Kapitel 15: Verse 1; 2; 3.4; 5.6; 7.8           Off. 15 - Auslegung als PDF                                                 Parallelstellen u. Exegese einzelner Wörter


C. Das letzte Wort Gottes an die moderne Welt
Offenbarung 15 und 16


Die Verkündigung des Evangeliums auf Erden durch Menschenmund ist zu Ende. Die Gemeinde Jesu ist mundtot gemacht. Aber Gott selbst spricht noch einmal zu den Menschern des antichristlihen Zeitalters durch eine Kette von erschütternden Ereignissen. Diese werden unter dem Bild von sieben goldenen Schalen dargestellt, die den Zorn Gottes in sich bergen und von sieben Engeln auf die Erde ausgeschüttet werden. Damit begibt sich das, was in Kapitel 14,6.7 angekündigt war.
Es ist Gottes Güte und Ernst zugleich, der noch einmal in schwerwiegender Weise zum Menschen des Zeitalters spricht, das ihn so grundsätzlich ausgeschaltet hat.


Offb. 15,1: „Und ich sah ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar: Sieben Engel, die die sieben letzten Plagen hatten, denn mit ihnen ist der Zorn Gottes vollendet."


Die Botschaft der sieben Posaunen entfaltete den Inhalt des siebenten Siegels. Was in der siebenten Posaune kurz angedeutet wurde, wird nun durch die Botschaft der sieben Zornesschalen ausführlich dargestellt. Die Enthüllungen Gottes schreiten von Klarheit zu Klarheit weiter. Je schwerer der Weg der Gemeinde Jesu auf Erden wird, desto mehr Klarheit wird ihr von Gott gegeben, damit seine Kinder als wissende und geborgene Leute diesen schwersten Abschnitt der Menschheitsgeschichte bestehen können.
Daß die sieben Schalen des Zornes Gottes von den sieben Engeln über die Erde ausgegossen werden, macht deutlich, daß es sich hier nicht um Schicksalsschläge oder blind wütende Gewalten handelt, sondern daß niemand anders als der lebendige Gott selbst dieses Gericht an der modernen Kulturwelt vollzieht. Der Zorn Gottes ist das Furchtbarste, was es gibt.
Alle Katastrophen des Atomzeitalters sind dagegen eine geringe Sache. Weil uns im Herrn Jesus die Güte Gottes so überwälti-

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

gend entgegentritt, ist uns das Bewußtsein um den Zorn Gottes weithin abhanden gekommen. Wir müssen es neu lernen, daß es nicht nur eine Vollendung der Gemeinde Jesu in Herrlichkeit gibt, sondern eine Vollendung des Zornes Gottes, von dessen Furchtbarkeit wir uns schwerlich die rechte Vorstellung machen. Gegenüber dem Offenbarwerden der Fülle des Zornes Gottes kann seine Gemeinde nur im Staub anbeten. Darum ist es kaum zu fassen, daß Gott Wert darauf legt, die Zustimmung der Gemeinde zu dieser Offenbarung seines Zornes zu haben.
Es ist Gott schwer, daß seine Kinder die Katastrophen der Erde miterleben müssen. Aber er kann es ihnen nicht ersparen. Er braucht sie mitten darin als seine Zeugen. In dieser letzten Gerichtsepoche werden sie mit keinem tröstlichen Wort zu denen mehr sprechen können, die im Gericht Gottes verzweifeln. Aber das, was von Christus in seiner Gemeinde lebt, wird mit starker Leuchtkraft zu den Menschen der Endzeit reden. Die Gemeinde selbst aber reift durch all das Schwere zu ihrer Vollendung heran.

Das „Ja" der Märtyrergemeinde zu den Wegen ihres Gottes

Offb. 15,2: „Und ich sah etwas wie ein kristallenes Meer, mit Feuer vermischt, und die Überwinder über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens am kristallenen Meer stehen, und sie hatten Harfen Gottes.“


Die Überwinder stehen in dem Gemälde, das Gott den Johannes schauen läßt, an einer Art kristallenem Meer. Ohne Bild will dies besagen, daß die Überwinder einen kristallklaren Durchblick durch das Völkermeer und seine Geschichte haben. So verworren die Weltgeschichte für jeden anderen ist, so klar liegt der Sinn vor denen ausgebreitet, die diese schwerste Strecke der Menschheitsgeschichte als Glieder der Gemeinde Jesu auf Erden durchleben. Ihnen ist von Gott enthüllt worden, warum dies alles so sein muß. Das ist ihr Vorrecht gegenüber früheren Generationen.
Feuer ist das Bild des Gerichts. Furchtbares wird sich begeben. Die ganze Fülle des Zornes Gottes entlädt sich über den modernen Kulturmenschen, der ihn für tot erklärt hat, um sich ihm entziehen zu können. Trotz diesen furchtbaren Ereignissen

Das Siegeslied der Märtyrer

bleibt die Völkergeschichte für die Gemeinde Jesu kristallklar, während sie für die übrige Menschheit verwirrend, unheimlich, erdrückend wirkt. Es wird in jener Zeit ein großes Vorrecht sein, zur Gemeinde Jesu gehören zu dürfen und diesen Durchblick zu haben, während die übrige Welt von einem Grauen befallen wird und in voller Verzweiflung ihre Katastrophe vor sich sieht. Die Gemeinde Jesu behält trotz allem das volle „Ja" zu dem Weg ihres Gottes. Sie hat sogar Harfen in ihren Händen; sie kann noch singen im schwersten Leid. Es sind freilich die Harfen Gottes. Natürlicherweise kann kein Mensch in solcher Lage singen. Das ist ein Lied, wie es nur der Geist Gottes darreichen kann.
Im Urtext steht nicht „die überwunden haben", sondern „die, die gegenwärtig überwinden". Das will doch wohl besagen, daß nicht erst die Märtyrergemeinde, die sich in der Ewigkeit befindet, das „Ja" zu den Plänen Gottes ausspricht, sondern daß die Märtyrergemeinde auf Erden, die im schwersten Erleben steht, ein volles „Ja" zu diesen Gerichtszeiten Gottes hat, die sie noch auf Erden miterlebt. Während die Gerichte über die Menschheit ergehen, ist die Märtyrergemeinde, so arm sie äußerlich ist, innerlich reich und in ihrem Herrn geborgen. Sie kann noch singen und ihr „Ja" zu den Plänen Gottes aussprechen. Mitten im schwersten Leid sind sie die Sieger.

Offb. 15,3.4: „Und sie singen das Lied des Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprechen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker! Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, und deinen Namen preisen! Denn du allein bist heilig, denn alle Völker werden kommen und vor dir anbeten; denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden."


Nun ist aufs neue Wahrheit geworden, was einst Mose und die Kinder Israel nach dem Durchzug durch das Rote Meer gesungen haben. Eigentlich mußten sie zugrunde gehen. Der Übermacht des Pharao waren sie nicht gewachsen. Dasselbe erlebt die Gemeinde Jesu in der Endzeit. Das alte Siegeslied aus 2. Mose 15 drückt auch ihre Erfahrung aus und wird zugleich das Lied des Lammes. Wäre Jesus nicht das Lamm Gottes, das auf Golgatha gesiegt hat, wäre seine Gemeinde von der Übermacht der dämonischen Gewalten der Endzeit überwältigt worden. Aber das Lamm Gottes ist stärker als alles.

Die letzte Etappe der Weltgeschichte

Darum kann es seine Gemeinde unbeschädigt durchbringen und ihr in der schwersten Notzeit noch ein Siegeslied ins Herz geben.
Die bedrängte, verfolgte, sterbende Gemeinde weiß nicht nur um ihre eigene Rettung, sondern schaut über die ganze Völkerwelt und erwartet einen umfassenden Sieg ihres Herrn. So universal das Gericht Gottes ist, so universal ist auch der Sieg Jesu. Es wird kein kümmerliches Häuflein sein, das die neue Welt Gottes aufbaut, sondern eine unzählbare Schar aus allen Völkern. Sie alle werden bestätigen, daß Gott den rechten Weg mit der Menschheit und seiner Gemeinde gegangen ist.

Der untadelige Charakter der letzten Gerichte Gottes

Offb. 15,5.6: „Und darnach sah ich, und siehe, Tempel des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet, und die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, kamen aus dem Tempel heraus, angetan mit reiner, glänzender Leinwand, und über die Brust gegürtet mit goldenen Gürteln."


Nachdem die Märtyrergemeinde zugestimmt hat, öffnet sich das Allerheiligste im Himmel. Gott beginnt seine Gerichte durchzuführen. Die Boten Gottes sind mit weißer, leuchtender Leinwand bekleidet. Obwohl sie Gerichtsboten sind, ist kein unreiner Beweggrund in ihrem Handeln. Die Pläne Gottes sind auch dann ohne jeden Flecken, wenn sie Gericht bedeuten. An ihnen ist alles lauter und rein. Nichts ist geboren aus leidenschaftlicher Aufwallung. Gott schreitet erst zum Gericht, wenn jeder andere Weg abgeschnitten ist. Darum tragen in unserem Bild die Gerichtsboten goldene Gürtel. Der Gürtel macht das freie Ausschreiten im Dienst möglich. Das Gold deutet darauf hin, daß die Pläne Gottes innerlich geläutert sind. Sie sind so lauter wie reines Gold. Darum sind auch die Schalen aus Gold, die die Gerichte Gottes in sich bergen. So bitter der Inhalt ist, so wird kein Mensch Gott eines Unrechtes zeihen können. Seine Pläne sind in Gericht und Gnade wie lauteres Gold.

Offb. 15,7.8: „Und eins der vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll vom Zorn Gottes, der in die Ewigkeiten der Ewigkeiten lebt. Und der Tempel wurde voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht, und niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet würden."


Die vier lebendigen Wesen sind Sinnbilder für das verschiedenartige Wirken Gottes (Offb. 4). Wenn eins dieser Wesen

Die Majestät Gottes im Gericht

den Gerichtsboten die Schalen des Gerichts übergibt, so bedeutet dies, daß auch in diesem Abschnitt der Weltgeschichte niemand anders als Gott handelt. Als der allmächtige Herr greift er in die Geschichte der Menschheit ein. Jahrtausende hat er die Revolution des Menschen gegen Gott getragen und mit großer Liebe ihn immer wieder gerufen. Er konnte diese großzügige Art sich leisten, weil er in die Ewigkeiten der Ewigkeiten lebt. Darum sind seine Pläne nicht Eintagspläne. Nun steht er vor dem Abschluß seiner Pläne mit der Menschheit. Er erreicht sein Ziel über alle Widerstände hinweg. Es ist lächerlich, daß der Mensch glaubte, zu Gott nein sagen zu können. Er hat die Geduld Gottes unglaublich mißbraucht. Jetzt wird er erleben, daß der Zorn Gottes in seiner ganzen Fülle über ihn ausgeschüttet wird.
In dem gewaltigen Gemälde, das vor den Augen des Johannes im Himmel ersteht, wird der Tempel Gottes von dem Rauch der Herrlichkeit und Macht Gottes erfüllt. Für den, der ein Auge hat, zu sehen, wird auch in den schwersten Gerichten Gottes seine Herrlichkeit offenbar. Der moderne Mensch wird bis ins Innerste erbeben, wenn die Majestät Gottes in seinen Gerichten sich kundtut. In den schauerlichen Ereignissen des 20. Jahrhunderts hat Gott uns einen Anschauungsunterricht gegeben, durch den wir ahnen, wie es einmal sein wird, wenn Gott in voller Weise seine Majestät enthüllt.
Da Gott jetzt seinen Weltenplan zu Ende führt, ist niemand mehr in der Lage, in das Heiligtum zu gehen, um durch sein Gebet die Durchführung der Pläne Gottes aufzuhalten. In dieser Etappe der Menschheitsgeschichte vermag das Gebet der Gemeinde Jesu nicht mehr in die Weltregierung Gottes einzugreifen. Es wird deutlich, welch ein Vorrecht der Christusgemeinde heute anvertraut ist, daß sie durch ihr Gebet den Arm Gottes aufhalten und in Bewegung setzen darf. Gott erlaubt ihr, mit ihm wie mit einem Freund zu reden und für das Schicksal des eigenen Volkes und der Völkerwelt einzutreten.
Es ist unheimlich, daß einmal ein Zeitpunkt kommen wird, an dem die Fürbitte ihre Bedeutung verliert, weil die Gerichtspläne Gottes durchgeführt werden müssen.

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