Kapitel 11: Verse 1; 2; 3; 4; 5.6; 7; 8; 9; 10; 11.12; 13; 14; 15; 16.17; 18; 19a; 19b                                               Off. 11 - Auslegung als PDF            Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


G. Die Treue Jesu gegenüber seiner Gemeinde
Offenbarung 11, 1-14

Offb. 11,1: „Und es wurde mir ein Rohr gegeben, gleich einem Meßstab, mit den Worten: ‚Mach dich auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten."


Die Gemeinde Jesu

Der Tempel Gottes und der Altar und die, die darin anbeten, werden gemessen. Das ist die Gemeinde Gottes, die durch Jesus Wirklichkeit geworden ist und die nun den lebendigen Tempel Gottes bildet. Ehe der letzte Sturm des Antichristus losbricht, wird sie auf das allergenaueste abgemessen.
Gott will klar wissen, wer zu ihr gehört. Denn er will sie alle durchbringen. Jedes einzelne seiner Kinder ist ihm genau bekannt. Keins geht ihm verloren. Die Christusgemeinde wird von ihm durch die letzte große Trübsal bis auf den letzten Mann durchgebracht. Welch ein Trost ist es, daß dies das Schicksal der Gemeinde Jesu in der Zeit des Antichristentums ist.

Offb. 11,2: „Aber den Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, lass weg, und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden preisgegeben, und sie werden die heilige Stadt 42 Monate lang zertreten.“


Die Gemeinde selbst kommt durch. Sie soll nicht darüber erschrecken, daß der Vorhof und die heilige Stadt zertreten werden. Das Bild ist von der Erinnerung an Jerusalem her genommen. Der Vorhof und die heilige Stadt sind die christlichen Einrichtungen, Ordnungen, Kirchen und Missionsgesellschaften. Sie haben in den bisherigen Abschnitten der Weltgeschichte als Vorhof und Baugerüste für den eigentlichen Bau der Christusgemeinde gedient. In dem Zeitpunkt, von dem Kapitel 11 spricht, sind sie nicht mehr nötig, denn der Bau Gottes ist fertig. Die Zeit der Gnade ist vorüber. Es soll nur noch in einer kurzen, letzten Zeitspanne dem Menschen, der sich Gott entzogen hat, und den dämonischen Mächten jede Entschuldigung Gott gegenüber genommen werden. Diese letzte Zeit soll sichtbar machen, daß all ihre Selbständigkeit Einbildung war, daß sie ohne Gott nichts vermochten, sondern die Welt nur in einen Trümmerhaufen verwandelten.
Da in diesem letzten, kurzen Zeitraum des Antichristen nur noch diese eine Aufgabe besteht und es nicht mehr um die Rettung von Menschen geht, sind all die mannigfachen christlichen Gebilde, die Kirchen und Missionsgesellschaften als Baugerüste für die Gemeinde Jesu nicht mehr nötig. Sie werden nicht gemessen, das heißt, sie werden in dem antichristlichen Sturm völlig verwüstet.
Wer nicht zu dem Tempel Gottes selbst, nämlich zur Gemeinde Jesu, gehört, sondern nur in ihrer Umgebung, in der

Weltgeschichte im Grundriß

heiligen Stadt, lebt, gehört zu der Schar, die in den Stürmen der letzten Zeitspanne von den widergöttlichen Mächten zur Strecke gebracht wird.
Niemals hat es genügt, in dem Vorhof und in der Umgebung der Gemeinde Jesu zu leben. Es war immer notwendig, selbst ein Eigentum Jesu zu werden. Es hat nie genügt, Glied einer Kirche oder eines christlichen Kreises zu sein. Es war immer nötig, Glied an Christus selber zu werden. Wer nicht zu Christus und seiner Gemeinde selbst gehört, kommt nicht durch. Er gehört zu der Schar, die zertreten wird. Wie sollte er auch dem Ansturm der satanischen Geistesmächte innerlich gewachsen sein! Wer sich aber Jesus zu eigen gab, wird durch die Macht seines Herrn vor den schweren dämonischen Versuchungen der letzten Weltperiode bewahrt. Keine noch so bedrückende Geistesmacht wird ihn aus der Verbindung mit Jesus lösen.
Sein Blick bleibt klar und ungetrübt. Er durchschaut allen Schein und weiß, daß nur Jesus das Leben ist. Die Kraft seines Herrn stärkt ihn auch gegenüber den wirtschaftlichen Versuchungen.
Er wird den Verlust der wirtschaftlichen Stellung und des körperlichen Lebens ertragen können, weil sein Herr ihn stärkt.
Der Tempel Gottes ist gemessen.
Die Zahl „42 Monate" (in Vers 3: „1260 Tage") = 3 ½ Jahre (Kapitel 13,5) kehrt so eindeutig immer wieder, daß man den Eindruck nicht los wird, es handle sich hier nicht um eine bildlich gemeinte Zahl, sondern um die wirkliche Zeit, in der der Antichrist seine Gewaltherrschaft ausüben darf. Das wäre sehr tröstlich für die verfolgte Gemeinde Jesu. Auf jeden Fall ist die Zeit der antichristlichen Weltregierung klar abgegrenzt - ein kurzer, knapper Zeitraum.

Offb. 11,3: „Und ich werde meinen zwei Zeugen geben, daß sie 1260 Tage lang ihre prophetische Botschaft ausrichten werden, angetan mit Säcken."


Wie freundlich vom Herrn, daß er in diesen kurzen, aber so schweren Zeitraum des Antichristus zwei gewaltige Zeugen hineinstellt, so daß die Botschaft von Christus während dieser ganzen Zeit nicht aufhört. In allen Erdteilen wird die Gemeinde Jesu während dieser Zeit verfolgt und gejagt. Wer weiß, ob sie dann noch zusammenkommen und sich gegenseitig stärken kann! Alle ihre äußeren Einrichtungen (Kirchen und Mis-

Die letzten Zeugen Jesu

sionen) werden ja zertreten. Welch eine Ermutigung ist es dann für die, die Jesus liebhaben, daß in dieser Zeit an einer Stelle der Welt die Botschaft von Jesus durch geistesmächtige Männer so gewaltig ausgerichtet wird, ohne daß irgend jemand sie antasten darf. Daß es Bußpredigt ist, deuten die Säcke an, mit denen die beiden Zeugen bekleidet sind.

Offb. 11,4: „Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.“


Sie sind wie zwei Ölbäume. Öl war immer das Bild des Heiligen Geistes. Er ist ihnen in Vollmacht gegeben. Sie wirken mit ihrer Botschaft von Christus wie zwei hell brennende Fackeln. Sie beugen sich vor keinem Menschen. Sie stehen nur vor ihrem Herrn, dem Herrn der Welt, und empfangen von ihm ihre Befehle.

Offb. 11,5.6: „Und wenn irgend jemand ihnen Schaden zufügen will, so geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und wenn irgend jemand ihnen Schaden zufügen will, so muß er getötet werden. Diese haben die Vollmacht den Himmel zu verschliessen, dass kein Regen in den Tagen ihres prophetischen Dienstes falle, und sie haben Vollmacht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde mit Plagen jeder Art zu schlagen, so oft sie nur wollen."


Gott gibt seinen beiden Knechten außerordentliche Kräfte, durch die sie ihr Wort bekräftigen und sich selbst schützen können.

Offb. 11,7: „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben werden, so wird das Tier, das aus dem Abgrund steigt, mit ihnen Krieg führen und sie überwinden und töten."


Erst wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben, dürfen sie von dem Antichristen getötet werden. Gott bringt sie durch.

Offb. 11,8: „Und ihre Leichname werden auf der Straße der grossen Stadt liegen, die, geistlich geredet, Sodom und Ägypten genannt wird, wo auch ihr Herr gekreuzigt worden ist."


Sie wirken und sterben in derselben Stadt Jerusalem, da auch ihr Herr gekreuzigt wurde.

Offb. 11,9: „Und von den Völkern, Stämmen, Sprachen, Nationen werden sie ihre Leichname dreieinhalb Tage sehen und nicht zulassen, daß ihre Leichname in ein Grab gelegt werden.“


Ein Jubel geht durch die ganze Welt, daß diese beiden letzten Boten des Christus zur Strecke gebracht sind. Ein früherer Ausleger schrieb, daß diese Kunde natürlich nicht in dreieinhalb Tagen durch die ganze Welt gehen könne. Wie führen die

Weltgeschichte im Grundriß

technischen Erfindungen die Verwirklichung von Vers 9 und 10 herbei und machen es allen Völkern möglich, an der Ermordung dieser beiden Boten Jesu unmittelbaren Anteil zu nehmen!

Offb. 11,10: „Und die Bewohner der Erde freuen sich über sie und jubeln und werden einander Geschenke schicken, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde gequält haben.“


Radio und Fernsehsendung haben die ganze Erde davon verständigt, daß nun die letzten Zeugen Jesu zum Schweigen gebracht sind. Der Jubel ist unendlich. Die ganze Welt feiert das Siegesfest. Wie ist man froh, die letzten, gewaltigen Zeugen los zu sein, die eine ständige Erinnerung an Jesus darstellen.

Offb. 11,11.12: „Und nach dreieinhalb Tagen kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie standen auf ihre Füße, und eine große Furcht fiel über welche sie sahen. Und sie hörten eine gewaltige Stimme aus dem Himmel ihnen zurufen: ‚Steigt hier hinauf!‘ Und sie stiegen auf in den Himmel in der Wolke, und es sahen sie ihre Feinde.“ 


Um so erschütternder ist die Tatsache, daß Gott diese beiden Männer ebenso zu neuem Leben erweckt wie ihren Herrn selbst und sie in derselben Weise in seine Welt hinübernimmt wie Jesus.

Offb. 11,13: „Und zur selben Stunde geschah ein gewaltiges Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt stürzte ein und siebentausend Menschen wurden durch das Erdbeben getötet, und die Überlebenden wurden voll Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre."


Die Auferstehung der beiden Zeugen ist von einer Naturkatastrophe begleitet, bei der der zehnte Teil der Stadt Jerusalem in Trümmer geht. Erschüttert von all dem Erdbeben gibt man einen Augenblick dem „Gott des Himmels" die Ehre. Sie bekehren sich also nicht zu Christus, um dadurch Untertanen des lebendigen Gottes zu werden. Der Ausdruck „Gott des Himmels", der auch in den heidnischen Religionen vorkommt, will andeuten, daß über sie ein unheimliches Ahnen von der Macht des unsichtbaren Gottes kommt. Es sind ja nur noch Tage, durch die sie von dem Zeitpunkt getrennt sind, da sie die Majestät Gottes in Urgewalt in ihrem eigenen Gericht erleben werden.

Offb. 11,14: „Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt schnell."


Das erste Wehe enthielt die Entfaltung der dämonischen Gedankenbildung in der Welt: Kapitel9,1-11.
Das zweite Wehe brachte den Angriff der dämonischen Geistespersönlichkeiten auf die Menschen: Kapitel 9,13-19.
Das dritte Wehe bringt den hemmungslosen Angriff des Antichristus gegen die Gemeinde Jesu: Kapitel 12-18.


                                                                                4. Kapitel

                                                        Die letzte Etappe der Weltgeschichte

                                                                       Offenbarung 11,15 - 20,15

A. Die grundsätzliche Entscheidung Gottes über den Abschluss der Weltgeschichte
Offenbarung 11,15 - 12,12

1. Der Sieg Gottes und seines Christus
Offenbarung 11,15-19

Offb. 11,15: „Und der siebente Engel stieß in die Posaune: Und es wurden gewaltige Stimmen im Himmel laut, die riefen: ,Die Königsherrschaft über die Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen in die Ewigkeiten der Ewigkeiten.‘"


Für die Schau der himmlischen Welt ist Gott mit seinem Plan schon am Ziel. Der Sieg Gottes und seines Christus bringt die Weltgeschichte zum Abschluß. Die Herrschaft Gottes wird durch nichts mehr gestört werden. Alle andern Mächte sind ausgeschaltet. Jesus hat seine Gemeinde vollendet. Der Urplan Gottes, den er mit seiner Schöpfung hatte und den der Mensch so schmerzlich durchkreuzte, wird nun durch Christus verwirklicht. Nichts darf die Harmonie der neuen Welt, die Jesus gestaltet, mehr stören. Er ist ihr unumstrittener Herr für ewig.

Offb. 11,16.17: „Und die 24 Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: ‚Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, daß du deine große Macht an dich genommen und die Herrschaft angetreten hast.‘"


In der vollendeten Gottesgemeinde gibt es jetzt nur noch eine Haltung: Dank und Anbetung. Die schon am Ziel sind, wissen, daß in Wirklichkeit Gott schon den Schlußpunkt der Weltgeschichte gesetzt und die unbeschränkte Herrschaft übernommen hat. Für die vollendete Gemeinde ist die schwere Zeitspanne des Antichristentums nur ein bedeutungsloses Schein-Zwischenspiel; auf den Gang der Weltgeschichte und die endgültige Regierungsübernahme durch Christus hat es keinen Einfluß. Es soll den von Gott gelösten Menschen und die dä-

Unmittelbar am Ziel

monischen Mächte entlarven und überführen, daß ihr Aufruhr gegen Gott unentschuldbar ist, da sie nichts Besseres an die Stelle zu setzen vermögen, sondern ohne die Lebenskräfte aus Gott die Menschheit nur in eine völlige Katastrophe führen können.

Offb. 11,18: „Und die Völker sind zornig geworden, und es ist dein Zorn gekommen, und die Zeit, die Toten zu richten und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, den Heiligen und denen die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und die zu verderben, die die Erde verdorben haben."


Während man in der vollendeten Gemeinde schon weiß, daß Gott unmittelbar am Ziel ist, glaubt die von Gott gelöste Menschheit auf Erden, noch zum letzten, großen Schlag gegen die Gemeinde Jesu ausholen zu können: „Die Heiden sind zornig geworden." Sie ahnen nicht, daß die Stunde da ist, da Gott zum letzten Gericht gegen alle die ausholt, die ihm seine Schöpfung verdorben und aus seinem Paradies eine Hölle gemacht haben. Für die Christusgemeinde aber ist die Stunde des Lohnes da, da ihr Herr sie krönt.

Offb. 11,19a: „Und der Tempel Gottes, der im Himmel ist, wurde geöffnet, und sichtbar wurde die Lade seines Bundes in seinem Tempel.“


Ein letzter Blick zeigt den ewigen Tempel, nämlich die ewige Gemeinde und den ewigen Bund der Gnade mit ihr: Gott und seine Gemeinde sind am Ziel, Christus hat sein Werk vollendet.

Offb. 11,19b: „Und es geschahen Blitze, Stimmen, Donner, ein Erdbeben und gewaltige Hagel."


Nachdem durch diese Zwischengeschichte die Gemeinde Jesu gestärkt worden ist, setzen die letzten Erschütterungen ein, die dem Kommen des Christus vorhergehen und die in den Kapiteln 12-18 ausführlich geschildert werden. So schwer sie für die Gemeinde des Christus sind, an dem wirklichen Ausgang der Geistesschlacht zwischen Gott und Mensch vermögen sie nichts zu ändern: der Sieg Gottes und seines Christus steht fest, und Christus wird seine Gemeinde durch alles hindurch ans Ziel bringen. Er behält das letzte Wort.

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