit Sodom und Gomorra die Bilder eines unheimlichen Gerichts. Daß sich das letzte Gericht vor den heiligen Engeln und unter den Augen Jesu vollzieht, bedeutet niemals, daß Jesus und die Engelwelt an diesem Gericht Freude hätten. Es wird ihnen vielmehr der tiefste Schmerz sein. Nicht ohne Absicht wird Jesus an dieser Stelle das Lamm genannt. Er ist für die gesamte Menschheit gestorben und muß erleben, daß viele ihn ablehnen und in Ewigkeit verlorengehen, obwohl Jesus auch für sie den Weg der Rettung bereitet hatte. Der Ausdruck „vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm" bringt zum Ausdruck, daß die Verlorenen Jesus und die Welt Gottes unmittelbar vor Augen haben und mit Erschütterung sehen,

Das Endgericht

daß Jesus als das Lamm Gottes auch für sie gestorben ist und für jeden die Rettung hätte bedeuten können. Aber nun ist es zu spät. Sie haben in voller Freiheit ihre Entscheidung gegen Jesus getroffen. Wir können nicht sagen, was aus denen wird, die in das letzte Gericht Gottes hinein müssen. Nur eins ist von dem Inhalt dieses Endgerichtes bekannt, daß alle die, die dieses Gericht ereilt, bei Tag und Nacht keine Ruhe finden. Eine unheimliche innere Unruhe und Friedlosigkeit wird sie beherrschen.


Offb. 14,12: „Hier ist die Standhaftigkeit der Heiligen, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren."


Die Gemeinde Jesu kämpft nicht mit Waffengewalt und brutaler Macht. Sie geht den Weg dem Lamme nach, das sich kreuzigen ließ und auf diesem Wege siegte. Es ist der Weg der geduldigen Leidensbereitschaft, den die Gemeinde Jesu aus Liebe zu ihrem Herrn geht. Es ist ein sehr tapferer Weg, zu dem eine große Standhaftigkeit gehört. Daß Jesus seinen Kindern alle Gnade gibt, die sie brauchen, um diesen Weg zu gehen, ist der Sinn der ganzen Offenbarung des Johannes. Er wird sie stärken, daß sie die Gebote Gottes bewahren und keine Menschengebote an ihre Stelle setzen. Gott bleibt für sie die letzte Instanz, der sie folgen. Sie gehören Jesus.

Die neue Bewertung des Todes im antichristlichen Zeitalter
                                    Offenbarung 14,13

Offb. 14,13: „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: Schreibe! Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von jetzt ab. Ja, wahrhaftig, spricht der Geist, daß sie ruhen dürfen von ihren Mühsalen, denn ihre Werke folgen ihnen nach."


Die Urgemeinde war geneigt, die zu beklagen, die vor der Wiederkunft Jesu sterben müssen. Sie sollten sie vielmehr glücklich preisen, weil sie die kommende Notzeit nicht zu erleben brauchen. Vollends die, die in der letzten Verfolgung sterben dürfen, sollte man nicht betrauern, sondern seligpreisen, weil sie aus dem schwersten Weg der Gemeinde Jesu unmittelbar zu ihrem Herrn gehen. Für die Kinder Gottes

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

jener Zeit wird der Umschwung noch viel gewaltiger sein, wenn sie zu Jesus heimgehen, als für ein Kind Gottes in der Gegenwart. Nach dem schweren Erleben in der Verfolgungszeit, in der sie wie ein gehetztes Wild waren, kommen sie nun zu der wunderbaren Ruhe bei Jesus. Nun dürfen sie von all dem Schweren ruhen, das sie um Jesu willen durchlitten haben. Es waren wirkliche Mühsale, die sie durchstehen mußten, um Jesu treu zu bleiben. Sie werden über die herrliche Ernte staunen, die aus ihrem Lebenswerk für Gott erwächst. Nichts von dem, was sie für Jesus gelebt und gelitten haben, geht verloren. Alles folgt ihnen in die Ewigkeit nach.


                                                                            Die Ernte Jesu
                                                                        Offenbarung 14,14-16

Auf Erden triumphiert das antichristliche Zeitalter auf der ganzen Linie. Die Gemeinde Jesu ist fast ausgelöscht. Die Kultur des Menschen scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben.
Christen sind unmögliche Leute geworden. Wer existieren will, muß sich dem Antichristentum verschreiben. Ganz anders sieht dasselbe antichristliche Zeitalter von der Ewigkeit her aus.
Gott sieht seine Gemeinde schon am Ziel. Die imponierende Menschheitskultur ist in seinen Augen schon eingestürzt. Von der Ewigkeit her gesehen ist es letzte Weisheit, sich nicht dem Antichristen zu verschreiben, sondern Jesus bis ans Ende treu zu bleiben. Während auf Erden die Erinnerung an Jesus ausgelöscht zu sein scheint, steht er in Wahrheit unmittelbar vor der Tür als der Sieger der Weltgeschichte.

Offb. 14,14: „Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke sah ich einen thronen gleich einem Menschensohn; auf seinem Haupte hatte er eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel.“


In einem großartigen Gemälde sieht Johannes Jesus als den Sieger der Weltgeschichte, der seine Gemeinde als reife Ernte einbringt. Eine leuchtende Wolke ist in diesem Gemälde sein Thron. Damit wird ausgedrückt, daß Jesus der Herr der Herrlichkeit ist. Die Menschheit auf Erden würde erschrecken, wenn sie ahnte, wer auch im antichristlichen Weltzeitalter der

Die Majestät Jesu bei seiner Wiederkunft

eigentliche Herr der Welt ist. Für die Gemeinde Jesu bringt die Schau des Johannes die Gewißheit, daß Jesus auch in der Periode des Antichristen der Herr der Welt geblieben ist. Sie soll darüber hinaus wissen, daß er unmittelbar im Kommen begriffen ist. Er kommt nicht wieder in Knechtsgestalt, sondern als der majestätische Herr in der ganzen Herrlichkeit Gottes.
Der letzte Welteinheitsstaat und sein Herrscher waren unter dem Bild des Tieres dargestellt. Alles trug unheimlichen, tierischen Charakter. Die menschlichen Züge waren aus diesem Staatsgebilde verschwunden. Jesus ist ganz anders. Er sieht gleich einem Menschensohn aus. Alles an ihm trägt echt menschliche Züge. Er ist der einzige, der im Vollsinn ein Mensch auf dieser Erde war. Er ist es auch im Vollsinn des Wortes, wenn er wiederkommt. Er ist das Urbild des Menschen und verkörpert die Idee des Menschen, wie er von Gott in der ersten Schöpfung geschaffen wurde. Darum war es auf Erden eine Freude, ihm zu begegnen. Darum wird es am Ende der Weltgeschichte eine Freude sein, Jesus zu begegnen. Vor ihm brauchen wir uns nicht zu fürchten. Ihm fehlt jeder tierische Charakter. Der Mensch in seiner ganzen göttlichen Würde tritt in ihm uns entgegen. So menschlich wird er mit all denen umgehen, die sich ihm erschlossen haben. Die neue Welt, die er bringt, wird im Vollsinn eine menschenwürdige Welt sein, voll Harmonie, voll Frieden, voll innerer Schönheit. Jesus und seine Welt in ihrer Menschlichkeit sind der volle Kontrast zu dem letzten Weltreich mit seinem unheimlichen, tierischen Charakter. Seine Gemeinde darf sich auf ihn und sein Reich freuen.
Jesus ist der absolute Sieger. Das will in dem Bild, das Johannes gezeigt wird, die goldene Krone, der goldene Siegeskranz besagen. Jesus siegt auf der ganzen Linie. Auf der Erde sieht es so aus, als wäre er völlig unterlegen. Im Himmel weiß man, daß ihm der totale Sieg gehört. Dies ist ein Wort der Ermutigung für seine Gemeinde auf Erden, die ihren Sterbensweg geht. Sie soll wissen, daß all die Mächte, die ihr das Leben so schwer machen und die so imponierend zu sein scheinen, im Grunde nur zeitbedingte Erscheinungen sind. Sie soll wissen, daß ihr Herr das letzte Wort behält. Ihr Herr ist stärker als all die gewaltigen Zeiterscheinungen, die so bedrückend

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

auf seine Gemeinde wirken. Er ist und bleibt der Sieger der Weltgeschichte.
Das erste Mal kam Jesus auf Erden, um den Samen seines Wortes auszustreuen. Das zweite Mal kommt Jesus, um die Ernte einzubringen, die aus diesem Samen erwachsen ist. Jahrhunderte hindurch ist er der große, unsichtbare Sämann gewesen. In vielfältiger Weise ist seine Saat aufgegangen. Große Bewegungen in der Menschheitsgeschichte haben ihn zum Brennpunkt gehabt und zielten auf ihn hin. Es hat manchen Frühling des Geistes Gottes auf der Erde gegeben. Millionen von Menschen haben den Samen seines Wortes in sich aufgenommen. Aber immer wieder gab es schwere Hagelwetter, die über die Gemeinde herniedergingen und vieles zu vernichten schienen. Das größte Hagelwetter trifft die Gemeinde in der letzten Periode der Weltgeschichte. Es scheint jede Hoffnung zu schwinden, als könnte noch eine Ernte für Jesus bleiben.
Die Ernte scheint völlig vernichtet zu sein. So sieht es von der Erde her aus. Ganz anders ist die Schau vom Himmel her. Während auf Erden alles vernichtet zu sein scheint, weiß man im Himmel, daß die Ernte Jesu vor der Tür steht. Darum sieht Johannes in der Hand Jesu eine scharfe Sichel. Die Ernte Jesu besteht aus der gewaltigen Schar, die sich ihm im Laufe der Jahrhunderte erschloß. Auch die schwere Verfolgung der antichristlichen Zeit kann die Ernte Jesu nicht vernichten. Er bringt sein Werk zum vollen Abschluss. Es wird eine große Freude sein, wenn er seine Gemeinde als reife Ernte einbringt.

Offb. 14,15: „Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor und rief dem, der auf der Wolke thronte, mit gewaltiger Stimme zu: Sende deine Sichel und ernte, denn die Stunde zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden."


Auf Erden scheint die Gemeinde völlig erledigt zu sein. In Gottes Augen steht sie unmittelbar vor ihrer Vollendung und ist überreif zur Ernte. Darum gibt er Jesus den Befehl zum Abschluß seines Christuswerkes an seiner Gemeinde. Die schweren Zeiten der Verfolgung, die die Gemeinde auszulöschen schienen, haben sie in Wirklichkeit ausreifen lassen. Es wurde ihr alles genommen. Es blieb ihr nichts von ihrem irdischen Besitz. Die Jünger Jesu wurden bettelarm. Ihr einziger

Jesus - der Sieger der Weltgeschichte

Reichtum blieb Jesus. Alles, was sonst ihre Liebe von ihm abgezogen hatte, war fortgefallen. Ihre ganze Liebe konnte jetzt ungeteilt ihrem Herrn gehören. So ließ sie die Verfolgung zur Brautgemeinde ausreifen, deren einziger Besitz Jesus selbst ist.
Alle christlichen Kirchen, Bekenntnisse und Organisationen waren durch die Verfolgung ausgelöscht worden. Die verschiedenen Ausprägungen der Gemeinde Jesu hatten ihre Bedeutung verloren. Keiner fragte nach dem, was früher die verschiedenen Teile der Gemeinde Jesu voneinander getrennt hatte.
Es kam nur noch auf das Bekenntnis zu Jesus selbst an. Wo man einen traf, der zu ihm gehörte, wußte man, daß man in ihm den Bruder gefunden hatte. In dieser radikalen Verfolgung war klargeworden, daß im Evangelium nur der eine Name Jesus steht. Seine Gemeinde war sich ihrer Einheit unter ihm bewußt geworden. Sie war reif zur Ernte. Die antichristlichen Mächte mußten wider ihren Willen die Werkzeuge sein, durch die die Gemeinde in voller Einheit zueinander fand.

Offb. 14,16: „Und der auf der Wolke thronte, warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde geerntet."


Nun ist die Stunde der Ernte Jesu da. Mit königlicher Vollmacht wirft er die Sichel auf die Erde, und die Ernte ist eingebracht. Ein Befehl genügt, um seine Leute aus allen Völkern zu ihm zu rufen und bei ihm zu vereinigen. Ein großes Erschrecken wird durch die Völker gehen, wenn Jesus seine Leute aus ihrer Mitte herausnimmt. Die diese Tat an seiner Gemeinde auf Erden erleben, werden nicht durchs Sterben gehen müssen, sondern in der Stunde, da Jesus sie zu sich ruft, mit der Auferstehungsgestalt ihres Herrn überkleidet werden. Was 2. Korinther 5,1-5 als Sehnsucht der ersten Gemeinde ausgesprochen war, wird nun Wirklichkeit (vgl. Schnepel, 2. Korintherbrief). Daß die letzte Gemeinde Jesu auf Erden nicht durch das Sterben hindurchgehen muß, sondern unmittelbar zu Jesus hingerückt wird, ist der große Ausgleich für all die Leiden, die sie wie keine andere Generation der Christenheit in der letzten Verfolgung durchlitten hat (vgl. Auslegung Kap.20,4-6).

Die letzte Etappe der Weltgeschichte


                                                                            Das Endgericht über die Welt
                                                                                    Offenbarung 14,17-20
Auch die übrige Menschheit ist reif zur Ernte. Aber es ist keine frohmachende Ernte, die Leben bringt, sondern die bittere Ernte des Gerichts. Die Gemeinde Jesu und die übrige Welt werden gleichzeitig reif zur Ernte. Die letzte Entwicklung hat deutlich gemacht, daß der Aufbau der modernen Welt nur Fassade war, hinter der kein Leben stand. Die Schuld der Lösung von Gott und Christus ist eindeutig erwiesen. Damit ist die Welt zur Ernte des Gerichts reif geworden.

Offb. 14,17: „Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel, der im Himmel ist, und auch er hatte eine scharfe Sichel."


Die Ernte seiner Gemeinde bringt Jesus selbst ein. Die Ernte des Gerichts über die übrige Welt wird durch andere Werkzeuge Gottes vollzogen. Wohl entscheidet Jesu Urteil, wer dem Gericht entnommen ist, aber zur Vollstreckung des Gerichtes ist er selbst nicht nötig. Dazu ist er zu groß und zu erhaben.
Daß der Engel aus dem Tempel im Himmel kommt, den Johannes in seiner Schau sieht, will besagen, daß auch die Stunde des Gerichts allein von dem lebendigen Gott festgesetzt wird.
Auf seinen Befehl wird das Gericht an der übrigen Menschheit vollzogen. Er hat sie mit großer Geduld ertragen, und ihr weiten Raum gegeben, um zu ihm zurückzukehren. Die Lösung von Gott ist so eindeutig in der Menschheit ausgereift, daß die Zeit der Gnade abläuft und die Stunde des Gerichts da ist. Auf Erden glaubt sich der Mensch im vollen Sieg der technischen Kultur zu befinden. Er ahnt nicht, daß sein Gericht unmittelbar vor der Tür steht.

Offb. 14,18: „Und ein anderer Engel ging aus von dem Brandopferaltar, welcher Vollmacht über das Feuer hatte, und rief mit gewaltiger Stimme dem, der die scharfe Sichel hatte, zu und sprach: Sende deine Sichel, die scharfe, und schneide die Trauben des Weinstocks der Erde, denn seine Trauben sind reif geworden."


Der neue Engel, den Johannes sieht, kommt ebenfalls unmittelbar aus dem Heiligtum Gottes vom Brandopferaltar. Damit wird ausgesprochen, daß niemand anders als der lebendige Gott selbst den Befehl zum Abschluß der Menschheitsgeschichte

Die Unerbittlichkeit des Gerichts

und zum letzten Gericht über die moderne Kulturwelt gibt. Gott hat lange warten können. Nun ist seine Geduld zu Ende. In übergroßer Gerechtigkeit hat er der Menschheit so viel Spielraum gegeben, bis das Gericht unvermeidbar geworden ist.
Der Bote Gottes hat Vollmacht über das Feuer. Es ist kein natürliches Feuer zum Vollzug des Gerichts notwendig. Ein Wort Gottes genügt, um das Gericht über die Menschheit Wirklichkeit werden zu lassen. Feuer ist von jeher das Bild des Gerichts. Es ist Gottes Gericht. Darum ist es endgültig und absolut. Aus diesem Gericht gibt es keine Rettung mehr. Es wird betont, wie scharf die Sichel dieses Gerichts ist und wie reif die Erde zum Gericht wurde.

Offb. 14,19: „Und der Engel warf seine Sichel auf die Erde und schnitt den Weinstock der Erde und warf die Trauben in die große Kelter des Zornes Gottes.“


Die Menschheit wird mit einem Weinstock verglichen, der reif geworden ist. Niemand kann sich entschuldigen. Gott hat viel Zeit gelassen. Nun wird abgeschnitten, was abgeschnitten werden muß. Die Menschen, die jetzt abgeschnitten werden, sind überreif zum Gericht. Keinem geschieht ein Unrecht. An jeden ist der Ruf Gottes so oft und so deutlich ergangen, daß er hätte zu Jesus kommen können. Nun ist es zu spät. Das Gericht wird unter dem Bild einer gewaltigen Kelter dargestellt. Wer gesehen hat, wie Weintrauben in der Kelter zerquetscht werden, kann die Unheimlichkeit des Bildes ermessen. Wer in diese Kelter hineingetan wird, ist unrettbar verloren. Es gibt einen heiligen Zorn und ein heiliges Gericht über die Menschheit.
Wir wissen nicht, was mit den Menschen geschieht, die der Kelter des Zornes Gottes überantwortet werden. Es wird immer nur die Tatsache dieses letzten Gerichtes ausgesprochen, aber nirgends ausgeführt, was das Schicksal der Menschen sein wird, über die dieses letzte Gericht ergeht. Wir dürfen über den Inhalt des letzten Gerichtes nicht mehr sagen, als Gott uns erschlossen hat. Alles, was wir darüber hinaus sagen, ist Grenzüberschreitung und Ehrfurchtslosigkeit vor Gott. Wir dürfen nicht unsere Phantasie walten lassen. Erst recht dürfen wir nicht sagen, daß irgendjemand aus diesem letzten Gericht noch gerettet werden kann. Es ist nirgends ausgesprochen, was nach

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

diesem Gericht kommt. Es besteht nirgends eine Andeutung, daß dieses Gericht nur ein Durchgangsstadium ist. Nach der Heiligen Schrift ist dieses unheimliche Gericht das letzte Wort Gottes an die Menschheit, die seinen Ruf ablehnte und zu Christus nein sagte.

Offb. 14,20: „Und die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und es floß Blut aus der Kelter bis an die Zügel der Pferde, tausendsechshundert Stadien weit.“


Das gewaltige Ausmaß des Gerichts wird dadurch angedeutet, daß das Blut, das aus der Kelter herausströmt, eine unheimlich große Länderstrecke bedeckt und bis an die Zügel der Pferde geht. Es steht als Gleichnis vor Augen, daß eine feindliche Armee eine Stadt erobert und ihre Einwohnerschaft tötet. Dabei fließen Ströme von Blut. Niemals könnte solch ein Blutbad entstehen, wie es hier geschildert wird. Die Länderstrecke, über die der Blutstrom sich ergießt, geht über jedes normale Maß hinaus und würde vom Nordende Palästinas bis zur Grenze Ägyptens gereicht habe. Mit diesem Bild, das jedes normale Maß überschreitet, wird eindrücklich gemacht, daß das letzte Gottesgericht über die Menschheit mit normalen Maßstäben nicht mehr zu fassen ist. Das Blutbad in der eroberten Stadt ist so umfassend, daß das Blut bis an die Zügel der Pferde der erobernden Armee geht. Ein Bild, das alles weit hinter sich läßt, was in der Wirklichkeit vorkommen kann. Die ganze Unheimlichkeit des Gottesgerichtes über die Menschheit, die sich von ihm löste, kommt hierdurch zum Ausdruck. Das Gericht ist von unvorstellbarer Größe und Gewalt. Alles geht in ihm unter, was nicht durch Jesus gerettet wurde und in der Lebensgemeinschaft mit ihm stand. Das ist das letzte Wort, das über den modernen Menschen gesagt wird, dessen Wesenslinie die Revolution gegen Gott war. Über das Schicksal der Menschen, die in dieses Gericht hineingehen müssen, fällt kein Wort. Ihr Schicksal bleibt Gottes Geheimnis (vgl. Kap. 20, 15).
Die Gemeinde Jesu aber ist dem Gericht entnommen. Wer zu Christus gehört, kommt nicht ins Gericht. Das wird in dem Bild dadurch deutlich gemacht, daß die Kelter außerhalb der Stadt getreten wird. Die Stadt ist Jerusalem, die Stadt Gottes, die Gemeinde Jesu Christi. Wer sich zu Jesus Christus rufen ließ und in seine Schar eingegliedert wurde, ist für Zeit und

Die sieben Schalen des Zornes Gottes

Ewigkeit ein geborgener Mensch. Er ist vom Tode zum Leben für immer hindurchgedrungen.

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